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344 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 28. Jahrg. Nr. 10. Frankreich hinein erstrecke. Die ersten Bohrungen in Eply erreichten das Kohlengebirge in der unerwar teten Teufe von 685 m. Mit einem Kostenaufwande von 4 000 000 Fr. wurden in einer Länge von 23 000 m 19 Bohrungen niedergebracht. Das Ergebnis war jedoch, daß das Gebiet arm an Kohlen ist. Nur in drei Bohrungen sind annehmbare Mächtigkeiten von zusammen 5 bis 6 m in Flözen von 0,41 bis 2,65 m nachgewiesen worden. Auch in anderen Gegenden, bei Dinant, sind Schürfarbeiten gemacht worden. Nur einige wiesen Erfolge auf, z. B. bei Albi und La Bouble, Saint Martin de Valgualgues und Saint-Brös. Alle diese Versuche sind mit großer Ausdauer, welche die Anerkennung des Landes verdienen, vorgenommen worden. Wenn auch manche Lager erschürft sind, so wird es sich fragen, ob dieselben erreichbar und abbaufähig sind. Zugegeben, daß die Temperaturen in den großen Teufen nicht zu hohe sind und daß sich die technischen Schwierigkeiten wohl überwinden ließen, so erscheint es nicht ausgemacht, daß eine lohnende Gewinnung der Kohlen möglich ist. In Lothringen fürchtet man überdies große Wasserschwierigkeiten. Die Lage ist die, daß die Inangriffnahme der Flöze fernliegend und unbestimmt ist. Reumaux geht dann des näheren ein, die Frage zu erörtern, ob es möglich sei, die französische Produktion durch neue größere Anlagen und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der bestehenden Schachtanlagen zu vergrößern, ähnlich denen in Westfalen. Nach Lage der Verhältnisse verspricht er sich hiervon keinen Er folg, trotzdem es den Beteiligten erwünscht wäre, aus ihrem Besitze größere Gewinne zu erzielen. Man berücksichtige nicht genug, daß die französischen Vorkommen nur geringe Ausdehnung haben. Frankreich fördert 36 000 000 t. Daran ist das Loire-Gebiet, welches alle Lager in Angriff genommen hat, mit 3 750 000 t beteiligt; Le Gard und Sane-et- Loire mit je 2 000 000 t, l’Aveyron et le Tarn mit etwas weniger als 1 800 000 t. Das Becken von Com- mentry ist nahezu erschöpft und die Gruben l’Allier, Puy-de-Döme, Haute Saune, Bouches du Rhöne, le Var können wegen ihrer gestörten Flöze keine ernst liche Entwicklung nehmen. Die Fortsetzung des westfälischen Beckens liefert heute 2/3 der gesamten französischen Produktion; und allein hier im Bassin du Nord mit etwa 100 000 ha werden jährlich 24 000 000 t gefördert, obschon 1/4 des Terrains als unlohnend nicht abbauwürdig ist. Im Vergleich mit den Ergebnissen anderer Län der ist die Produktion, auf das Hektar berechnet, sehr ehrenwert zu nennen. Die Vereinigten Staaten er zeugen 370 000 000 t und beuten Flöze unter einer Fläche von 70 000 000 ha aus = 5,3 t für 1 ha, wälirend der Bezirk Bassin du Nord 240 t f. d. ha, im Pas-de-Calais allein sogar 302 t für 1 ha liefert- England fördert 250 000 000 t aus 1 250 000 ha, weniger für 1 ha als Frankreich, und das Ruhrgebiet 75000000 t aus 300 000 ha, ziemlich gleich mit den französischen Zahlen. Die Gruben sind am Ende ihrer Leistungsfähig keit angekommen und können ihre maschinellen Ein richtungen unter und über Tage kaum noch verbessern. Sehr schwierig gestaltet sich auch die Beschaffung der Arbeiter, obschon alle Vorkehrungen getroffen sind, für gute Unterkunft Sorge zu tragen und in sozialpolitischer Hinsicht alles zum Wohle der Arbeiter zu tun. Die Gruben im Bezirke Pas - de- Calais mit einer jährlichen