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DRESDNER PHILHARMONIE Sonnabend, den 29. Januar 1977, 19.00 Uhr Saal des Landhauses 1. L A N D H A Ausführende: Eckart Haupt, Flöte Hans-Detlef Löchner, Klarinette Michael Weigel, Fagott Wolfgang Gedicke, Horn Siegfried Rauschhardt, Violine Volker Karp, Violine Dietmar Marzin, Violine US-KONZERT Winfried Berger, Viola Michael Schöne, Viola Reiner Ginzel, Violoncello Andreas Priebst, Violoncello Thomas Bäz, Violoncello Peter Krauß, Kontrabaß Barbe Barthel, Harfe Karl-Heinz Naumann, Klavier Violoncello Joseph Haydn 1732-1809 Divertissement Nr. 4 für Flöte, Violine und G-Dur op. 100 Adagio Scherzo (Allegro) Finale (Presto) Eduard Patlajenko geb. 1936 Geometrische Variationen für Harfe (1966) Thema : Punkte — Linien (Andante e poco rubato) 1. Variation: Dreiecke (Adagio) 2. Variation: Vierecke (Moderato sostenuto) 3. Variation: Vielecke (Moderato sostenuto) 4. Variation: Kreise (Allegro) Thema: Linien — Punkte (Commodo) DDR-Erstaufführung Ludwig van Beethoven 1770-1827 Trio für Flöte, Klarinette und Fagott C-Dur op. 87 (1794) Allegro Adagio Menuett Presto PAUSE Wilfried Krätzschmar geb. 1944 „Arlecchino" per viola e contrabasso (1976) Uraufführung Fidelio F. Finke 1891-1968 Sonate für Horn und Klavier (1946) Largo Intermezzo (Leicht bewegt) Introduktion und Scherzo-Finale (Prestissimo) Bohuslav Martinü 1890-1959 Sextett für zwei Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli (1932) Lento — Allegro poco moderato Andantino — Allegretto scherzando Allegretto poco moderato ZUR EINFÜHRUNG Seit 1963 ist Karelien, eine Autonome Sowjetrepublik im Nordwesten der RSFSR, die Wahlheimat E d u a r d Nikolajewitsch P a t I a j e n k o s , der 1936 in Wolgograd geboren wurde und von 1957 bis 1963 am Leningrader Konservatorium studiert hat. Mit seinem Schaffen, in dem Instrumentalwerke überwiegen, wendet er sich vor allem musikalischen und literarischen Traditionen Kareliens sowie historischen Stoffen aus dem nordrussischen Kulturkreis zu; aber auch die Aus einandersetzung mit verschiedensten stilistischen Epochen hat ihre schöpferischen Spuren hinterlassen. So wesentliche Werke wie die Suite „Sinfonische Runen" (1965), das Bläserquintett „Abendliches Musizieren auf Holzblasinstrumenten" (1966), die 3. Sinfonie (1967), die „Renaissance-Suite" von 1968 und das 1971 entstandene Orchesterkonzert seien als Beispiele genannt. Die „Geometrischen Variationen" für Harfe wurden 1966 kom poniert und sind durchaus im Zusammenhang mit Patlajenkos intensivem Interesse für die karelische Volksmusik zu sehen. Speziell das Klangkolorit der gezupften Kantele, des Nationalinstrumentes der Karelen, findet hier eine reizvolle konzer tante Entsprechung. Die Arbeit mit dem musikalischen Material im Verlaufe von Thema („Punkte - Linien"), erster Variation („Dreiecke"), zweiter Variation („Vierecke"), dritter Variation („Vielecke"), vierter Variation („Kreise") und Wiederholung des Themas („Linien - Punkte") erfolgt auf der Grundlage von sechs Tönen. Die einzelnen Satzüberschriften sind vom Notenbild, das sich aus der jeweiligen strukturellen Verarbeitung des Materials ergibt, sowie den daraus resultierenden Klangeigenheiten abgeleitet. So entstehen beispielsweise durch Gegenbewegung und Zusammenführung zweier Stimmen immer wieder andere Formen, deren harmonische Ausgewogenheit in der ellipsenförmigen Stimmführung des „umrankten" Grundmaterials (in der vierten Variation „Kreise") einen Höhe punkt findet. Charakteristisch für Patlajenko ist die in diesem Teil erreichte Kulmi nation des Werkes: nachhallende Einzelklänge im Pianissimo als Station gedank lichen Innehaltens. Im Entwicklungsbogen, der vom Beginn des Werkes bis zu „Ton-Punkten" zurückgeführt wird, sieht der Komponist Analogien zum Kreislauf menschlichen Daseins, ohne freilich in dieser Instrumentalminiatur mehr zu wollen, als diesen Gedanken lediglich anzudeuten. Wilfried Krätzschmar wurde im Jahre 1944 in Dresden geboren. Er studierte von 1962 bis 1968 an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber" in seiner Heimatstadt die Fächer Komposition (bei Prof. Johannes Paul Thilman), Klavier und Dirigieren. Nach einer kurzen Tätigkeit als Schauspielkapellmeister am Meininger Theater erhielt er eine Aspirantur für Komposition bei dem Leipziger Komponisten Prof. Fritz Geißler (1969—1971) und wirkt seitdem als Assistent, nunmehr als Oberassistent für Komposition und Tonsatz an der Dresdner Musik hochschule. Wilfried Krätzschmar war zweimal Mendelssohn-Stipendiat und wurde 1970 mit einem Förderungspreis des Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerbes der Stadt Dresden ausgezeichnet. An Kompositionen entstanden bisher mehrere Orchesterwerke, zahlreiche Werke kleinerer und größerer Instrumentalbesetzungen sowie Chöre, Klavierstücke und eine Kantate. Die „Suoni notturni" für Flöte und Instrumente wurden 1974, das „Capriccio für Orchester" und die „Hölderlin- Fragmente" für zwei Chöre und Instrumente wurden 1976 durch die Dresdner Philharmonie bzw. den Philharmonischen Chor erfolgreich uraufgeführt. Heute gelangt neuerlich ein Werk des jungen Dresdner Komponisten zur Uraufführung, über das er folgendes mitteilt: