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ZUR EINFÜHRUNG Dmitri Sch osta kowi tsch hat die ursprüngliche Fassung seiner Oper „Die Lady Macbeth von Mzensk" in den Jahren 1930 bis 1932 komponiert. 1934 war die Uraufführung in Leningrad. Anfang 1936 wurde dem Werk eine äußerst harte Kritik und Ablehnung zuteil, derzufolge die Oper in den fol genden 25 Jahren nicht mehr auf den sowjetischen Bühnen erschien. 1956 entschloß sich der Komponist zu einer Umarbeitung und 1963 erfolgte die Erstaufführung der neuen Fassung in Moskau mit dem Titel „Katerina Ismailowa . Das Libretto stützt sich auf die bekannte Novelle von Nikolai Ljeskow, in der das tragische Schicksal der Kaufmannsfrau Katerina Ismailowa geschildert wird. Es war die Absicht des Komponisten, die Handlungsweise seiner Heldin, ihre Verbrechen, ihren Ausbruchsversuch aus dem Gefängnis der sozialen Misere zu erklären und „Katerina so weit wie möglich freizusprechen". Schostakowitschs Streben, Katerina als die tragische Heldin und die anderen Hauptfiguren als groteske Fratzen zu zeigen, war bereits in der ersten Fassung überzeugend. Die Passacaglia, das zweite der unser heutiges Konzert eröffnenden Drei sinfonischen Zwischenspiele aus „Katerina Ismailowa", fungiert in der Oper als Uberleitungsmusik vom vierten zum fünften Bild. In ihr hat sich die tragische Konfliktzuspitzung niedergeschlagen, die aus dem Mord am Schwiegervater und dem bevorstehenden zweiten Mord, am Ehemann Katerinas, resultiert. Charakteristika der Musik sind die Intensität der Melodik, die Kettung weitgespannter Bögen und die sinnbildlich ausgedrückte, bohrende Angst in der Sequenzierung knapper motivischer Floskeln. Die beiden anderen Zwischenspiele, das einleitende Allegro con brio (Überleitung vom zweiten zum dritten Bild) und das beschließende Allegretto (Überleitung vom sechsten zum siebenten Bild), repräsentieren die dramatische Groteske. Vom Handlungsver lauf her demonstriert das Allegro das wilde Treiben auf dem Kaufmannshof und das Allegretto die sarkastische Karikatur der Szene auf dem Polizeirevier. Ähn liche Züge kennen wir aus den Scherzi des Sinfonikers Schostakowitsch. Ludwig van Beethoven hat mit seinen fünf Klavierkonzerten, die er zunächst für sein eigenes öffentliches Wirken als Pianist schrieb, Gipfelwerke der virtuosen Konzertliteratur geschaffen. Bereits vor den beiden ersten Klavier konzerten op. 15 und op. 19 hatte er sich mit der Komposition von Klavierwerken beschäftigt (Trios op. 1, zahlreiche Sonaten) und auf diesem Schaffensgebiet weit eher musikalisches Neuland, neue Klangbezirke erschlossen als in der Sinfonik. Die Klavierkonzerte entstanden etwa parallel zu den ersten sechs Sinfonien. Als sein Gehörleiden den Meister zwang, seine von den Zeitgenossen hochgeschätzte pianistische Tätigkeit aufzugeben, hatte er sein bedeutendstes Klavierkonzert, das fünfte in Es-Dur, bereits geschaffen und die mit dem dritten Konzert einsetzende Entwicklung seines konzertanten Schaffens von aristokra tisch-gesellschaftlicher Unterhaltungskunst zum ideell-schöpferischen Bekenntnis auf den Höhepunkt geführt. Nach Beethovens eigener Mitteilung hat er das als zweites Konzert geltende Opus 19, B-Dur, bereits vor dem ersten, heute erklin genden Konzert in C-Dur op. 15 komponiert, aber erst 1801 endgültig schriftlich fixiert. Beide Konzerte spielte der Komponist erstmalig 1795 in seinen Wiener Akademien und — in überarbeiteter Form — Ende Oktober 1798 in Prag. Das Klavierkonzert C-Dur op. 15 bewegt sich inhaltlich, stilistisch und formal noch ganz im Rahmen jener „Gesellschaftsmusik", wie sie die Haydn- und Mozartzeit kannte. Dennoch sind durchaus schon typische Merkmale des späteren Personalstiles des damals erst 25jährigen Komponisten zu erkennen: seine Eigenwilligkeit, Kraft und Phantasie. MAXIM SCHOSTAKOWITSCH, der Sohn des großen sowjetischen Komponisten Dmitri Schosta- kowitsch, wurde 1938 geboren. Seit frühester Kindheit bereitete er sich auf den Musikerberuf vor. Zunächst erwarb er sich, dem Rat seines Vaters folgend, ein beachtliches pianistisches Können, u. a. als Schüler von Jakow Flier am Moskauer Konservatorium, und betrieb dann ab 4. Semester intensive Studien in den Dirigentenklassen von N. Rabinowitsch, A. Gauk und G. Roshdestwenski. 1963 legte er sein Staatsexamen ab und wurde Assistent beim Moskauer Sinfonieorchester. 1966 verpflichtete ihn das von J. Swetlanow geleitete Staatliche Sinfonie orchester der UdSSR als Dirigent. Mit diesem Orchester oder auch als Gastdirigent kon zertierte Maxim Schostakowitsch in vielen Städten der Sowjetunion, in der VR Polen, VR Bul garien, in den Niederlanden, in Großbritannien, Japan, Mexiko, in den USA, in der DDR und in der BRD. Selbstverständlich nehmen im Repertoire des Künstlers, der Preisträger des II. Allunionswettbewerbes der Dirigenten in Moskau ist, die Werke seines Vaters eine füh rende Stellung ein, wie überhaupt die Pflege des zeitgenössischen Musikschaffens zu den wichtigsten Anliegen seiner künstlerischen Arbeit gehört. Die Dresdner Philharmonie dirigierte er erstmalig im Jahre 1974.