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Helden. Plötzlich tritt — in den Hörnern, von den Violinen um schwirrt — das suggestiv-prägnante, sehr energische zweite „Don- Juan“-Thema auf: der Höhepunkt des Werkes ist erreicht. Don Juan gelangt zur Besinnung, der Sinnenrausch verlöscht. Nach äußerst klangvollen Steigerungen kommt es zu einem Moll-Aus klang, der wie eine Auflösung fast ununterbrochener Spannungen wirkt. PETER I. TSCHAIKOWSKI Als Peter Tschaikowski im Sommer 1876 von Lyon nach Bayreuth reiste, las er den fünften Gesang des „Inferno“ aus Dantes „Göttlicher Komödie“ in der von Doree illustrierten französischen Ausgabe. Die Lektüre fesselte ihn derart, daß er beschloß, die Epi sode „Francesca da Rimini“ zu vertonen. In die Heimat zurückge kehrt, stürzte er sich mit Feuereifer in die Arbeit. Bereits am 17. No vember lag die neue Schöpfung fertig instrumentiert vor: „Fran cesca da Rimini“— Fantasie nach Dante für Orchester op. 32. Das Zentralthema des Stückes, das wie die Ouvertüre „Romeo und Julia“ eine Art „Instrumentaldrama“ darstellt, ist der Schmerz des unglücklichen Liebespaares Francesca und Paolo entsprechend dem Motto Dantes: „Es gibt keinen größeren Schmerz, als sich in trau rigen Tagen vergangenen Glücks zu erinnern.“ Das Werk wurde am 25. Februar 1877 in einem Konzert der Russischen Musikgesellschaft in Moskau höchst erfolgreich uraufgeführt. Daß es vom Komponisten unter dem Eindruck von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, den er in Bayreuth gehört hatte, entstand, ist durchaus hörbar, be sonders in der Einleitung, obwohl Tschaikowski die Wagnersche Tetralogie als „unsympathisches Kunstwerk“ bezeichnet hat. Über den Aufbau der Komposition schreibt der Tschaikowski-Biograph Franz Zagiba: „Das Werk ist in streng klassisch dreiteilige Form gegossen. Die Ecksätze versuchen ein Bild der Hölle zu vermitteln, während der Mittelteil die Geschichte Francescas behandelt. Entsprechend dem Vorwurf ist das Melos des ersten und dritten Teiles kraftvoll-düster. Stereotyp-ostinatoartige Motivwiederholungen sollen den Eindruck der höllischen, keinen Atemzug lang unterbrochenen Qual erwek- ken. Sichtlich bemüht sich der Komponist, hier das Bild der Hölle von Doree tonmalerisch zu illustrieren. Der Mittelteil (Andante can tabile) schildert die Geschichte des traurigen Schicksals Francescas, das kurze Glück, den unendlichen Schmerz. Das Hauptthema, ein dem russischen Melos entsprungener Gedanke, erscheint zuerst in den Geigen, durchläuft dann alle Instrumente des Orchesters, wird der fortschreitenden Erzählung Francescas entsprechend immer mehr und mehr gesteigert, um schließlich mit ihrem tragischen Ge ¬ schick seinen Höhepunkt zu erreichen. Den dritten Teil leiten nach und nach zum Fortissimo anschwellende Waldhornfanfaren ein. Im übrigen stellt er eine gekürzte, mit einer Koda versehene Wieder holung des ersten Teiles dar.“ Dr. habil. Dieter Hartwig VORANZEIGE: SONDERKONZERT des Orchesters des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters anläßlich des 150. Todestages von Ludwig van Beethoven am Sonntag, dem 13. März 1977, 10.30 Uhr im Theater und am Sonntag, dem 3. April 1977, 10.30 Uhr PROGRAMM Ludwig van Beethoven: Ouvertüre zu „König Stephan“, op. 117 1. Konzert für Klavier und Orchester C-Dur, op. 15 5. Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur, op. 73 Dirigent: MD Hugo Raithel Solist: Peter Rösel