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milien und Arbeitgebern des Bergischen Landes die Lungenheilstätte für Männer in Ronsdorf (140 Betten) und die Frauen-Nervenheilstätte in Roderbirken (ebenfalls über 140 Betten) mit einem Kostenaufwande von etwa 13/4 Millionen Mark entstanden. Geplant ist eine Männer- Nervenheilstätte in Dabringhausen mit etwa 1 Million Mark Baukosten und beschlossen der Bau einer Lungenheilstätte für Kinder mit 100 Betten, die rund 300 000 % erfordern wird. In diese Anstalten werden die bei den Orts gruppen des Bergischen Vereins für Gemeinwohl sich meldenden Kranken- und Invalidenversiche rungspflichtigen und deren Angehörige gelegt. Aber nicht allein in diese Heilstätten, sondern auch in eine große Anzahl anderer Luftkurorte, Thermal-, See- usw. Bäder werden Pfleglinge verschickt. In Remscheid hat sich zuerst die Fa brikkrankenkasse meiner Firma in Ver bindung mit der Landesversicherungsanstalt der eben besprochenen Sache angenommen, ihr folgte kurz darauf der „Verein zur Fürsorge für kranke Arbeiter“, der im Jahre 1898 ge gründet wurde und der heute auf eine erfolg reiche zehnjährige Tätigkeit zurückblickt. Alljährlich vor Beginn des Sommers beginnt die Hauptarbeit dieses Vereines. Den Kassen ärzten oder Krankenkassen, denen die Aus sendung eines Lungenkrank verdächtigen, eines Rekonvaleszenten oder einer mit einer anderen Krankheit behafteten Person in einen zweck entsprechenden Kur- oder Badeort notwendig erscheint, liegt es ob, solche Personen zur Mel dung bei der Geschäftsstelle des Vereines zu veranlassen; es melden sich auch natürlich eine große Anzahl von selbst. Von allen wird ge fordert ein ärztliches Attest, das sich der Verein vom behandelnden Arzt beschafft. Eine Ober begutachtung erfolgt dann noch durch den Ver einsarzt. Die zur Aussendung Erwählten werden, wenn sie die Bedingungen der Landesversiche rungsanstalt erfüllt haben, dieser zur Ueber- nähme der Kurkosten für das durch den Verein einzuleitende Heilverfahren durch Aussendung empfohlen. Für diejenigen Pfleglinge, welche nur krankenversicherungspflichtig sind, steuert die Krankenkasse bei Ledigen das zuständige Krankengeld zu den Kurkosten bei, während sie bei Verheirateten dasselbe den Familien als Unter stützung überläßt. Wo aber geldliche Beihilfen der staatlichen Arbeiter-Versicherungs-Organe nicht zuständig sind, wie z. B. bei den Familien angehörigen, oder wenn die Landesversicherungs anstalt die Uebernahme der Kosten ablehnen muß, dann tritt der Verein für die Kurkosten und für die Familienunterstützung ganz allein ein. Die Kurkosten werden heute durchweg auf etwa 240 •6 für den Pflegling oder 5,75 JI für den Tag veranschlagt. Die Familienunter stützung beläuft sich auf täglich 1,20 Jb für die Ehefrau und steigert sich je nach der Anzahl der zu unterstützenden Kinder bis auf 3,60 Jb. Daneben wird unter Umständen die Miete gewährt; im Notfälle wird der Kurbedürftige auch mit Kleidern und Wäsche ausgestattet. Als Kurorte kommen neben den genannten Heilstätten in Frage Lippspringe (Westf.), Königsborn, Godesberg, Honnef und Rhöndorf a. Rh., Neuenahr, Nau heim, Kreuznach, Wildungen, Aachen-Burtscheid, Oeynhausen, Insel Juist u. a. Es kamen von Remscheid im Jahre 1906 zur Aussendung 97 Männer, 42 Frauen, zu sammen also 139 Personen von 229, die sich gemeldet hatten. Soweit eine Kur überhaupt nicht notwendig war, wurden die Bewerber ab gewiesen, der Rest der nicht ausgesandten Per sonen wurde, wenn es unheilbare Lungenschwind süchtige waren, der Wohlfahrtsstelle für chronisch Lungenkranke überwiesen — auf diese komme ich noch zurück —, ein anderer Teil erhielt auf vier bis acht Wochen sehr reichlich be messene warme Mittagskost. Die Mittel dazu stiften Freunde und Gönner der Sache als Ver einsmitglieder, sowie Krankenkassen; ferner steuert die Stadt aus den städtischen Sparkassen überschüssen zu. Die den Vereinen erwachsenden Kurkosten für Invalidenversicherungspflichtige ersetzt die Landesversicherungsanstalt. Sie werden fragen, was wird damit erreicht ? Zunächst hat die Landesversicherungsanstalt ein wirtschaftliches Interesse daran, die Zahl der Invalidenrentner möglichst niedrig zu halten; sie erreicht es, indem sie versucht, die Arbeitsfähigkeit der er krankten und erwerbsunfähigen Versicherten durch vom Fürsorgeverein durchgeführte Heil verfahren wiederherzustellen und die Invalidi sierung der Versicherten auf Jahre hinauszu schieben. Der Verein will dasselbe, läßt sich aber dabei mehr vom Humanitätsgefühl leiten, er will der kinderreichen Familie den Familien vater so lange wenigstens erhalten, bis die Kinder selbst etwas verdienen können, bei Ehefrauen den kleinen, noch mütterliche Pflege erheischen den Kindern die fürsorgende und unentbehrliche Mutter, bei ledigen jungen Leuten den alters schwachen Eltern oder kleinen Geschwistern den Ernährer oder die Stütze. Deswegen werden einzelne Leute vier Jahre lang hindurch all jährlich auf vier bis sechs Wochen ausgeschickt. Solche Kuren tun Wunder. In ähnlicher Richtung wie der Verein zur Fürsorge für kranke Arbeiter arbeitet die „W ohl- fahrtsstelle für chronisch Lungenkranke“ in Remscheid in Verbindung mit dem städtischen Tuberkulose-Fonds. Die Wohlfahrtsstelle ist eine Nachahmung der in Frankreich und Belgien sich bestens bewährenden „dispensaires anti- tuberculeux“. Die Wohlfahrtsstelle will in der