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richtungen aus, deren kostspieligste das Gebläse ist. Letzteres kostet einschliefslich Tretrad für den Hund und Kraftübertragungs-Mechanismus, etwa 150 Fres. (120 ). Alle übrigen Einrichtungen, als Ambofs (clouiere), Scheere, Hammer, Zangen, Gesenke u. s. w. kosten etwa 80 Fres. (64 •6) für jeden Mann. Das gesammte Anlagekapital ist demnach so gering, dafs eine Nichtausnutzung desselben während der sechs Monate im Jahre, wo nicht gearbeitet wird, schon ertragen werden kann. Materialeisen. Für die heimische Nagel erzeugung liefert Belgien selbst das nöthige Materialeisen in allen gewünschten Arten und Mengen. Das sogen, „fer fendu“, Schneideisen, welches in den meisten Fällen für Nagelerzeugung Verwendung findet, wird besonders in den Walz werken von Marchienne-au-Pont und St. Victor erzeugt. Es ist etwas billiger als gewöhnliches Stabeisen und schwankt im Preise zwischen 20 und 221/2 Fres. (16 bis 18 6) für 100 kg für den inländischen Verbrauch. Die Nagel schmieden in den Ardennen, namentlich die von Bohan, für welche die Kosten eines Strafsen- transportes von nahezu 17 km den Preis des Materialeisens um einige Francs erhöhen, sind natürlich in dieser Beziehung am schlimmsten daran, obwohl dieser Nachtheil durch den Um stand, dafs dort nur kleinere Nägel erzeugt werden, einigermafsen ausgeglichen wird. Früher wurde schwedisches Nageleisen in namhaften Mengen verarbeitet; dieses ist jedoch durch das billigere inländische Material völlig ver drängt worden. Ausnahmsweise wird für ganz besondere Nagelsorten eine gewisse Qualität weichen Stahles, welche in den Stahlwerken zu Boel ä La Louviere erzeugt wird, verarbeitet. Wettbewerb. Im 18. Jahrhundert be herrschten die belgischen, handgeschmiedeten Nägel den Weltmarkt bis in die entferntesten Gegenden, aber in dieselbe Zeit, als die belgische Nagelindustrie auf dem europäischen Markte dieses Uebergewicht erlangt hatte, fiel auch mit dem Erscheinen der nahezu fünfzigmal leistungs fähigeren Maschine der erste Schritt zu ihrem Verfalle. Indessen traf der Sieg der Maschine nicht Belgien allein; andere Länder haben in der Einrichtung von Nagelfabriken Belgien sogar übertroffen und den allgemeinen Wettbewerb heraufbeschworen, der die Umgestaltung der noch im Anfänge des vorigen Jahrhunderts so wichtigen Handindustrie zur Genüge erklärte. Gegenwärtig kann die Handschmiede mit ihrer geringen Erzeugung nur noch mit sehr be scheidenen Ansprüchen am Markte auftreten, trotz dem machen sich Arbeiter und Händler noch Concurrenz; so werden z. B. von Bohan in den Ardennen, sowie aus der Gegend von Lüttich die gleichen Sorten Nägel auf den holländischen Markt gebracht, wo sie sich gegenseitig, erstere I durch bessere Ausführung nnd Qualität, letztere durch billigere Preise, den Rang streitig machen. Hainaut liefert ebenfalls nach Holland, aufser- dem noch nach Südamerika, namentlich nach Haiti, und nach Britisch-Indien. Der Verkauf erfolgt durch Zwischenhändler und die Waare wird franco Antwerpen, Rotterdam oder Amsterdam geliefert. Mitunter werden die nach Holland aus zuführenden Nägel vom Käufer auch franco Waggon belgischer Eisenbahnstationen übernommen. Einen wesentlichen Einflufs auf die Ent wicklung und das Fortbestehen der Nagelindustrie Belgiens haben, wie mehr oder weniger bei allen Industriezweigen, die Transportkosten des fertigen Erzeugnisses, und ist dieser Frage daher mit Recht besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Aus leicht begreiflichen Gründen sind es die gröfseren Fabricanten, welche hierin die Initia tive ergriffen haben, um ihre wirklich gerecht fertigten Beschwerden gegen die ganz unbe gründeten und ausnahmsweise hohen Frachttarife für Nägel auf den belgischen Bahnen bei der Regierung zur Geltung zu bringen. Die Direction der belgischen Eisenbahnen hat Nägel in die siebente Klasse ihres Transporttarifes eingereiht; die Transportkosten für Nägel von Fontaine- l’Eveque bis Antwerpen sind beispielsweise 6,41 Fres. (5,13 •6) für 1000 kg, während Schrauben, Muttern und ähnliche Artikel, welche nach Werth, Gewicht und Verpackung den Nägeln fast gleich sind, in den Tarif klassen 12 und 13 enthalten sind und für den Transport über die genannte Strecke nur 3,80 Fres. (3,04 •46) für 1000 kg, also um etwa 37 °/o weniger Fracht bezahlen als Nägel. Die belgischen Industriellen haben sich auch an das Ministerium des Aeufsern gewendet, um durch entsprechende Regulirung der Eisenbahntarife für Nägel den Wettbewerb gegenüber dem Auslande auf gleicher Basis aufnehmen zu können, was bisher nicht der Fall ist. So bezahlen beispielsweise die Nagel fabriken in Düsseldorf im Transitverkehr zwischen Düsseldorf und Antwerpen nur 6,37 Fres. (5,10 6) für 1000 kg Nägel über eine Strecke von 192 km, während die Nagelfabriken von Fontaine-l’Eveque für den Transport bis Antwerpen über eine Strecke von nur 84 km 6,41 Fres. (5,13 -6) für 1000 kg, also um 4 Centimes (3 8) mehr, bezahlen müssen. Frankreich hat sich durch seine ausnahmsweise hohen Einfuhrzölle für Nägel bereits seit längerer Zeit gegen die Einfuhr dieses Artikels von Belgien völlig abgeschlossen; selbst die nahe der Grenze Frankreichs liegen den Nagelschmieden in den Ardennen können nicht daran denken, ihre kleineren Sorten Nägel — bei einem Einfuhrzoll von 14 Fres. (11,20 •6) für 100 kg — nach dem benachbarten Frank reich abzusetzen. Nägel von 5 bis 20 kg für 1000 Stück bezahlen 9 Fres. (7,20 6) und solche über 20 kg für 1000 Stück 6 Fres. (4,50 JN) Einfuhrzoll für 100 kg nach Frankreich.