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die Streicherserenade Es-Dur, die sinfonische Dichtung „Praga", die Sinfonien „Asrael", „Das Reifen" und „Epilog"), Kammermusik, Klavierstücke, Chorwerke und Bühnenmusiken. Einer alten Kantorenfamilie entstammend, 1874 in Krecovice (Böhmen) ge boren, zeigte Suk schon frühzeitig Äußerungen einer außerordentlichen musi kalischen Begabung. Als Elfjähriger kam er bereits an das Prager Konserva torium, wo er die Aufmerksamkeit Dvoraks, seines späteren Lehrers, erregte. 1892 gründete er das weltberühmt gewordene „Böhmische Quartett", dem er bis 1933 angehörte, bei etwa 4 000 Konzerten in der ganzen Welt mitwirkend. Suk war auch ein hervorragender Pädagoge. Einer seiner Schüler war Bohus- lav Martinu. 1922 wurde er Kompositionsprofessor am Prager Konservatorium — eine Stellung, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1935 innehatte. 1898 hatte er Dvoraks Tochter Otylka geheiratet. Als 1904/05 Schwiegervater und Frau verstorben, erschütterten ihn diese beiden Schicksalsschläge derart, daß eine Wende zum Reflexiven in seinem Schaffen eintrat. In dieser Richtung weist bereits die Fantasie für Violine und Or chester g-Moll op. 24 (1902/03), die am 9. Januar 1904 in Prag zur Ur aufführung gelangte. Es handelt sich hierbei um ein „Werk der freizügig be handelten Form, der frei waltenden und schaltenden Fantasie, die nur um ihre künstlerische Aussage besorgt ist und sich in kein Formschema pressen lassen will. Suks Werk ist für sein Instrument geschrieben, das er selbst virtuos be herrscht hat. Mit stürmischen Akkorden beginnt die Komposition, um sich sogleich wieder zu beruhigen, wobei die Solo-Violine zwar zunächst auch energisch einsetzt, um aber bald in eine wunderschöne Kantilene hineinzumünden. Aber die stür mischen Anfangstakte brechen immer wieder in den Gesang des Solo-Instru mentes ein. Jedoch unverzagt läßt stets nach einem solchen Sturm die Geige ihr sehnsuchtsvolles Lied erklingen. Dieser Stimmungswechsel ist für die Fan tasie charakteristisch. Dabei gibt aber Suk dem Instrument dankbare Aufgaben. Volksweisen klingen in einem scherzoähnlichen Teil auf, ein Fugato bringt wie der dramatische Akzente ins Spiel, die aber von heiteren Partien abgelöst wer den, so daß der häufige Stimmungsumschwung ein Kennzeichen gerade dieser Fantasie ist. Die Gedanken des Anfangs werden noch einmal aufgegriffen — und mit den stürmischen Takten des Beginns endet dieses Werk des Wohl klangs, dieses Werk der besten Tradition" (J. P. Thilmann). Eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche und eigenwillige Persönlichkeit war Char les Ives (1874—1954), der „Vater der amerikanischen Musik“, dessen Kunst aber auch mit der Dichtung Walt Whitmans verglichen worden ist. Das Werk die ses Mannes, vier Sinfonien u. a. Orchesterwerke, Kammermusik, Klavier- und Orgelkompositionen, entzieht sich einer exakten stilistischen Zuordnung durch seine Eigengeprägtheit und Vielschichtigkeit. „Die Musik von Ives mit ihren harten Harmonien und unaufgelösten Dissonan zen, ihrer Polytonalität und ihrer Polyrhythmik wird heute von amerikanischen Kritikern als eine Vorahnung von Schönberg, Strawinsky und Milhaud bezeich net", stellte der amerikanische Musikologe Sidney Finkelstein fest. „In Wirk lichkeit unterschieden sich seine Ansichten wesentlich von denen seiner Zeitge nossen. Sein Herz und seine Gedanken lebten in der Vergangenheit. Seine demokratischen Anschauur»gen, die durchdrungen waren von einer tiefen Liebe zum Volk, mündeten in eine Art Traumvision von der einstigen Kleinstadtde mokratie in Neu-England mit einem engverbundenen Zusammenleben aller ohne Unterschiede, das in Zusammenkünften der Einwohner, Sonntagsschulen für Kinder, Picknicks, unterhaltsamen politischen Versammlungen, gemeinschaft lichen Gottesdiensten und Festlichkeiten an Nationalfeiertagen bestand. Es muß gesagt werden, daß diese „klassenlose" Kleinstadtdemokratie in Wirklichkeit immer nur in einem sehr geringen Ausmaß existiert hat, daß sie großenteils Legende ist. Charles Ives hat in seiner Kindheit nur noch Überreste dieses Zu sammenlebens aller Einwohner, wie es vor dem Bürgerkrieg vorhanden ge wesen ist, kennengelernt. Seine geistige Helden waren mutige Männer wie die amerikanischen Schriftsteller Emerson und Thoreau, welche die Kommerziali sierung und Korruption in ihrer Zeit bekämpft haben, jedoch vom Standpunkt einer transzendenten und idealistischen Philosophie." Obwohl Ives ein absoluter Einzelgänger war — er lebte in zivilisierter Selbst isolierung und besuchte nur zwei Konzerte in seinem Leben, in denen seine Kompositionen aufgeführt wurden, er besaß kein Rundfunkgerät und las nur selten Zeitungen —, glaubte er dennoch an die Wirkung von Massenaktionen Er war ein Demokrat voller Begeisterung, aber mit unklaren Zielen. Seine musi kalische Ausbildung hatte er vom Vater, einem Militärkapellmeister, erhalten. Besonders klassische Meister wie Bach, Händel, Beethoven und Brahms beein druckten den frühreifen jungen Musiker, der bereits als 13jähriger reguläre Organistendienste versah. Nach Abschluß seiner Studien (u. a. bei Horatio Parker, H. R. Shelley) mußte er einen Brotberuf ergreifen und wurde Schreiber in einer Versicherungsgesellschaft. In der Freizeit beschäftigte er sich mit seinen Kompositionen, in denen, er, ohne mit der zeitgenössischen europäischen Musik entwicklung vertraut zu sein, durch eigene kühne Neuerungen die künftige Entwicklung zu sogenannter Polytonalität, Atonalität, Polyrhythmik und -metrik selbständig vorwegnahm. 1907 eröffnete er eine gutgehende Versicherungsan stalt, die ihm finanzielle Unabhängigkeit verschaffte. Der Großteil seiner Kom positionen entstand vor 1921; eine schwere Erkrankung verhinderte spätere schöpferische Tätigkeit. Wenige seiner Arbeiten wurden beachtet bzw. aufge führt — bis etwa um 1930, als er längst aufgehört hatte zu komponieren. Daß Ives ein gut Teil moderner Musikentwicklung unseres Jahrhunderts vorweg genommen hat, läßt sich aus seinem überaus wachen, gänzlich unakademischen Interesse an lebendigen, ungewohnten, ja abseitigen Phänomenen des Klan-