22. April 1908. Druckversuche, an ausgeführten Brückenteilen. Stahl und Eisen. 583 höhere Elastizitätsgrenze als die Flacheisen, und da das Flanschenmaterial ohne Zweifel die Widerstandskraft einer Säule mehr beeinflußt als der Steg, so sind die beobachteten Resultate möglicherweise noch mit einem höheren Wert Abbildung 1. der Elastizitätsgrenze zu vergleichen, als mit dem Werte von 2160 kg/qem für Schweißeisen. Bei Betrachtung obiger Zahlen ist klar zu er kennen: 1. daß die Knicklast nur 90 °/o der Elastizitätsgrenze bei Schweißeisensäulen erreicht und nur 80 °/o bei Säulen aus Flußeisen; 2. daß die „kurzen“ Säulen keinen Vorteil gegenüber dem Durchschnitt erkennen lassen. Es scheint die Verminderung des Längenverhältnisses in gewissen näher festzustellenden Grenzen nicht eine Widerstandsvergrößerung zur Folge zu haben und man kann den Schluß ziehen, daß die ge fundenen Ergebnisse die Widerstandsgrenzen der Säulen überhaupt darstellen. Das allgemeine Er gebnis mag daher wie folgt ausgedrückt werden: Gut hergestellte Schweiß- oder Flußeisen säulen knicken bei Belastungen, welche nach günstigster Annahme 90 °/o der Elastizitäts grenze des Materials nicht überschreiten. Eine Flußeisensäule, deren Material 2800 kg/qcm Elastizitätsgrenze zeigt, wird bei Belastung von 1280 kg/qcm eine Sicherheit gegen Bruch von nicht über 2 haben, selbst wenn ihre Kon struktion von der besten Art ist. Im Gegensatz hierzu wird ein Zugglied aus dem härteren Material, das bis zu 1400 kg/qcm be lastet wird, einen Sicherheitsfaktor gegen dauernde Deformation von wenigstens 2 aufweisen. Es ist also beim Zugstabe mit 1400 kg/qcm Be anspruchung der Sicherheitsfaktor gegen dauernde Deformation ebenso groß, wie bei dem mit 1270 kg/qcm belasteten Druckstabe gegen voll ständigen Zusammenbruch der Säule. Buchanan schließt aus den Versuchsergebnissen, daß die allmähliche Steigerung der Materialbeanspruchung, wie sie in der letzten Zeit sich eingebürgert hat, unzulässig ist, und daß es besonders bei Ent werfen von Druckstäben empfehlenswert sei, zu einer mehr konservativen Praxis zurückzukehren. Buchanan stellte die bei jedem Versuch er haltenen Werte in Tabellen zusammen. Ferner zeichnete er bei jedem Versuch ein Schaubild auf für den Verlauf: 1. der Gesamtverkürzungen, 2. der bleibenden Verkürzungen und 3. der Aus weichungen der Säule, sowohl in horizontaler als in vertikaler Richtung. In Abbildung 1 ist das Schaubild der erhaltenen Kurven bei dem Versuch mit der Säule 15, sowie deren kon struktive Ausgestaltung, wiedergegeben. Kin weiteres wichtiges und lebendiges Er gebnis der Buchananschen Versuche muß noch angeführt werden, dies ist das Erscheinen einer untrüglichen Nachgiebigkeits- ‘ = f grenze oder Elastizitätsgrenze y- -— des zusammengesetzten Druck- ! । Stabes und der Betrag dieser Grenze, wie er aus den De formationskurven zu erkennen ist. Die Grenze der elastischen Eigenschaften der erprobten Säulen ist nicht so klar durch die Kurve fest gelegt, daß untrügliche Werte aus derselben heraus abgelesen werden können. Der Verfasser der Ab handlung in den „Engineering News“ hat eine „Elastizitätsgrenze“ und einen „Nachgiebigkeits punkt“ für jeden Probestab festgelegt, wobei er von der Kurve der Gesamtverkürzung der unter Druck stehenden Säule ausgeht. Es kann nun