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DRESDNER PHILHARMONIE Mittwoch, den 24. November 1976, 20.00 Uhr Donnerstag, den 25. November 1976, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 3. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solist: Arthur Moreira-Lima, Brasilien, Klavier Ludwig van Beethoven 1770-1827 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G Dur op. 58 Allegro moderato Andante con moto Rondo (Vivace) PAUSE Sergej Rachmaninow 1873-1943 Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester a-Moll op. 43 Peter Tschaikowski 1840-1893 Francesca da Rimini — Fantasie nach Dante für Orchester op. 32 Andante lugubre/Allegro vivo — Andante cantabile non troppo — Allegro vivo ARTHUR MOREIRA-LIMA, der junge brasilianische Pianist, wurde in Rio de Janeiro geboren. Hier begann er auch seine Musikstudien bei Lucia Branco. Danach studierte er in Paris bei Marguerite Long und Jean Doyen und zuletzt vertiefte er seine Ausbildung am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium als Schüler Prof. Rudolf Kehrers. Seine internationale Karriere hatte jedoch schon während dieser Zeit begonnen, als er aus dem Internationalen Chopin-Wett bewerb in Warschau 1965 als 2. Preisträger hervorging. Dort wurde ihm zugleich der Sonderpreis für die beste Ausführung einer Chopin-Sonate zuerkannt, jeweils den 3. Preis erhielt er im Klavierwettbewerb 1969 in Leeds und im Tschaikowski-Wettbewerb 1970 in Moskau. Er konzertierte bisher mit zahl reichen renommierten Klangkörpern in Europa, Nord- und Südamerika unter der Leitung namhafter Dirigenten. Außerdem produzierte er viele Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen. ZUR EINFÜHRUNG Wie Ludwig van Beethoven in der Reihe seiner Sinfonien zwischen Werken kraftvoll-männlichen und anderen mehr lyrisch-weiblichen Charakters abwechselte, steht auch sein 4. Klavierkonzert G-Dur op. 58 ein wenig träumerisch zwischen dem heroischen c-Moll und dem grandiosen Es-Dur- Konzert. Erstmalig aufgeführt wurde dieses Werk, von Beethoven selbst gespielt, im März 1807 bei einer seiner Akademien im Palais Lobkowitz in Wien. Der be kannte Liederkomponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt, der das Konzert bei einer Wiederholung im Dezember des folgenden Jahres zusam men mit zahlreichen anderen Kompositionen Beethovens hörte, berichtete dar über: „Das achte Stück war ein neues Pianofortekonzert von ungeheurer Schwie rigkeit, welches Beethoven zum Erstaunen brav in den allerschnellsten Tempis ausführte. Das Adagio, ein Meistersatz von schönem durch geführten Gesang, sang er wahrhaft auf seinem Instrumente mit tiefem melancholischen Gefühl, das auch mich dabei durchströmte." In der Tat ist im G-Dur-Konzert die Form des Solokonzertes mit Orchester in ganz idealer Weise gemeistert. Der Solist, dessen vi.rtuos-pianistische Forderungen nie außer acht gelassen, aber geistvoll als organischer Bestandteil des Werkes ein gesetzt werden, und das Orchester sind hier durchaus selbständige und doch motivisch-thematisch aufs genialste miteinander verknüpfte Partner. Sie dienen gemeinsam der sinfonischen Idee, die die drei kontrastierenden Sätze des Werkes zu einer entwicklungsmäßigen Einheit verbindet, so daß man hier, wie auch beim Es-Dur-Konzert, mit vollem Recht von einer „Klaviersinfonie'' sprechen kann. Als Kernstück des Konzertes, in dessen Grundhaltung die lyrisch-idyllischen Züge dominieren, ist der dialogisierende Mittelsatz mit seinem poetischen Gegenspiel von Klavier und Orchester anzusehen. Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorgetragen, das zarte, weiche G-Dur-Hauptthema, dessen motivische Beziehung zu dem berühm ten „Schicksalsmotiv'' der 5. Sinfonie häufig aufgezeigt wurde. Auf der Domi nante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiterentwicklung im Tutti erklingt zuerst in den Violinen das stolze, signalartige zweite Thema. Mit diesen Hauptgedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in ausdrucksvollen Akkordfigurationen umspielt und immer wieder abgewandelt werden, entsteht nun ein wundervolles, von größtem Empfindungsreichtum zeu gendes Zusammenwirken von Soloinstrument und Orchester, das nach der großen Kadenz rauschend-schwungvoll beendet wird. Höchste poetische Wirkungen erreicht der ergreifende langsame Satz (Andante con moto). Einer Überlieferung zufolge soll er von der Orpheussage inspiriert sein und die Bezwingung der finsteren Mächte der Unterwelt durch die Macht seelenvollen Gesanges zum Inhalt haben. In leidenschaftlichem Dialog zwischen Klavier und Orchester erfolgt, charakterisiert durch zwei äußerst gegensätzliche Themen, ein düster-drohendes und ein innig-flehendes, diese entscheidende Auseinandersetzung zweier Prinzipien. Der sich unmittelbar anschließende Schlußsatz, ein Rondo, zeigt danach nun in seiner Gestaltung stürmische Lebensfreude, heitere Glücksempfindungen. Phantasievolle Kombinationen des tänzerischen Rondo-Themas und eines lyrischen, schwärmerischen Seitenthemas münden in einen glanzvollen Abschluß des Konzertes. Sergej Rachmaninow gehört zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Die Zeitgenossen verehrten in ihm einen großartigen, inter national geschätzten Pianisten und Dirigenten. Er selber sagte einmal: „Ich habe nie feststellen können, wozu ich in Wahrheit berufen bin, zum Kompo-