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Giefsereibetrieb. Dadurch, dafs wir die Schlacke auf der Grenze zu halten suchen, d. h. so, dafs sie noch etwas saure Erscheinung zeigt, haben wir offenbar die richtigste Zusammensetzung. Unsere Oefen gehen jetzt vier Jahre auf Giefserei- eisen und wir haben weder Verengungen durch Graphitansätze im Gestell zu verzeichnen, noch irgendwie den geringsten Verschleifs am Schacht zu verspüren; es dürfte dieses ein Beweis dafür sein, dafs das Profil richtig gewählt ist. Wir haben ein Ausbringen von 61 bis 63 °/o aus den Erzen und etwa 1/s der Roheisenerzeugung an Schlacke, arbeiten somit sicher unter sehr schweren Verhältnissen. Wie schon erwähnt, ist man bei genügenden Hülfsmitteln und Apparaten weniger gezwungen, sich passende Erze auszusuchen. Zu diesen Hülfs mitteln zähle ich zunächst einen guten, festen, möglichst schwefelfreien Koks. Es ist noth wendig, beste Kokskohlen zu kaufen und diese in heifsgehenden Koksöfen zu verkoken, so dafs sich der Koks widerstandsfähig zeigt, sowohl gegen den auszuhaltenden Druck, als auch gegen die Reibung des Erzes. Nur mit Hülfe eines solchen Koks kann man sich auf garantirt hohen Silicium- und Kohlenstoffgehalt einlassen. Je weicher die Koksqualität ist, desto geringer mufs die Windtemperatur gehalten werden, da man sonst unregelmäfsigen Ofengang und wohl ein hoch silicirtes, aber gering gekohltes Giefsereiroheisen bekommt. Ein Giefsereieisen mit hohem Siliciumgehalt und geringem Kohlen- stoffgehalt ist aber nicht zu empfehlen, denn es liefert harten, spröden Guls, während ein Giefsereieisen von hohem Graphitgehalt und ge ringem Siliciumgehalt weichen, zähen Gufs er- giebt. Letzteres ist demnach vorzuziehen. Hier aus ist zu ersehen, dafs die Windtemperatur beim Giefsereibetrieb sehr scharf beobachtet sein will, besonders, wenn man es mit einer ungleich- mäfsigen Koksqualität zu thun hat. Es sollte daher auf keinem Hochofenwerke, welches Giefserei eisen erzeugt, der elektrische Temperaturmesser heute mehr fehlen und zwar sollte in der Wind leitung eines jeden Ofens ein solcher eingeschaltet sein. Die Windpressung suche man stets gleich zu halten; geht der Ofen schneller als man es wünscht oder wie es die Qualität zuläfst, so soll man durch Einlagen die Futter verengen, keinesfalls aber die Pressung wechseln. Giefsereibetrieb. Die Qualität des in Deutschland erzeugten Giefsereieisens ist durch weg eine gute, da fast sämmtliche Hochofen werke ihren Rohmaterialien sich anpassende Profile der Oefen gewählt haben. Hülfsapparate, wie Winderhitzer, sind in genügender Anzahl vorhanden, ebenso Apparate zur genauen Messung der Temperatur, so dafs sie alle in der Lage sind, ein gut gekohltes, hoch silicirtes, Schwefel freies Giefsereieisen zu erblasen. In früheren Zeiten wurde das Giefsereieisen in den erwähnten Holzkohlenöfen und kleinen Koksöfen gleich mit dem von den Giefsereien gewünschten Phosphor gehalt erblasen. Man hatte nur eine Sorte Giefsereieisen, die man mit dem erfahrungs- gemäfsen Zusatz von Bruch mischte. Hierin ist eine wesentliche Verschiebung in Deutsch land eingetreten, und zwar durch das Entphos phorungsverfahren bei der Erzeugung von Stahl, welches sich sehr rasch einführte. Fast alle grofsen Stahlwerke in West-, Mittel- und Ost deutschland erzeugen ihren Stahl in der Thomas birne. Während man früher zur Erzeugung des Stahleisens nur phosphorarme Erze suchte und verbrauchte, ist es heute umgekehrt, so dafs es fast nicht mehr möglich ist, ein phosphor reicheres Giefsereieisen in West-, Mittel- und Ostdeutschland zu erblasen, da die Hochofen werke, welche Thomaseisen erzeugen, den Phos phorgehalt besonders bezahlen und dieses auch können, weil der Phosphor, welcher in die Thomasschlacke geht, in dieser von den che mischen Fabriken, die künstlichen Dünger er zeugen, ebenfalls gut bezahlt wird. Die Giefsereien sind deshalb darauf angewiesen, sich die Zu sammensetzung des Gusses durch die verschieden sten Roheisensorten zu mischen; sie sind ge zwungen, sich phosphorarme Hämatit- mit phos phorreichen Eisensorten und Bruch zu gattiren, um die richtige chemische Zusammensetzung im Gufs zu erhalten. Dieses, m. H., schicke ich zum Verständnifs des Folgenden voraus. Cupolöfen. In den letzten zwanzig Jahren sind enorm viel Patente von Cupolöfen-Construc- tionen angemeldet und ertheilt worden, von denen die meisten dahin gehen, Koksersparnifs zu er zielen. Ich behaupte nun, dafs alle diese Patente, die auf Koksersparnifs hinzielen, sehr vorsichtig aufzunehmen sind, da diese Ersparnifs nur zu leicht auf Kosten der Qualität des Roheisens geht, d. h. man verbrennt einen Theil des Sili ciums und Kohlenstoffs und braucht infolgedessen zwar weniger Koks, aber man frischt das Eisen und erhält harten Gufs. Wenn man eine Ver besserung am Cupolofen machen will, die auf Brennmaterial-Ersparnifs hinwirken soll, so kann dieses nur dadurch geschehen, dafs man mit der Abhitze den Wind erwärmt, den man in den Cupolofen einbläst. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, da zu warmer Wind oxydirend auf das schmelzende Eisen einwirkt und Kohlenstoff und Silicium verbrennt. Man sollte die Construction des Cupolofens möglichst einfach wählen, je nach der Menge der Erzeugung den Ofen genügend weit bauen und die Düsen möglichst hoch über die Sohle legen, so dafs der Wind nicht auf das Eisenbad bläst und das Eisen frischt und man eine gröfsere Menge Eisen im Schmelzraum