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15. April 1908. Nachrichten vom Eisenmarkte. Stahl und Eisen. 571 Im Maschinenbau war die Beschäftigung nicht gleichartig. Die Lokomotivfabriken hatten sehr viel zu tun, bei den übrigen Maschinenbau-Anstalten war die Beschäftigung im Berichtsvierteljahre befrie digend, und bei manchen liegt Arbeit für die nächste Zeit in genügendem Umfange vor. Indessen hat die Nachfrage durchweg nachgelassen. Auch im Brückenbau reicht der Bestand an Aufträgen noch für längere Zeit; es ist aber schwie riger geworden, neue Aufträge hereinzuholen, da die Käufer mit Bestellungen zurückhalten. Ueber die Gestaltung der Preise während der Berichtsmonate gibt die weiter oben (8. 570) abge druckte Zusammenstellung Aufschluß. Dr. W. Beumer. II. Oberschlesien. — Allgemeine Lage. Die etwas günstigere Gestaltung des Geldmarktes seit Beginn des neuen Jahres hat leider keine Belebung des Geschäftes gebracht. Der allgemein beobachtete wirtschaftliche Niedergang machte sich vielmehr auch in der Eisenindustrie Oberschlesiens weiter bemerkbar, wenn auch nicht ganz in dem Maße, wie in den west lichen Industriegebieten Deutschlands. Die Frühjahrs aufträge gingen in diesem Jahre nicht annähernd so zahlreich ein, wie im vergangenen Jahre; immerhin blieb der Beschäftigungsstand der Hüttenwerke, aller dings nicht in allen Erzeugnissen, noch ziemlich aus reichend, so daß nur in einzelnen Betrieben hin und wieder eine Feierschicht eingelegt zu werden brauchte. Trotz der beinahe auskömmlichen Beschäftigung waren die Hütten nicht in der Lage, die Abwärtsbewegung der Preise aufzuhalten. Obgleich bei manchen Er zeugnissen infolge des bereits im Vorjahre eingetre tenen Tiefstandes ein weiteres Sinken der Preise nicht zu verzeichnen war, so erlitten doch verschiedene andere in den Verkaufspreisen erhebliche Einbußen, so daß das Mißverhältnis zwischen den Erlösen für Fertigerzeugnisse und den Preisen für Rohstoffe, die an der Abwärtsbewegung entweder gar nicht oder nur in einem langsameren Zeitmaße teilnahmen, noch krasser wurde. Für die Hüttenwerke war also die Ge schäftslage in geldlicher Hinsicht am Schlüsse des Berichtsvierteljahres recht unerfreulich. Kohlen. Der Steinkohlenbergbau erfuhr in Förderung und Absatz während der Berichtezeit eine weitere Steigerung, obwohl die Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn durch die völlig ungenügenden Verfrachtungsverhältnisse auf den österreichischen Bahnen empfindlich gestört war. Durch die hierdurch frei gewordenen Kohlenmengen wurde der inländische Markt teilweise sehr reichlich versorgt, und deshalb sah sich eine Reihe von Verbrauchern sogar ver anlaßt, ihre Bestellungen aus Ueberfluß an Kohlen zu rückzuziehen. Grobkohle wurde glatt untergebracht, während die Nachfrage nach Nußkohlen etwas schwächer war. Ein Teil dieser Förderung mußte deswegen zur Halde gefahren werden. Industriekohle wurde in der zweiten Hälfte des Monats März etwas knapper, weil die betreffenden Abnehmer Vorräte für die Osterfeiertage anzusammeln begannen. Im allge meinen hielten Förderung und Absatz einander das Gleichgewicht, so daß Feierschichten nicht eingelegt zu werden brauchten. Die am Schlüsse der Berichts zeit bei den Gruben verbliebenen Kohlenvorräte waren sonach vorläufig recht mäßig. — Die Wagengestel- lung der Staatsbahn erfolgte in ausreichender Weise und betrug im Wagen Wagen im Januar 1908 214 954 gegen 208 571 Januar 1907 Februar 1908 211 188 „ 183 801 Februar 1907 März 1908 210 554 „ 192 756 März 1907 Die