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DRESDNER PHILHARMONIE Sonnabend, den 9. April 1977, 20.00 Uhr Sonntag, den 10. April 1977, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solist: Eric Heidsieck, Frankreich, Klavier Siegfried Matthus geb. 1934 Serenade für Orchester (1974) Erstaufführung Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Kiavier und Orchester B-Dur KV 233 1756-1791 Allegro aperto Andante un poco adagio Rondo (Allegro) PAUSE Johannes Brahms 1833-1897 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15 Maestoso Adagio Rondo (Allegro non troppo) ERIC HEIDSIECK wurde 1936 in Reims geboren. Er studierte u. a. am Pariser Conservatoire. - -- A| -sge Z eichnet en Studienergebnisse wurde ihm 1954 der 1. Preis zuerkannt. Als letzter Schuler Alfred Cortots und später bei Wilhelm Kempff suchte er die weitere Vervollkommnung seiner pianistischen Fertigkeiten. 1955 setzte eine rege Konzerttätigkeit ein mit Verpflichtungen an die führenden Orchester Frankreichs sowie im Ausland. Tourneen führten ihn u. a. nach Großbritannien, Portugal, Luxemburg, in die Schweiz, die Niederlande, in die DDR, nach Algerien, Japan, USA, Südamerika und in die BRD. Zahlreiche Rundfunkstationen und Schall plattenfirmen verpflichteten ihn zu Aufnahmen. 1957 wurde ihm für seine Interpretation von Mozarts Klavierkonzert C-Dur KV 467 der Grand Prix du Disque verliehen. Seit 1961 konzertiert er auch gemeinsam mit seiner Frau Tania, und seit 1970 ist er Duo-Partner von Paul Tortelier. Mit der Dresdner Philharmonie musizierte er bereits 1967, 1970 und 1974. ZUR EINFÜHRUNG Siegfried Matthus wurde 1934 in Mallenuppen (Ostpreußen) geboren und studierte nach dem Abitur 1952 bis 1958 an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin Dirigieren und Komposition bei Rudolf Wagner-Regeny und war anschließend bis 1960 Meisterschüler Hanns Eislers an der Akademie der Künste der DDR in Berlin. 1960-1964 lebte er als freischaffender Komponist in Berlin. Seit 1964 ist er neben seinem kompositorischen Schaffen als Dramaturg an der Komischen Oper Berlin tätig. 1969 wurde er zum Ordentlichen Mitgl'ed der Akademie der Künste der DDR ernannt und 1972 daselbst zum Sekretär der Sektion Musik gewählt. Außerdem ist er Mitglied des Zentralvorstandes des Ver bandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Matthus wurde 1963 mit dem Ernst-Zinna-Preis, 1970 mit dem Hanns-Eisler-Preis und Kunstpreis sowie 1972 mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Er ist einer der profiliertesten und erfolgreichsten Repräsentanten der mitt'eren Komponistengeneration der DDR und hat heute bereits ein erstaunlich umfang reiches und vielseitiges Oeuvre vorgelegt, das in den Beiträgen zum Musiktheater (u. a. „Der letzte Schuß", „Noch einen Löffel Gift, Liebling", „Omphale") gipfelt, jedoch auch in den anderen Genres, insbesondere in der Sinfonik, Vokal- und Kammermusik, Eigengewicht besitzt. Es reifte in der Auseinandersetzung mit dem Werk Schönbergs und Weberns sowie neuen Haltungen, wie sie bei H. Eisler zu finden sind. Aber auch die Tätigkeit an der Felsenstein-Bühne schärfte seinen Blick, was der musikalischen Dramaturgie wie dem gesellschaftlichen Engagement seiner Stücke zugute kommt. Seine Tonsprache ist durch das ständige Bemühen charakterisiert, neue Kompositionstechniken und -methoden in den Personalstil aufzunehmen. über die heute zur Dresdner Erstaufführung gelangende Serenade für Orchester teilt Siegfried Matthus mit: „Meine .Orchester-Serenade' ist ein Auftrag Prof. Kurt Sonderlings und des Berliner Sinfonie-Orchesters. Die Kom position ist Paul Dessau zu seinem 80. Geburtstag gewidmet. Das Stück entstand im Frühjahr 1974. Es ist einsätzig, weist aber eine deutliche Dreiteilung auf. Auf einem orgelpunktartigen Flageoletten der Violoncelli und Kontrabässe beginnen acht Solostreicher eine melodisch-harmonische Struktur aufzubauen. Diese mün det in eine weit ausgesponnene melodisch-thematische Linie, die den vielfach geteilten und differenziert behandelten Streichern übertragen ist. Daran schließt sich ein schnellerer, scherzohafter Mittelteil an. Eine bewegte Sechzehntelfigur wandert nacheinander durch die verschiedenen Streichinstru mente. Darüber entwickeln sich neue thematische Strukturen in den Holz- und Blechbläsern. Dadurch bekommt dieser Teil eine passacagliaartige Form. Nach einem strukturell-dynamischen Höhepunkt, der im wesentlichen von den Blechbläsern und dem Schlagzeug getragen wird, leitet der orgelpunktartige Flageoletten des Anfangs den dritten Abschnitt ein, der in seiner formalen Anlage dem ersten Abschnitt ähnlich ist. Die melodisch-thematische Linie ist jetzt den Holz- und Blechbläsern übertragen, während die Streicher in einer variierten Form die Sechzehntelfigur des zweiten Teiles als Kontrapunkt hinzu fügen. Der Schluß ähnelt dem Anfang, nur, daß der Flageoletten in die hohen Lagen der Violine gelegt ist und mit einem großen Crescendo das Stück be schließt. Meine Komposition ist durchaus sinfonisch gearbeitet, da sie aber in ihrer musikalischen Grundhaltung heiter und unbeschwert ist, habe ich den Titel .Orchester-Serenade' gewählt."