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8. April 1908. Referate und kleinere Mitteilungen. Stahl und Eisen. 529 ein Wert, der mit einer gewöhnlichen Schmierung und unter Verwendung von Tropfölern nicht erreicht werden kann. Bei den von der Elektrotechnischen Versuchs station in Magdeburg ausgeführten Abnahmeversuchen waren im besondern folgende Garantien nachzuweisen : Jede Dampfmaschine sollte normal 500 und im Höchstfälle 610 PSe leisten bei einem Dampfver brauch von 6,2 bis 6,3 bezw. 6,5 bis 6,6 kg f. d. PSi- Stunde bei gesättigtem Dampf, 5,2 bis 5,3 bezw. 5,5 bis 5,6 kg f. d. PSi -Stunde bei überhitztem Dampf von 280“ C., 5,0 bis 5,1 bezw. 5,3 bis 5,5 kg f. d. PSi- Stunde bei überhitztem Dampf von 350° C. (gemessen am Anlaßventil der Maschine) einschließlich des Dampfes für die Heizräume. Als Wirkungsgrad war für die Normalleistung 89 °/o, für die Maximalleistung 91 o/o angegeben. Betreffs Regulierfähigkeit waren folgende Be dingungen zu erfüllen: Bei gleichbleibender Belastung da rf die Umdrehungszahl der Dampfmaschine um nicht mehr als —1/2°/ schwanken. Bei Belastungs änderungen darf die Tourenschwankung bei 25 0/o plötzlicher Ent- oder Belastung innerhalb 40 Sekunden, bei 50 o/o plötzlicher Ent- oder Belastung innerhalb 50 Sekunden, bei 100 °/o plötzlicher Ent- oder Belastung inner halb 60 Sekunden nach Eintritt der Aenderung nicht mehr als 21/2, 31/2 bezw. 5°/o betragen und muß hierauf die Maschine eine gleichbleibende Umdrehungszahl erreichen, welche die erstgehabte um nicht mehr als 1/2, 1 bezw. 2 °/o überschreitet. Mit Rücksicht auf die Betriebsverhältnisse be schränkte man sich nach besonderer Vereinbarung darauf, nur den Dampfverbrauch der Maschine I bei normaler Belastung und rd. 280° Dampftemperatur (am Einlaßventil des Hochdruckzylinders gemessen) festzustellen und an derselben Maschine die Regulier versuche vorzunehmen. Während einer Beobaehtungsdauer von 327 Mi nuten ergab sich eine durchschnittliche minütliche Umdrehungszahl von 125,2. Die Leistung des Hoch druckzylinders betrug 300,5 PSi, die des Nieder druckzylinders 251,6 PSi, somit stellte sich die indizierte Gesamtleistung auf durchschnittlich rund 552 PSi. Der Dampfverbrauch für PS und Stunde wurde auf 4,45 kg festgestellt. Die Dampfverbrauchsziffern hätten sich bei kälterem Ein- spritzwasser, d. h. bei besserem Vakuum und höherer Anfangsspannung (111/2 at statt 10,65) noch etwas günstiger gestellt. Die Ergebnisse der Regulierversuche waren fol gende: Bei einer Entlastung von 325 auf 150 Amp., d. h. bei einer Belastungsänderung von 40 0/o betrug die Umdrehungsschwankung im Höchstfälle 3 0/o, worauf die Maschine nach 20 Sekunden eine konstante Umdrehungszahl annahm, welche um 11/2°/ höher war als die erste. Bei Entlastungen von 100 0/o (330 Amp. auf 0) betrug die Tourenerhöhung mo mentan rd. 41/2°/ und ging die Maschine nach etwa 30 Sekunden auf eine Umdrehungszahl über, welche etwa 21/2 °/o über der anfänglichen lag. Bei höherem Vakuum, z. B. von 70 cm, was unter normalen Verhältnissen bei genügend kaltem Ein- spritzwasser erreicht wird, und bei der für später vorgesehenen Ueberhitzung von 350°, wird der Dampf verbrauch nach dem obigen Ergebnis 4 kg nicht viel übersteigen. Auf die Kilowattstunde bezogen, würde der Dampfverbrauch gemäß obigen Ergebnisses rd. 7 kg betragen. — Die Betriebsdirektion der Elektrizitätswerke der Stadt Frankfurt a. M. hat an zwei kürzlich gelieferten Turbinen, System Brown, Boveri-Parsons, Abnahmeversuche angestellt, deren Ergebnisse aus nachstehender Tabelle ersichtlich sind. Jede dieser Turbinen ist mit einer besonderen Oberflächen - Kon densationsanlage, Bauart Brown-Boveri, versehen und mit einem Einphasen-Generator von 3500 KW. Lei stung gekuppelt. Es sei noch bemerkt, daß die vom Generator ab gegebene Leistung mittels nach der Messung von der Reichs-Anstalt nachgeprüften Präzisions -Wattmeter, deren Angaben außerdem noch durch Zähler bestätigt wurden, und der Dampfverbrauch durch Wägung des Oberflächenkondensats auf einer nach den Versuchen geprüften Wage bestimmt wurde. Dampfdruck at Dampf temperatur °C. Vakuum auf 760 mm Barometerstand bezogen KW. einschl. Erregung Dampf i. d. Stunde für die KW.-Stunde reduziert auf 300° C. 10,74 243,1 73,92 2532-|- 19,2 = 2551,2 16 646 6,53 5,88 9,93 238,3 73,76 2564,8 + 21,5 = 2586,3 16 920 6,54 5,83 9,97 10,38 234,9 219,5 74,10 74,20 1523,4 + 19,1 = 1542,5 leer | 14,0 erregt J 11 004 2 170 7,13 6,32 10,0 258,8 73,32 3498 + 23,6 = 3521,6 21 840 6,22 5,77 Da die vorhandenen Kesselanlagen, bezw. die Ueberhitzer, höhere als die in der vorstehenden Ta belle angegebenen Temperaturen nicht zuließen, mußte davon Abstand genommen werden, die Dampftempe ratur von 300° C., für welche die Turbinen gebaut sind, auszunutzen. Der Einfluß der Ueberhitzung kann jedoch auf Grund zahlreicher Versuche mit Sicherheit angegeben werden (eine Erhöhung der Dampftempe ratur um 5,7“ C. erniedrigt den Dampfverbrauch um 1 °/o) und dürfte es somit als zulässig zu erachten sein, die Dampfverbrauchszahlen, die sich mit überhitztem Dampf von 300° C. ergeben würden, in obige Tabelle mit aufzunehmen. Zieht man den verhältnismäßig geringen Dampf druck, mit dem die Frankfurter Turbinen arbeiten, gebührend in Rücksicht, so dürfen sie, was den Güte grad anbelangt, der in der Leistung erheblich größeren Parsonsturbine im Carville-Kraftwerk in Wallsend bei Newcastle, über die in der „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure“ 1907 Seite 1122 als der in bezug auf Dampfausnutzung besten bekannten Dampfturbine berichtet ist, als vollkommen gleichwertig an die Seite gestellt werden, was um so bemerkenswerter ist, als ihre Umdrehungszahl nur 1360 i.d. Minute beträgt und der Wirkungsgrad von Einphasen-Generatoren erfahrungs gemäß geringer anzuschlagen ist, als derjenige von Dreiphasen-Generatoren gleicher Leistung. Es möge schließlich auf die geringe Zunahme des Dampfvarbrauches für die Kilowattstunde mit ab nehmender Belastung aufmerksam gemacht und nur nebenbei bemerkt werden, daß zur Erzielung ähnlich guter Dampfausnutzung durchaus nicht etwa über-