334 Stahl und Eisen. Verwendung von Chromeisenstein als feuerfestem Material. 28. Jahrg. Nr. 10. Zur Verwendung von Chromeisenstein als feuerfestem Material. Von Dr. M. Simonis in Charlottenburg. Mitteilung aus der chemisch-technischen Versuchs-Anstalt bei der Kgl. Porzellan-Manufaktur, Charlottenburg. G elegentlich von Versuchen, Chromit als feuerfestes Material zu verwenden, wurde die Schmelzkurve der Mischungen aus Chromit und Kaolin festgestellt. Der angewandte Chrom eisenstein hatte folgende Zusammensetzung: CrOa. . . . 52,9% Sio, • . . . 9,6% Fe O . . . . 22,6 „ Mg O .... 10,1 B Al:0a .... 4,8 » Der Kaolin war Zettlitzer Erde mit 98,5 % Tonsubstanz. Der Chromit wurde erhitzt, abge schreckt, zerkleinert und in Trommelmühlen fein gemahlen. Die angeführte Analyse bezieht sich auf das bereits pulverisierte Material, das im Ab stand von 5 zu 5 % mit steigenden Gewichts mengen Zettlitzer Erde versetzt wurde. Aus den innigen Gemengen hergestellte Kegel im Format der kleinen Segerkegel wurden in elek trischen Widerstandsöfen, die höchstschmelzenden chromitreichen Mischungen in einem zu pyro metrischen Zwecken hergestellten Lichtbogenofen zum Schmelzen erhitzt und mit Z-Kegeln sowohl als dem neuen Holborn-Kurlbaumschen optischen Pyrometer verglichen. Z-Kegel sind im Labora torium hergestellte, von den entsprechenden Seger- kegelnummern wenig abweichende Mischungen. Der angewandte Chromeisenstein schmilzt bedeutend höher als Kaolin, etwa mit reiner Tonerde gleichzeitig. Von einem eindeutigen Kegelschmelzpunkt ist indessen bei ihm schon der leichten Reduktion der Metalloxyde im elek trischen Ofen wegen nicht die Rede. Ebenso ist der für Mischungen von 5 und 10% Kaolingehalt angegebene Kegeschmelzpunkt in seiner absoluten Größe ein Wert von nur geringer Bedeutung; wesentlich ist nur, daß die drei Werte dieser höchstschmelzenden Kegel über Platinschmelze und in der Nähe des Schmelzpunktes reiner Ton erde (Z. K. 42) liegen. Bei allen anderen Mi schungen, also von 15 bis 100 % Kaolingehalt, wurden die Schmelzerscheinungen in dem Auge dauernd zugänglichen elektrischen Widerstands öfen beobachtet. Wie die graphische Darstellung (Abbildung 1) zeigt, liegt das Eutektikum bei einem Gehalt von 35 % Kaolin. Bei Abnahme des Kaolingehaltes steigt der Kegelschmelzpunkt der Mischungen in starkem Maße; die Gemische schmelzen zunächst (30 bis 15 %) gleichmäßig wie Segerkegel um, jedoch mit viel langsamerer Er weichungsgeschwindigkeit, so daß man für zu schnellen Temperaturanstieg bedeutend zu hohe Werte erhält.* Wenn bei stetiger Verlangsamung * „Sprechsaal“ 1907 Nr. 29. der Erhitzungsgeschwindigkeit der Schmelzpunkt für Segerkegel oder Z-Kegel bereits seinen Mini malbetrag erreicht hat, sinkt er für Mischungen aus Chromit mit 15 bis 25 0/ Kaolingehalt noch immer weiter. Links vom Eutektikum tritt die entgegengesetzte Erscheinung auf. Die Abhängig keit des Schmelzpunktes von der Zusammen setzung ist nur gering und die Erweichungs geschwindigkeit nimmt immer mehr zu. Bei etwa gleichen Gewichtsteilen beider Komponenten er gibt sich auch in der Abhängigkeit vom Tempe raturanstieg ein gleiches Verhalten wie bei den Segerkegeln; beim Ansteigen des Kaolin anteiles über 70% anderseits findet kein Umneigen der Kegel mehr statt, sondern ein senkrechtes Ab fließen von der Spitze her. Rechts vom Eutekti- Abbildung 1. kum zeigen die Massen das Verhalten stark basi scher Mischungen, es fehlt die zum Eintreten ausgedehnter chemischer Umsetzungen notwen dige Kieselsäure, daher rührt die äußerst kleine Erweichungsgeschwindigkeit. Bei höherem Kao lingehalt als 70 % anderseits erfolgen starke pyro chemische Reaktionen mit schneller Auflösung der entstehenden leichtschmelzbarenVerbindungen ineinander und des Skeletts von Tonsubstanz in ihnen. Der Chromit spielt gegenüber dem Kaolin die Rolle eines stark aggressiven Flußmittels, da gegen das Kaolin ihm gegenüber nur die eines fast ausschließlich mechanisch einwirkenden Er weichungsmittels. Die mitgeteilte Schmelzkurve ergibt, daß der Kaolinzusatz der Schwerschmelz barkeit der zu erhaltenden Chromitmischungen