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Abbildung 3. Hochofenanlage in Hanyang, links Stahlwerkshalle. Aufgenommen im Mai 1907. Die Konverteranlage (Abb. 4), die das Roh eisen indirekt — also in Kupolöfen umgeschmolzen — erhielt, erblies seit Ende der 90er Jahre haupt sächlich Stahl für die Schienen der 1200 km langen Hankow—Peking-Bahn, die 1900 bis 1905 zum großen Teil aus Schienen der Hanyang Iron and Steel Works erbaut wurde. Nebenher lieferten die Konverter und der Martinofen, der mit etwa 30 °/o Roheiseneinsatz arbeitete, Material für die Fein- und Mittelblechstraßen. Die Gesamtproduktion an brauchbaren Walz werksfabrikaten hat damals wohl kaum 15 000 bis 20000 t im Jahr überschritten und blieb in den meisten Jahren erheblich hinter diesen Zahlen zurück. Die Einrichtungen des Werkes, verbunden mit der Verwendung schlechter Koks und Kohlen, waren nicht dazu angetan, trotz der hohen Eisen preise einen Gewinn zu erzielen, dazu kam dann vor allem die Mißwirtschaft der chinesischen Be amten, die aus guten Gründen den europäischen Ingenieuren niemals einen näheren Einblick in ihre Buchführung und die Finanzverhältnisse des Werkes gewährten. Daß bei einer solchen Arbeits weise die Gelder öfters ausgingen, kann nicht wundernehmen. Es sei jedoch hier den Chinesen zur Ehre gesagt, daß trotz häufigen Geldmangels die Auszahlung der Gehälter an Europäer, soviel bekannt, nicht nachteilig beeinflußt wurde. Bei Gelegenheit einer solchen Geldflaue schlossen die Werke noch vor dem Jahre 1900 — der Gouverneur hatte vom 1. Juni 1896 ab die Werke an ein chinesisches Konsortium ver pachtet — mit den Japanischen Eisen- und Stahl werken in Wakamatsu gegen Anraten der In genieure einen Vertrag auf 30 Jahre, im Jahre 100 000 t der besten phosphorarmen Magnet eisenerze von den der Hütte gehörigen Erz lagern zum Preise von etwa 6 •%6 f. d. Tonne frei Verladestation zu liefern. Dieser Vertrag stellte die ganze Existenz des Bessemerwerkes in Frage, da ein Teil der übrigen praktisch er reichbaren Hauptmenge der Erze zu viel Phos phor (0,1 bis 0,25 °/o) enthielt, um ein Roh eisen, das den Anforderungen für die Weiter verarbeitung im Bessemerkonverter genügte, mit Sicherheit in größeren Mengen herstellen zu können. Zu berücksichtigen ist hierbei noch der Umstand, daß auch ein großer Teil des Koks geringe Mengen Phosphor enthielt. Im Jahre 1904 gingen die Werke fast voll ständig in den Besitz des Eisenbahndirektors Sheng-kung-pao, des Hauptbeteiligten an dem vorerwähnten Konsortium, über. Um nun die Anlagen für die Verarbeitung aller Magnet- und Roteisenerze des Tajeh-Bezirkes geeignet zu machen, beschloß man, unter Flüssigmachung des nötigen Geldes, ein Martinwerk und eine große Walzwerksanlage, mit zeitgemäßen Ein richtungen versehen, ai fzustellen. Die Zahl der Hochöfen und Martinöfen sollte dann später, wenn die Anlage sich als gewinn bringend erweisen würde, dem Bedarf ent sprechend vermehrt werden. Die von Sheng- kung-pao eingesetzte neue Generaldirektion be reiste mit europäischen Sachverständigen die Vereinigten Staaten und hauptsächlich England und Deutschland, um dort an Hand des Ge sehenen die Teile zu den Neuanlagen zu kaufen. Vor Schilderung des nun folgenden Um- und Neubaues sei hier noch kurz auf die Roh materialienbeschaffung eingegangen. Die Eisen erze des Tajeh-Bezirkes, etwa 100 km südöstlich von Hankow auf der rechten Seite des Yangtse gelegen, sind hauptsächlich Rot eisen- und Magneteisensteine von nachstehender durchschnittlicher Zusammensetzung: 58 bis 68 0/o Fe 0,04 bis 0,25 o/o P 3 „ 7„ SiOz 0,05 „ 0,1 „ S 1„2„ AhOs 0,05 „ 0,25 „ Cu 0,2 „ 0,4 „ Mu Abbildung 4. Stahl- und Walzwerksanlage, oben rechts Stahlwerk.