Volltext Seite (XML)
332 Stahl und Eisen. Die Bestimmung des Nickels im Nickelstahl. 28. Jahrg. Nr. 10. noch eine ganze Reihe von Faktoren von Einfluß: Konzentration der Lösung, Menge der Ammonium salze, Ammoniaküberschuß, Art des Fällens usw. Mag er daher auch mitunter wesentlich geringer sein, so ist doch die Größenordnung des mög lichen Fehlers eine derartige, daß die einmalige Fällung des Eisens mit Ammoniak auch bei einer sogenannten „Schnellprobe“ unzulässig erscheint. Die einzige exakte Trennungsmethode für Eisen und Nickel beruht auf der Abscheidung des ersteren als basisches Azetat. Die meisten Lehrbücher schreiben auch hier eine doppelte Fällung vor. Wenn man aber die freie Säure nicht mit Alkali neutralisiert, sondern durch Ab dampfen auf dem Wasserbade entfernt, wobei man ein Basischwerden des Eisenchlorids durch Zusatz von Kaliumchlorid verhindert, wird selbst bei Gegenwart relativ großer Eisenmengen in einer Operation eine vollständige Trennung er reicht. Da aber das Auswaschen so großer Niederschläge, wie sie sich schon bei einer Ein wage von 0,5 bis 1 g Stahl ergeben, Schwierig keiten macht, entfernt man zuerst die Hauptmenge des Eisens nach Rothe und scheidet dann erst den Rest des Eisens nach der Azetatmethode ab. In dieser Weise verfährt Ledebur,* nach dessen Methode man in den meisten Eisenhütten laboratorien arbeiten dürfte. Nur wird man, sofern Einrichtungen zur Elektrolyse vorhanden sind, es vorziehen, die schließliche Fällung des Nickels auf elektrolytischem Wege vorzunehmen. Dieser Analysengang ist vollkommen einwandfrei, aber mühsam und zeitraubend. Unter diesen Umständen dürfte dem Eisenhüttenmanne eine Methode willkommen sein, welche gestattet, das Nickel direkt in der Auflösung der Stahlprobe in kürzester Frist zu bestimmen. An anderer Stelle** habe ich gezeigt, daß Nickel durch Fällen mit Dimethylglyoxim auf gewichtsanaly tischem Wege mit großer Genauigkeit bestimmt und gleichzeitig von Eisen, Chrom, Zink, Mangan und Kobalt getrennt werden kann. Das Di methylglyoxim stellt ein weißes, kristallines Pulver dar, das in Wasser nur sehr wenig, leichter in Alkohol, besonders beim Erwärmen, löslich ist. Man verwendet es in Form einer einprozentigen alkoholischen Lösung. Fügt man von diesem Reagens einige Tropfen zu der stark verdünnten neutralen Lösung eines beliebigen Nickelsalzes, so entsteht sofort ein hochroter, kristalliner Niederschlag. Die bei der Reaktion frei werdende Säure hält einen Teil des Nickels in Lösung; neutralisiert man dieselbe aber mit Ammoniak oder stumpft sie durch Zusatz von Natriumazetat ab, so ist die Fällung eine voll ständige. Der voluminöse Niederschlag läßt sich leicht filtrieren und auswaschen. Bei 110 ois 120° getrocknet, hat er die Zusammensetzung C 8 H u N 4 O 4 Ni und enthält 20,31 °/o Nickel. * „Leitfaden für Eisenhüttenlaboratorien“. 6. Aufl. ** „Zeitschr. f. angew. Chemie“ 1907 Nr. 43 8. 1844. Um das Nickel auf diese Weise bei Gegen wart von Eisen zu bestimmen, stehen zwei Wege offen: entweder man führt das als Ferri- salz vorhandene Eisen durch Zusatz einer nicht flüchtigen organischen Säure, am besten Wein säure, in ein Komplexsalz über und verhindert so seine Fällung durch Ammoniak, oder man reduziert das Eisen durch schweflige Säure zu Ferrosalz und bewirkt die Fällung des Nickels aus schwach essigsaurer Lösung unter Zusatz von Natriumazetat. Das erstere Verfahren ist bequemer und für die Bestimmung des Nickels im Stahl vorzuziehen. Es hat auch den Vor zug, bei Gegenwart von Chrom anwendbar zu sein, da Chromsalze aus stark verdünnter Lö sung bei Gegenwart von Weinsäure durch Am moniak nicht gefällt werden, besonders wenn Ammoniumsalze vorhanden sind. Die Methode ge stattet daher auch die Bestimmung des Nickels im Chrom-Nickelstahl. Die Anwesenheit von Mangan im Stahle wirkt nicht störend, ebenso wenig geringe Mengen von Kupfer oder Vana dium, die mitunter vorkommen. Nur bei An wesenheit größerer Mengen von Mangan, wie sie hier nicht in Frage kommen, muß die Fällung aus essigsaurer Lösung bewirkt werden. Nachstehende Beleganalysen wurden unter Anwendung reinster Metallsalzlösungen von ge nau bekanntem Gehalte ausgeführt: 1. Angewandt: 0,0643 g Ni, 0,1202 g Fe; Gefunden: 0,3179 g Nickeloxim entsprechend 0,0645 g Ni. 2. Angewandt: 0,0482 g Ni, 0,2004 g Fe; Gefunden: 0,2387 g Nickeloxim entsprechend 0,0485 g Ni. 3. Angewandt: 0,0321 g Ni, 0,3209 g Fe; Gefunden: 0,1584 g Nickeloxim entsprechend 0,0321 g Ni. 4. Angewandt: 0,0321 gNi, 0,2004gFe,0,0505gCr; Gefunden: 0,1580 g Nickeloxim entsprechend 0,0321 g Ni; 5. Angewandt: 0,0321 gNi, 0,4008gFe,0,0505 g Cr ; Gefunden: 0,1598 g Nickeloxim entsprechend 0,0324 g Ni. Diese Ergebnisse zeigen, daß die Methode hinsichtlich ihrer Genauigkeit allen Anforde rungen entspricht. Die Differenz beträgt auch im ungünstigsten Falle nur 0,3 mg Nickel. Die Analyse des Nickelstahles gestaltet sich nun folgendermaßen: 0,5 bis 0,6 g der Stahl späne werden in etwa 10 ccm mäßig konzen trierter Salzsäure gelöst, und durch Erwärmen mit etwas Salpetersäure wird das Ferrochlorid in Ferrichlorid übergeführt. Sollte eine Ab scheidung von Kieselsäure stattfinden, was ich jedoch nie beobachtet habe, so bringt man diese durch Zusatz einiger Tropfen Fluorwasserstoff säure in Lösung. Man erhitzt bis zum Auf hören der Gasentwicklung, fügt 2 bis 3 g Weinsäure hinzu und verdünnt auf etwa 300 ccm. Zunächst macht man nun die Lösung schwach ammoniakalisch, um sich zu überzeugen, daß sie dabei völlig klar bleibt, worauf man mit einigen Tropfen Salzsäure wieder schwach