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472 Stahl and Eisen. Holz und Eisen als Ausbaumaterial in Strecken- u. Abbaubetrieben. 28. Jahrg. Nr. 14. Gebirgsdruck ist gleichbedeutend mit Schwer kraft der gelockerten Gesteinsmassen. Die Schwerkraft kann erst nach Offenlegung der Grubenbaue, demnach nach Fortnahme des die Firste, das Hangende genannt, unterstützenden Gesteines schädlich auftreten, und wirkt erst dann besonders nachteilig, wenn das in der Nach barschaft der offengelegten Grubenräume an stehende Gestein seine innere Spannung verloren hat. Auf die einzelnen Arten des Gebirgsdruckes (Firsten-, Seiten-, Sohlendruck) soll hier nicht näher eingegangen werden; es soll nur auf den Grundsatz hingewiesen werden, daß der Gruben ausbau die Aufgabe hat, die Auslösung der in dem festen Gestein obwaltenden Spannung nach Möglichkeit zu verhindern und für den Fall, daß eine Auslösung im Laufe der Zeit eintritt, der in die Erscheinung tretenden Schwerkraft der niedergehenden Gesteinsmassen kräftig zu be gegnen. Eine Strecke z. B. steht für gewöhnlich während oder unmittelbar nach dem Auffahren nicht in Druck, sondern dieser stellt sich erst nach Ablösung einzelner Gesteinsblöcke oder, wie wohl bei ausgedehnteren Grubenräumen, den Abbau betrieben und den diesen benachbarten Strecken meistens der Fall, ganzer zusammenhängender Gesteinsschichten ein. Der Ausbau hat nun diesen sich nach der Größe der abgelösten han genden Gesteinsmassen richtenden Gebirgsdruck vor Hereinbrechen, demnach den Grubenbau vor Zubruchgehen, zu schützen. Beim Streckenausbau hat man zu unter scheiden zwischen Strecken, welche dauernd in ruhigem, nicht druckhaftem Gebirge stehen, und solchen, welche starkem Gebirgsdruck ausgesetzt sind. Bei letzteren ist eine häufige, manchmal sogar ununterbrochene Erneuerung des Ausbaues infolge Brechens desselben erforderlich, bis zu dem Zeitpunkt, an welchem sich der hangende Gebirgskörper gesetzt hat, d. h. vermöge seiner Schwerkraft im ganzen oder derjenigen der ein zelnen gelockerten Gesteinsmassen eine genügende Spannung infolge fester Auflage auf die liegen den Schichten des abgebauten Minerals bezw. auf den seitwärts der Strecke eingebrachten Ver satz wiedererlangt hat. Dieser Zeitpunkt, wel cher unter normalen Verhältnissen über kurz oder lang bei allen Strecken eintritt, richtet sich naturgemäß nach der Mächtigkeit und Festig keit der hangenden Gesteinsschichten sowie nach dem Durchbiegungsvermögen derselben. Der Aus bau der so „in Ruhe gekommenen Strecken“ hat alsdann nur noch einen geringfügigen, gleich mäßigen Druck zu überwinden und bedarf, stark genug gewählt, nur dann der Erneuerung, wenn äußere, später zu erörternde Einflüsse die Festig keit des Ausbaumaterials in gefahrdrohender Weise herabgemindert haben. In unseren heimischen Bergbaubetrieben wird der Ausbau in Strecken und Abbaubetrieben hauptsächlich in Holz ausgeführt. Wenn auch eine Reihe von Grubenverwaltungen schon seit langen Jahren dazu übergegangen sind, eisernen Ausbau anzuwenden, so ist dies nur in beschränk tem Maße der Fall. Viele Grubenverwaltungen wollen infolge der dem eisernen Ausbau anhaften den weiter unten zu besprechenden Mängel trotz der diesen gegenüberstehenden großen Vorteile von dem Ersatz des Holzes durch Eisen nichts wissen. Nur in einzelnen Bergwerksbetrieben hat man teils aus freien Stücken, teils gezwungen durch die örtlichen Verhältnisse, die Vor- und Nachteile unparteiisch abgewogen und unter diesen Gesichtspunkten den Eisenausbau für die Abbaue und auch für die Querschläge, Richt strecken und die den Abbaubetrieben benach barten, teilweise sogar äußerst druckhaften und lange Zeit aufrecht zu erhaltenden Strecken wie die Bremsberge mit Vorteil in großem Umfange eingeführt. Hierbei hat sich gezeigt, daß bei gutem Willen der Betriebsbeamten die Nachteile durch zweckentsprechende Maßnahmen mit Leichtigkeit überwunden werden können, und daß Eisen gegen über dem Holz trotz der höheren Materialkosten nicht zu ersetzende Vorteile bietet, welche dem Eisen die Herrschaft über das Holz im Gruben ausbau dauernd sichern. In größerem Umfange wird sich jedoch Eisen erst dann Bahn brechen, wenn infolge der steigenden Grubenholzpreise Eisen sich im Ausbau auf den ersten Blick wirt schaftlicher zeigen wird und unsere Hütten- und Walzwerke sowie unsere Eisenkonstrukteure dem Eisen bezw. dem Eisenausbau in seiner Konstruktion die für jeden Ausbau notwendigen und wünschenswerten Eigenschaften, welche ihm jetzt noch fehlen, gegeben haben werden. Die verbrauchte Grubenholzmenge eines Berg werkes steht, wie ohne weiteres einleuchtend, unter normalen, gleichbleibenden Umständen dauernd in einem gewissen Verhältnis zum Um fang der Betriebe und demnach auch in einem bestimmten Verhältnis zur Förderung. In dem nebenstehendenSchaubild (Abbild. 1) ist dieses Verhältnis für die gesamten Berg werke des Oberbergamtsbezirks Dortmund seit dem Jahre 1881, jedesmal auf ein Jahr aus gerechnet und auf die Zahl 1000 bezogen, durch die dünn ausgezogene Linie veranschaulicht. Die Förderziffer ist durch die dick ausgezogene Linie und der jährliche Grubenholzbedarf durch die gestrichelte Linie, deren Zahlen, in Prozenten ausgerechnet, jedesmal auf ein Jahr bezogen sind, gekennzeichnet. Bezüglich der Gruben holzpreise mußte infolge der im Grubenholz handel herrschenden Unstetigkeit und mangels einer einigermaßen zuverlässigen Statistik darauf verzichtet werden, Angaben, welche sicherlich in ihrer Zusammenstellung für die Jahre seit 1881 interessant gewesen wären, wiederzugeben.