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Leiter des technischen Teiles Dr-Ing. E.Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Kommissionsverlag von A. Bagel-Düsseldorf. STAHL UM EISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Gesdhäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl- industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 10. 4. März 1908. 28. Jahrgang. Das Brikettieren I n den beiden letzten Sitzungen der vom „Ver- - ein deutscher Eisenhüttenleute“ eingesetzten „Erzbrikettierungs-Kommission" wurde in sehr eingehender Weise über den gegen wärtigen Stand der Eisenerzbrikettierung ver handelt. In Ergänzung der betreffenden Sitzungs protokolle (vergl. „Stahl und Eisen“ 1908, Nr. 3 S. 98 bis 99) seien nachstehend noch folgende Einzelberichte mitgeteilt: I. Verfahren von Dr. Sc hu mache r.* Das Verfahren des Dr. Schumacher in Osnabrück zur Herstellung von Erzbriketts be steht in einem geringen, also billigen Zusatz von Aetzkalk und feinst gemahlenem Quarz, starker Pressung der Mischung und Einwirkung von Dampf auf die Briketts zwecks Erhärtung derselben. Dieses Verfahren ist anwendbar auf Gichtstaub, mulmige Brauneisensteine, Purple-or, Kiesabbrände, durch magnetische Aufbereitung gewonnene eingesprengte Erze, Konzentrat oder Schliege genannt, also auf alle Arten für die unmittelbare Verhüttung durch ihre Korngröße ungeeignete Erze. Die diesen Erzen beizumischenden Bestand teile (Quarz und Aetzkalk) werden vorher ge mahlen, wobei ein Teil des gemahlenen Aetz- kalkes dem Sande zugemischt wird. Der Aetz kalk nimmt die dem Quarzsande anhaftende Feuchtigkeit auf und diese Mischung ist infolge dessen leicht und gut fein zu mahlen. Bei einem Preise von 3 6 bis 3,75 •6 für den Quarzsand stellen sich die Selbstkosten desselben, feinst gemahlen, f. d. Tonne auf 7 •% einschließ lich Amortisation und Kosten für Kraft und Arbeitslohn. Bei einem Zusatz von 5 °/0 Quarz mehl (dem höchsten bisher angewandten) kostet derselbe auf eine Tonne Briketts 0,35 Die Pressung der Briketts wird in Pressen ausgeführt, welche zur Herstellung von Mauer steinen aus granulierten Schlacken vielfach ver- * Eingegangen am 19. Mai 1907. X.2a von Eisenerzen. breitet und von Lür mann 1867 eingeführt sind.* Diese Pressen für die Herstellung solcher Mauersteine wiegen nur 5000 kg und üben nur einen Druck von 80 bis 120 kg f. d. qcm aus; diese Maschinen sind zwecks Herstellung von Briketts ganz bedeutend verstärkt, wiegen 22 000 kg, üben einen Druck von 300 bis 400 kg f. d. qcm aus und gestatten die Her stellung von 10 000 bis 12 000 Briketts zu etwa 4 bis 8 kg je nach dem spezifischen Gewicht des Erzes in einer zehnstündigen Schicht. Es sind jetzt zwei größere Brikettierungsanlagen nach dem Schumacherschen Verfahren im Be triebe und zwar eine Anlage auf Königshütte O.-S., in welcher Purple-ore, und eine Anlage auf der Kruppschen Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen, in welcher Gichtstaub brikettiert wird. Die Zusammensetzung der Briketts in Kö nigshütte beträgt im allgemeinen 91 °/o Purple- ore, 4 bis 5 °/o Aetzkalk und 3 bis 4 °/o Quarz mehl. Der Zusatz von Quarzmehl hängt von der Zusammensetzung der Erze ab und be trägt für Purple-ore bei einem andern Werke nur 1,5 °/o. Bei Gellivarakonzentrat und ähn lichen etwas grobkörnigen Erzen genügt schon ein Zusatz von 3 °/o Kalk und 2 °/o Quarzmehl, um hohe Festigkeiten zu erzielen. In der Anlage in Rheinhausen werden augenblicklich mit zwei Pressen in zehn stündiger Arbeitsschicht bis zu 22 000 Bri ketts von 4 kg oder 88 t hergestellt. Die erwähnten Briketts werden hergestellt aus 85 °/o Gichtstaub, lO°/o Aetzkalk und 5 °/o Quarzmehl. Sie haben einen Eisengehalt von 32 bis 38 °/o und einen Glühverlust von etwa 15 °/o (Koks, Kohlensäure und Wasser). Kohlen säure und Wasser werden im oberen Teil des Hochofens ausgetrieben und dadurch wird die Porosität, also die Möglichkeit der Reduktion der Eisenoxyde durch die Gase, wesentlich vermehrt. * „Stahl und Eisen“ 1897 S. 993, Zeile 27 von unten, und 1904 S. 323. 1