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546 Stahl und Eisen. Manganerz-Bergbau in der Bukowina. 28. Jahrg. Nr. 16. an dieser Stelle, daß die soeben beschriebene Aufbereitungsanlage, welche nach Angabe so genau arbeitet, daß der Mangangehalt im Setz gute von zehntel zu zehntel Prozent genau reguliert werden kann, in Jakobeny selbst kon struiert und in den dortigen Werkstätten aus geführt wurde. Aus den Analysenbüchern der Bergverwal tung in Jakobeny hat der Verfasser eine Reihe von Analysen von aufbereiteten und nicht auf bereiteten Erzen entnommen, deren Durchschnitt die nachstehenden Werte ergibt: 1. Manganerz aufbereitet von der Grube Arsita-reu: Mn 46,62 P 0,31 Fe 9,40 S 0,08 2. Manganerz, nicht aufbereitet, von der Theresiengrube: a) Stückerz : b) Graupen: % % M 47,30 Mn 43,36 Fe 8,90 Fe 10,10 S 0,14 S 0,055 P 0,13 P 0,171 Seiner äußeren Beschaffenheit und Struktur nach ist das Bukowinaer Manganerz vom kau kasischen nicht viel verschieden, so daß also auf die gleiche Entstehungsweise und Bildungs periode dieser beiden Erzgattungen geschlossen werden kann. Auch hinsichtlich des Mangan gehaltes steht das Bukowinaer Erz dem kau kasischen nicht viel, den russischen Dnieprerzen hingegen gar nicht nach, dafür ist aber der Phosphorgehalt insbesondere im Erze der Haupt grube Arsita ein verhältnismäßig hoher, so daß die Qualität des Materiales, bei dessen Verwendung in der heute noch üblichen Art und Weise, hierdurch immerhin beeinträchtigt erscheint. Zum soeben beschriebenen Manganerzbergbau gehören außerdem noch die nachstehenden Hilfs betriebe : eine Maschinenwerkstätte, woselbst die für den Bergbau und die Aufbereitung erforder lichen Maschinen und Werkseinrichtungen fertig gemacht und zusammengestellt werden; eine Eisen- und Gelbgießerei zur Herstellung von Maschinen- und Röhrenguß für den eigenen Be darf, ein Zeughammer, eine zweite elektrische Zentrale mit einer 60 P. S.-Francis-Turbine und einem 50 P. S.-Reserve-Dieselmotor. Schließlich wäre noch zu erwähnen ein eigenes Erzlager auf dem Bahnhofe Jakobeny, zu dem die fertig aufbereiteten Erze auf einer 11/2 km langen, elektrisch betriebenen Rollbahn gefahren und dort zwecks weiterer Verfrachtung gelagert werden. Der Manganerzbergbau in Jakobeny lieferte im Jahre 1890 annähernd 3000 t Roherze, woraus damals rund 2000 t zumeist von Hand aus geschiedene Erze erhalten wurden. Die heutige Jahresförderung beträgt etwa 20 000 t Roherz, aus denen sich 10 000 t aufbereitetes Erz und 10 000 t Abfall und Schlamm ergeben. Der bis zu 38 °/o Mangansuperoxyd enthaltende Abfall und Schlamm wird natürlich metallurgi schen Zwecken zugeführt, insbesondere läßt sich der letztgenannte sehr gut agglomerieren, wie es auf einem österreichischen Hüttenwerke tat sächlich geschieht. Als Verbrauchstellen für bukowinaer Mangan erze kommen einige Eisenhüttenwerke Oesterreich- Ungarns, ferner chemische, Glas- und Papier fabriken Oesterreichs, Preußisch-Schlesiens und Sachsens in Betracht. Das Manganerz vorkommen in der Bukowina ist ein sehr reichhaltiges, so daß eine ergiebige Ausbeute, wie anzunehmen, in aufsteigender Linie für eine lange Dauer gesichert erscheint. Wie wohl durch den Ausbau der Bahnlinie bis Dorna- Watra für die Verwertung der Manganerze in Jakobeny ganz bedeutende Erleichterungen ge schaffen wurden, wodurch der stetige Aufschwung, den die Montanwerke daselbst nehmen, zum großen Teile begründet erscheint, läßt sich doch nicht verkennen, daß infolge der äußerst un günstigen geographischen Lage die Lebens bedingungen für die Manganerzindustrie in der Bukowina als äußerst schwierige bezeichnet werden müssen. Wenn man in Betracht zieht, daß das Absatzgebiet für bukowinaer Mangan erze ausschließlich der Westen ist, wo bis zur nächsten Verbrauchsstelle eine Strecke von vielen 100 km zu Lande zurückgelegt werden muß, so ergibt sich hieraus von selbst die Schlußfolge rung, daß dem Verbrauchsgebiete dieser Mangan erze verhältnismäßig enge Grenzen gezogen sind. Trotz Erniedrigung der Tarife für dieses Ma terial seitens der k. k. Staatsbahnen stellen sich die Frachtkosten mit Rücksicht auf die enormen Entfernungen immer noch sehr hoch; die Fracht für einen Waggon Manganerz vom Gewinnungs orte bis zu der dem letztgenannten nächst ge legenen Verbrauchsstelle beträgt 150 K, der vom Gewinnungsorte am entferntesten gelegene Abnehmer von heute ist für den Preis von 350 K f. d. Waggon zu erreichen. Da die Trans portkosten für das Erz den effektiven Wert desselben, bezogen auf die Gewichtseinheit, weit übersteigen, wird sich die Verwendung der bukowinaer Manganerze in der Industrie mit Berücksichtigung ihrer Güte zu einer reinen Tariffrage gestalten. Es ist selbstverständlich, daß derartig hohe Transportkosten allein durch Verbilligung der Gewinnung einigermaßen wett gemacht werden können, wenn die Wettbewerbs fähigkeit des Erzes unter diesen schwierigen Verhältnissen nicht in Frage gestellt werden soll. Da die Arbeitslöhne bei gegebenen ört lichen Verhältnissen eine willkürliche Verände rung in absteigender Richtung nicht ertragen,