Förderung von 500- bis 600 000 t bestehen aus einer Anlage von zwei Schächten von 5 m Durchmesser, welche etwa 25 bis 40 m auseinanderliegen. Alle Einrichtungen können mit denen anderer Länder den Vergleich aushalten und sind nach den neuesten Erfahrungen gebaut unter ausgiebiger Verwendung der Elektrizität zum Betriebe der Wasserhaltung, der Ventilation, Kompressoren usw. Auch auf die Fördereinrichtungen ist Wert gelegt. Die Fördermenge f. d. Korb beträgt 4 bis 6 t mit Seil geschwindigkeiten von 15 m und einer stündlichen Förderung von 200 t. Von dem Spülversatz wird eben falls Gebrauch gemacht und bedeutet derselbe einen wesentlichen Fortschritt für die Sicherheit der Gruben baue. Dos weiteren sind große Tagesanlagen vor handen: Wäschen, Koksöfen mit Gewinnung der Neben produkte und Verladeeinrichtungen. Es wird angegeben, daß eine vollständige Anlage zur Förderung von 500 000 t 10- bis 12 000 000 Fr. kostet, oder 20 bis 25 Fr. investiertes Kapital für die Tonne der jährlichen Förderung. Fortwährend wer den neue Kapitalanlagen gemacht und 40 °/o der Ueberschüsse zu diesem Zwecke verausgabt. In den letzten 20 Jahren sind hierfür 320 000 000 Fr. ausge geben worden. Die Größe der Anlagen ist ent sprechend den Lagerstätten berechnet, deren Charakter es nicht zuläßt, aus einem Schacht 1000 000 t zu fördern, wie dies im Ruhrgebiet der Fall ist. Die mangelnde Größe wird durch die größere Zahl der Einzelanlagen wettgemacht. Leider sind die fran zösischen Ablagerungen mit denen in England, an der Ruhr und an der Saar bezüglich der Regelmäßigkeit nicht zu vergleichen. Nur vermöge der vorzüglichen bergbaulichen Einrichtungen ist es möglich, 300 t für 1 ha zu fördern, eine Zahl, welche kein anderes Land erreicht hat, und es ist zu hoffen, daß dieselbe sogar auf 400 t gesteigert werden kann, da 28 neue Schächte im Abteufen begriffen sind. Es sei noch bemerkt, daß ein Kapital von 40 Fr. f. d. Tonne geförderte Kohle investiert ist, wenn alle Auslagen für Eisen bahnanschlüsse, Schiffahrtswege usw. berücksichtigt werden. Wilhelm Venator. Referate und kleinere Mitteilungen. Ueber die Druckverteilung im Eiseu vor einer eindringenden Schneide. * Eine rechnerische Behandlung der Vorgänge bei der Materialzerteilung durch schneidende Werkzeuge erfordert, daß die Vorgänge vor oder unter der Schneide bekannt sind, insbesondere, wie sich die Kräfte unter der Schneide im Material fortpflanzen, und welche Veränderungen das bearbeitete Material erleidet. Der erste Teil der Abhandlung gibt eine aus führliche Uebersicht, wie weit die einschlägigen * Autoreferat. Dissertation, Karlsruhe 1907. Vergl. auch „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes“ 1907 Heft 8 und 9. Fragen in der Literatur bisher behandelt sind, und zu welchen Resultaten man gelangt ist. Als Ausgangs punkt dienten die Formeln, welche J. Boussinesq für die Fortpflanzung der Kräfte im Halbraum an gegeben hat, nämlich in einem Körper, der von einer Ebene begrenzt und im fiebrigen unendlich groß ist; und zwar wurden die Formeln benutzt, welche die Re aktionen auf solche Flächenelemente im Körperinnern ergeben, die zu der Begrenzungsebene parallel ge stellt sind, weil in ihnen die sogenannten Konstanten des Materials nicht enthalten sind. Dabei wurden äußere Kräfte normal zur Begrenzungsebene voraus gesetzt. Zur Vereinfachung der theoretischen Behandlung der Aufgabe ersetzte man die keilförmig eindringende Schneide (Abbildung 1) durch einen Druckstempel