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94 Stahl und Eisen. Leuchtgas aus Koksöfen. 22. Jahrg. Nr. 2. die Leitung- 42 der Reinigungsanlage 37 zu geführt und gelangt von da zum Gasbehälter 39. Das Heizgas, welches genau in derselben Weise behandelt wird, wie das Leuchtgas, gelangt nach dem Verlassen der Wascher 6 in die Ben- zolwasCher 13 und 14 und dann durch die Leitung 15 in den Gasbehälter 16, aus welchem das Gas für die Beheizung der Oefen entnommen wird. Das dem Heizgas entzogene Benzol kann zur Anreicherung des Leuchtgases, falls dies er forderlich, benutzt werden. Das aus dem Be hälter 18 gepumpte Waschöl speist den Benzol wascher 14 und gelangt nach dem Behälter 19. Von da geht es durch Pumpen 19 A in den Benzol wascher 13. Das Waschöl hat nach Durchströmung geführt hat. Dieser neue Industriezweig hat in Amerika bereits einen sehr beachtenswerthen Umfang angenommen und es läfst sich mit ziem licher Sicherheit annehmen, dafs er sich noch viel weiter ausdehnen wird. Es dürfte daher von Nutzen sein, die durch das neue Verfahren erzielten Vortheile nochmals zusammenzufassen. Der Inhalt eines Koksofens übertrifft den einer Gasretorte um das 30- bis 40 fache. Die Anlagekosten stellen sich für die Erzeugung einer gleichen Gasmenge bei Koksöfen viel billiger, und die Fabricatiohskosten, auf die Einheit Gas bezogen, betragen ebenfalls nur einen Bruch- theil der Kosten des Retortenbetriebes. Gegen über dem aus den Retorten erhaltenen Gaskoks ist das aus den Koksöfen erhal sccr/ö/i 4-4 Abbildung 4. Koksofen, System Schniewind. tene Erzeugnifs von wesentlich besserer Beschaffenheit und daher auch höher zu verwerthen. Von ganz besonderem Vortheil ist aber der Umstand, bei der Auswahl der Kohle einen viel gröfseren Spielraum zu haben. Man ist durchaus nicht auf die eigentliche Gaskohle angewiesen, vielmehr kann, da das Gas stets in zwei Arten, eine leuchtkräftigere und eine leuchtschwächere, getheilt wird, auch aus einer geringwer- thigeren Kohle ein gutes Leucht gas erzielt werden. Es kommt daher bei der Auswahl einer Kohle weniger auf die durchschnittliche Leuchtkraft des zu erzielenden Gases als auf die Güte des zu erzielenden Koks an. Die Mög lichkeit, aus einer Kohle gleich zeitig einen tadellosen Giefserei- koks und (ohne besondere Anreiche rungsmittel) gutes Leuchtgas zu erzielen, ist daher sehr naheliegend. Das erhaltene Gas zeigt gegen beider Wascher etwa 15 °/0 Benzol aufgenommen und wird in dem Behälter 20 gesammelt. Von dort gelangt es in die Destillirblase 21. Das von Benzol befreite Wasch öl wird im Behälter 22 über dein Retortengas keinerlei Nachtheile. Es läfst sich wie dieses überall hinleiten, um als Leucht-, Heiz- oder Kraftquelle zu dienen. Da das Gas neben seiner Leuchtkraft auch gleich gesammelt, gelangt von hier durch die Kühler 22 A nach dem Behälter 18 und ist dann wieder zur erneuten Benzolaufnahme geeignet. Da das Waschöl aufser dem Benzol auch Naphthalin und andere Kohlenwasserstoffe aufnimmt und dadurch an Aufnahmefähigkeit verliert, wird in gewissen Zwischenräumen ein Theil des Waschöls aus dem Kreislauf herausgenommen und in einer kleinen, in der schematischen Darstellung nicht enthaltenen, Destillations- und Kühlanlage von diesen Verunreinigungen befreit. Aus dem Gesagten läfst sich deutlich die Thatsache erkennen, dafs der Gedanke, die Koksöfen als Gaserzeuger aufzufassen, längst aus dem Anfangsstadium der Entwicklung heraus zeitig eine hohe Heizkraft besitzt, ist seine An wendung auch für das Gasglühlicht eine vor theilhafte, und ebenso in Gasmotoren. Der Um stand, dafs die Heizung der Koksöfen nicht durch Koks, wie bei den Gasretorten, sondern durch Gas erfolgt, der sogenannte Stochkoks also er spart wird, kann in gewissen Fällen ebenfalls von Nutzen sein. Nicht zu unterschätzen ist ferner der Vortheil, der bei umfangreicher Ein führung der neuen Industrie dadurch erzielt werden kann, dafs an Stelle der rohen Kohle zu Kesselheizung und Hausbrand mit ihrer bis weilen grofsen Rauchbelästigung die verkokte Kohle treten kann. In grofsen Städten mit ausgedehnter Industrie ist die Rauchbelästigung