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unter gleichzeitiger Bildung von Gichtgasen, ein Beweis, daß der Koks zu einem großen Teil noch nicht verbrannt war. Es wurden nun 10t Koks und eine leichte Erzgicht (1/4 der gewöhn lichen), weiterhin noch 5 t Koks und eine etwas schwerere Gicht (1/3 normal) aufgegeben; aus den Formen entfernte man die Asche und noch glühende kleine Koksstückchen, setzte lange eiserne Röhren von 75 mm d in die Formen ein und mauerte den übrigbleibenden Teil der Oeffnung mit Ausnahme je einer kleinen unter halb der Röhren gelegenen Stelle, die für den Schlackenabfluß dienen sollte, wieder zu. Hervor zuheben ist noch, daß man vor den Formen nicht allein glühenden Koks, sondern auch ge ringe Mengen flüssiger Schlacke antraf. Am 31. Dezember 1907 wurde der Ofen bei abgestelltem Kühlwasser mit Wind von etwa 650° C. wieder angeblasen. Man ging anfangs sehr vorsichtig zuwege; die Windmenge betrug etwa 80 cbm in der Minute, doch wurde sie vom Ofen sofort angenommen, bald, darauf floß auch durch die engen Oeffnungen in den Formen die erste Schlacke ab. Da die eisernen Röhren häufig verbrannten oder sich mit Schlacke ver setzten, so wurde, um den Ofen tiefer zu be kommen und den Schlackenabfluß auf eine Stelle beschränken zu können, ein neues 1 m tiefes Loch über dem Stichloch gebohrt und in dasselbe eine Naphtha-Forsunka (Zerstäuber) eingeführt. Eine Stunde später floß die ganze Schlacke durch diese Oeftnung ab, wodurch es ermöglicht wurde, richtige Düsen einzubauen und die Kühlwasser leitung zu öffnen. Von da an ging der Ofen flotter, so daß man bereits in der Nacht vom 1. auf 2. Januar 1908, 36 Stunden nach dem Anblasen des Ofens, das erste Eisen erhielt. Der Uebergangszustand, bis der Ofen regel mäßiges Eisen lieferte, dauerte nur einige Tage. Auch später zeigte der Ofen keinerlei Nach wehen, sondern ging tadellos, ja der Betriebs leiter hofft, ihn noch einige Jahre in vollem Betrieb erhalten zu können. Der moderne Kupolofen.* M eine Herren! Mancher von Ihnen hat wohl - ' 1 schon vor den Fragen gestanden oder wird noch einmal davor stehen: „Wo kaufe ich meinen Kupolofen, wie baue ich meinen Kupol ofen, oder wie baue ich meinen Kupolofen um?“ Die Entscheidung dieser Fragen ist nicht leicht, besonders wenn Sie bis jetzt noch nicht im glücklichen Besitze eines Ofens waren oder mit dem Gang Ihres Ofens nicht zufrieden sind. Die Frage ist auch aus dem Grunde schwer zu be antworten, weil es eine Unmenge von Systemen gibt und jeder Erfinder natürlich behauptet, sein Ofensystem sei das richtige. Was man von einem guten, modernen Ofen ver langen kann, ist ja bekannt; erstens schnelle, heiße Schmelzung mit geringem Abbrand, und zweitens geringen Koksverbrauch. Vielfach wird auch Universalität verlangt, d. h. man will mit einem Ofen alles machen können. Es ist dieses wohl möglich, aber aus Rentabilitätsrücksichten sollte jeder Ofen seinem bestimmten Zweck angepaßt sein. Genügen nun unsere modernen Ofen systeme den vorher angeführten Baugrund sätzen? Von den verschiedenen Ofensystemen können wir zwei Haupttypen unterscheiden: Oefen mit weiten und solche mit engen Düsen. Zum Schmelzen von Eisen ist eine bestimmte Menge Koks, der in Deutschland allgemein verwendet wird, erforderlich. Diese Koksmenge hängt * Vortrag, gehalten von Ingenieur Karl Schiel (Köln a. Rh.) auf der Zusammenkunft der Köln-Aachener Bezirksgruppe des Vereins Deutscher Eisengießereien zu Köln am 19. März 1908. wiederum davon ab, wie die in dem Koks auf gestapelte Wärme ausgenutzt wird. Zum Ver brennen der Koksmenge gehört eine bestimmte Menge Sauerstoff bezw. Luft. Je schneller nun das Eisen geschmolzen wird, um so gün stiger ist der Schmelzprozeß in bezug auf Qualität des erzeugten Materials und in bezug auf den Ab brand. Den Schmelzkoks kann man von der Stufe der unvollkommenen Verbrennung, der Verbrennung zu Kohlenoxyd, bis zur Stufe der vollkommenen Verbrennung, der Verbrennung zu Kohlensäure, ausnutzen. Bei vollkommener Verbrennung ist die erzeugte Wärme etwa 31/2 mal so groß wie bei unvollkommener Ver brennung. Deshalb ist immer vollkommene Verbrennung anzustreben, mit Rücksicht auf die Erhitzung des Eisens und mit Rücksicht auf den Kohlenverbrauch. DievollkommeneVerbrennungin einem Kup ol- ofen wird beeinflußt durch die Beschaffenheit des Koks, ob derselbe klein- oder großstückig, dicht oder locker ist, ferner von der Pressung der Luft, sowie von der Temperatur der Luft und der Brennstoffe, und von der Temperatur im Verbrennungsraum. Da zur vollkommenen Verbrennung die doppelte Menge Luft wie zur unvollkommenen Verbrennung benötigt wird und großstückiger Koks der Luft eine kleinere An griffsfläche bietet als kleinstückiger infolge der vielen Zwischenräume, so befördert groß stückiger Koks die vollkommene Verbrennung und kleinstückiger die unvollkommene Verbren nung. Lockerer Koks gestattet ein bequemes Eindringen in die Poren, bietet dem Wind also