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Leiter des technischen Teiles Dr-Ing. E.Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Kommissionsverlag von A. Bagel-Düsseldorf. STAHL WEISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 15. 8. April 1908. 28. Jahrgang. Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. I. Bericht an die am 2. April 1908 abgehaltene Hauptversammlung. D er seit der vorjährigen Hauptversammlung (5. April 1907) hinter uns liegende Zeit abschnitt hat dem deutschen Wirtschaftsleben einschneidende Veränderungen gebracht. Die ersten Monate fanden das geschäftliche Leben noch auf seiner vollen Höhe; bald aber trat es in ruhigere Bahnen ein, und im Herbst konnte kein Zweifel mehr darüber sein, daß die Hoch konjunktur ihr Ende erreicht habe. Aber der Uebergang vollzog sich im Gegensatz zu früheren Zeiten allmählich und ruhig — eine um so er freulichere Erscheinung, als dies in anderen Län dern nicht in gleichem Maße der Fall war, wie denn z. B. in den Vereinigten Staaten von Amerika das Wirtschaftsleben eine Krise schlimm ster Art durchmachte. Der erfreulichere Verlauf in Deutschland ist zweifellos zu einem erheblichen Teil den Kar tellen und Syndikaten zu verdanken, die nicht nur für die Industrie und ihre besonderen Zweige, sondern für das Wirtschaftsleben in seiner Gesamtheit und somit für das deutsche Volk von größtem Nutzen gewesen sind. Ein besonderer Teil daran gebührt den Kartellen der Eisenindustrie, die — wie selbst die „Frank furter Zeitung“ anzuerkennen, nicht umhin kann — „doch dafür gesorgt haben, daß die Preise nicht eine so schwindelnde Höhe wie 1900/01 er reichten, daß auch die Spekulation in Eisen, die die letzte Krise so sehr verschärfte, dies mal mehr oder minder ausgeschlossen wurde“. Erneuert wurden in der Berichtszeit der Stahl werksverband, der Stahlformguß verband, das Gas-und Siederohrsyndikat; der Walzdraht verband wurde auf neuer, breiterer Grundlage aufgebaut. Leider gelang es nicht, den Stabeisen verband zustande zu bringen. Die Bemühungen, für die Grob- und Feinbleche eine gemeinsame Verkaufsstelle zu schaffen, sind noch im Gange. Bezeichnend ist im Stahlwerksverbande die Verschiebung der Beteiligungsziffern von den A-Produkten nach den B-Produkten hin, ein Be ¬ weis für das Bestreben der Werke, immer mehr zur Verfeinerung ihrer eigenen Erzeugnisse über zugehen. Uebrigens vollzog sich der Konjunktur rückgang viel mehr in den B-Produkten als in den A-Produkten, bei welch letzteren ein Nach lassen nur in geringerem Grade eintrat. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, daß noch ein außerordentlich großes Bedürfnis für den Ausbau der Verkehrsmittel besteht. Die fort gesetzte Nachfrage nach Schienen und Schwellen bot den A-Produkten einen großen Rückhalt, während die B-Produkte ganz besonders durch die Lage des Geldmarktes ungünstig beein flußt wurden. Da ein andauernd hoher Zinsfuß stets zuerst und in besonderem Maße auf die Bautätigkeit lähmend einwirkt, so wurde in der Eisenindustrie das Formeisen am meisten davon betroffen. Die Bewegung des Reichsbankdiskontsatzes seit dem Anfangedes Jahres 1906 war die folgende: Vom 1. Januar „ 18. September „ 10. Oktober „ 18. Dezember „ 22. Januar „ 22. April » 20. Oktober „ 8. November „ 13. Januar , 25. » ab 7. März bis 17. Januar „ 22. Mai „ 17. September „ 9. Oktober » 17. Dezember » 21. Januar „ 22. April » 29. Oktober » 8. November „ 13. Januar " 25. _ 7. März 1906 1907 » » 1908 6 »/o 5 „ 41/2, 5 „ 6 » 71/2» 61/2, 6 » 51/2, Unter so ungünstigen und schwierigen Ver hältnissen des Geldmarktes ist es eine doppelt erfreuliche Tatsache, daß die Eisenerzeu gung und der Eisen v er brau ch 1907 gegen über den vorhergehenden Jahren nicht allein nicht nachgelassen, sondern sich noch gehoben hat, wenn auch nicht in dem Maße wie von 1905 auf 1906. Die Roheisenerzeugung betrug: 1905 10 987 623 t 1906 12 473 067 t 1907 13 045 760 t XV.2» 1