Oderschiffahrt wurde Anfang März eröffnet, litt aber von vornherein an verschiedenen Störungen in folge zu großer Niederschläge, durch die sich der Umschlag in Kosel-Oderhafen etwas ungünstig ge staltete. Die Verladungen zur Hauptbahn betrugen: im 1. Vierteljahre 1908 6 366 960 t „ 4. „ 1907 6 028 970 t „ 1. „ 1907 5 851 280 t, so daß eich gegenüber dem letzten Vierteljahre eine Steigerung von 5,61 0/o und gegenüber den ent sprechenden Monaten des Vorjahres eine solche von 8,81 0/o ergibt. — Die Ausfuhr nach Polen hielt sich nach wie vor in sehr bescheidenen Grenzen; diejenige nach Oesterreich-Ungarn wurde durch die Festsetzung des Umfanges der Verladungen der einzelnen Gruben, die aus den bereits angeführten Gründen erforderlich geworden war, wesentlich beschränkt. Koks. Die Marktlage für Koks erfuhr in den ahgelaufenen drei Monaten nunmehr auch eine Ab schwächung, da die Bezüge der polnischen und der inländischen Hochofenwerke zurückgingen. Die Er zeugung konnte allerdings infolge besserer Kohlen zufuhr eine geringe Verstärkung erfahren. Das Ge schäft in Koks für Zentralheizungen ließ bei dem milden Winter schon im März erheblich nach, so daß sowohl in Stückkoks, als auch in Würfel- und Nuß koks die Ansammlung von Beständen unvermeidlich wurde. Trotz dieser veränderten Marktlage fand keine Ermäßigung der Preise statt, da der maß gebende Fettkohlenpreis der staatlichen Gruben nicht herabgesetzt wurde. Auch in Zinder und Asche waren die Absatzverhältnisse nicht befriedigend, weil die Zinkhütten ihre Entnahme einschränkten. Erz. Der Erzmarkt beschränkte sich auf eine Versorgung der Hochofen werke mit oberschlesischen Brauneisenerzen und festländischen Rohstoffen, von denen in erster Reihe russische Erze in beträchtlichen Mengen und ziemlich regelmäßig eingeführt wurden. Die Zufuhr von überseeischen Erzen belief sich da gegen auf das geringste Maß. Das Angebot von Schmelzmaterial war fortgesetzt größer als die Nach frage; in letzter Zeit gingen aus dem Westen Deutsch lands, wo der Bedarf sehr nachgelassen hat, Ange bote ein, die unter den hiesigen Preisen standen. Die einzige Ausnahme bildeten infolge der bekannten Maß nahmen der Landesregierung schwedische Magnet eisenerze. Roheisen. Der Roheisenmarkt lag zwar ruhig, doch konnten die für den Verkauf angemeldeten Mengen in ihrem weitaus größten Teile vom Ober- schlesischen Roheisensyndikate für das erste Halbjahr 1908 zu ziemlich guten Preisen untergebracht werden. Der eigene Verbrauch der Werke erfuhr infolge des allgemeinen Rückganges der Geschäfte teilweise Ein schränkungen, und so wurden größere Mengen für den Verkauf frei, die in vollem Umfange abzusetzen dem Syndikate Schwierigkeiten bereitete, so daß die Stapelung einiger nicht zur Abnahme gelangten Mengen sich als unvermeidlich erwies. Einschränkungen der Erzeugung durch Ausblasen von Hochöfen waren in der Berichtszeit noch nicht erforderlich. Die Preisrück gänge in englischem und Luxemburger Roheisen nötigten bei Verkäufen in entferntere Gebiete, in denen die beiderseitigen Absatzinteressen sich stark berühren, zu Preiszugeständnissen. Stabeisen. In Stabeisen lagen Aufträge in reichlicher Menge vor, so daß die Walzwerke fast durchweg Lieferfristen von mindestens vier Wochen forderten. Die Preise waren aber derartig schlecht, daß die Werke an fast allen Stellen mit Verlust arbeiteten und deshalb die Herstellung nicht beschleu nigten. Formeisen und Eisenbahn - Ob erbau- material. Die von der Erleichterung des Geld- Standes erhoffte Belebung des Trägermarktes trat