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22. Jahrg. Nr. 1. 14 Stahl und Eisen. Vom Internationalen Muterialprüfungs-Congrefs in Hudapest. sie in grofsen Teichen auf, zerkleinert sie und verkohlt sie, um die Holzkohle auf Kleinbahnen zum Werk zu fahren. In Resicza verwendet man allein in den beiden Hochöfen 1/s Million hl = 4000 t Holzkohle. Die Hochöfen sind mit Whitwell-Winderhitzern ausgerüstet, die mit Holzkohle betriebenen mit je drei, die mit Koks betriebenen mit je vier. Die Gichtgase werden zur Kesselheizung benutzt. In Resicza stellt man Bessemerroheisen (50 000 t jährlich), in Anina Puddeleisen (38 000 t jähr lich) dar. In Resicza wird das Roheisen in drei Bessemer-Birnen mit saurer Fütterung und in acht Martinöfen mit basischer Fütterung in Flufseisen umgewandelt. Man stellt ungefähr 25 000 t Bessemer- und 54 000 t Martin-Flufs- eisen jährlich dar. Im übrigen erzeugt man auch Tiegelgufsstahl und zwar etwa 800 t im Jahre. Das Roheisen der Hochöfen wird flüssig zu den Umwandlungsapparaten gefahren. Die Birnen fassen je 8 t. Von den Martinöfen haben drei eine -Fassung von 8 t, zwei eine solche von 15 t, drei von 20 t. Zur Feuerung der Martinöfen benutzt man Vergaser mit Unterwind. Einige Analysen zeigen die Beschaffenheit des Roheisens : grau Amorpher Kohlenstoff . . . 0,035 Graphitischer Kohlenstoff . . 3,450 Silicium 1,074 Mangan 1,003 Phosphor 0,008 Schwefel 0,016 Kupfer 0,061 weils 3,09 0,55 0,48 1,12 0.09 0,04 0,06 In Anina puddelt man in 13 Oefen, welche 10 000 t Rohschienen herstellen. Das Eisen von Resicza wird zu Schienen, Schwellen, Handelseisen und Formeisen ausgewalzt oder unmittelbar zu Flufswaare vergossen. Man macht in Resicza 45.000 t, von denen 20 000 t Schienen sind, 12 000 t Schwellen und Fornieisen, 6000 t Radreifen, 6000 t Bleche. Vorzüglich eingerichtet ist die Hütte für die Herstellung von Flufs- waaren. Das Werk wird nach und nach um gebaut, und einzelne Theile, wie die Martin hütte und die Flufswaarengiefserei sind bereits vollständig auf dem Standpunkte der neuesten Zeit angelangt. Mau geht langsam mit der Umwandlung vor, weil der Absatzkreis des Werkes zwar sehr gleichmäfsig, aber doch im wesentlichen bestimmt abgegrenzt ist. Das Werk versorgt den Süden Ungarns und die balkanischen Staaten mit Eisen, vorzüglich Eisenbahnmaterial. Ein Betriebszweig erregte das besondere Interesse der Theilnehmer. Es war die eigen- | thümliche Herstellung zur Befestigung des j Radreifens für Eisenbahnfahrzeuge nach dem System Hönigsvald.* Der Reifen sitzt bei einem auf diese Art hergestellten Rade voll- I ständig fest. Es bedarf nicht besonderer Ein kerbungen, um ein Wandern des Radreifens auf dem Felgenkranz selbst bei scharfem Bremsen zu verhüten. Der Nachtheil des Verfahrens könnte darin gesucht werden , dafs der im kalten Zu stande geprüfte Radreifen nach der Erhitzung und Stauchung eine andere und zwar geringere I Festigkeit besässe, aber die folgende Tabelle | scheint gerade das Gegentheil zu beweisen. Ergebnisse der Zerreifsprobe mit aus dem Versuchsreifen eines Hönigsvald- Rades hergestellten Probestäben. Der Probestab wurde entnommen Die Zerreifsprobe ergab im Durchschn. Materialgattung | Festig- keit kg qmm Con- traction “/o Längen- dehnung 0/ Qualitäts- Ziffer (Summe der Festigkeit u. Contraction) dem rohen Rad reifen vor dem Einstauchen . . dem aufgestauch- ten Radreifen nach vollbracht. Leistung von 228204t/km. . 55,2 78,9 50,0 50,0 18,0 14,1 105,2 128,9 Martin-Flufsstahl M. H.! Ich glaube, dafs keines der zahl reichen Mitglieder des „Internationalen Verbandes für die Materialprüfungen der Technik“ un- i befriedigt von dieser Reise zurückgekehrt ist, ; die des Schönen und Interessanten so überaus viel [ bot. Die wesentlichsten Vortheile waren aber der gegenseitige Gedankenaustausch und die freund schaftlichen Beziehungen, welche zwischen den Vertretern der Technik und Wissenschaft aus den verschiedensten Ländern angeknüpft wurden. Die Feststellung einheitlicher physikalischer, wie chemischer Prüfungsmethoden wird dazu beitragen, im Innen- wie im internationalen Ver kehr Zweifel über die Beschaffenheit der Waaren des Austausches zu beseitigen und Streitigkeiten I zu vermeiden. Hoffen wir, namentlich mit Rück- | sicht darauf, dafs uns das Jahr 1903 langsich tige Handelsverträge bringen wird, auf einen stets weiteren Ausbau des fruchtbringenden Ge bietes des internationalen Verbandes. * Siehe D. R.-P. Nr. 99 676 in „Stahl und Eisen“ 1899 Heft 1 Seite 40, sowie das ausführliche Referat über die „Radreifenverbindung nach System Hönigs vald“ im Jahrgang 1900 Heft 17 S. 924. Die Red.