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der die seltsamste Mischung von Genialität und Scharlatanerie, von tiefstem, bis zu Tränen rührenden Ausdruck und tollen diabolischen Kunststücken in sich vereinigte, der täuschend jeden anderen Virtuosen wiederzugeben vermochte und dabei doch ein eigenes Spiel hatte, mit dem er niemand glich und alles übertraf, als ein Unikum in der Geschichte des Geigenspiels da“ (Naumann- Schmitz). Da die Paganini-Zeit die subjektivistische Gefühlsbetonung liebte, vergötterte sie den genialen Einzelmenschen. Diesen Zeitgeist vertrat Paganini in typischer Weise, hatte er doch kein anderes Anliegen, als ein möglichst großes Publikum durch sein Spiel zu faszinieren. Seine wichtigsten Kompositionen — nicht alle der unter seinem Namen laufenden Werke sind echt — sind u. a. die 24 Capricci für Violine solo op. 1, die Liszt, Schumann, Brahms, Rachmaninow, Casella, Dalla- piccola und Blacher zu eigenen Kompositionen anregten, die beiden Violin konzerte op. 6, D-Dur, und op. 7, h-Moll, sowie 12 Sonaten für Violine und Gitarre, Zeugnisse eines Schaffens, das aus engstem Zusammenhang mit Paga- ninis sensationellem Virtuosentum hervorging. Von den Violinkonzerten steht vor allem das erste in der Gunst der großen Geiger unserer Tage, viel seltener ist das heute erklingende 2. Violinkonzert op. 7 h-Moll (1838) zu hören, das nach dem Finalrondo „La Clochette" (Das Glöckchen) ge nannt wird. (Der mitunter auch allein interpretierte Satz wurde durch Liszts Klaviertranskription als Etüde „Campanella“ bekannt). Naturgemäß interessie ren uns heute an diesem Werk nicht so sehr die musikalische Substanz oder die satztechnische Gestaltung (das Orchester ist zumeist „dürftig" behandelt, damit der Solist um so mehr hervortreten kann), sondern vor allem die auf die Spitze getriebene Virtuosität des Soloparts. Dieser nämlich ist mit allen Kunst stücken ausgestattet, mit denen Paganini seine Zeitgenossen begeisterte: Dop pelgriffe in verschiedensten Lagen, Pizzicati der linken Hand und raffinierte Springbogenpassagen, Flageoletts, das bravouröse Spiel auf einer Seite. Den noch ist das Konzert nicht nur eine brillante Aneinanderreihung geigentechni scher Aufgaben und Effekte, auch die Musik kommt durchaus zu ihrem Recht. Der erste Satz (Allegro maestoso) bewahrt ein erfreuliches Gleichgewicht zwi schen Virtuosität und Ausdruck, zwischen rein technischen und pathetisch-lyri schen Partien. Vor allem das innige zweite Thema trägt ein starkes Ausdrucks moment in das musikalische Geschehen hinein. Melodisch eindringlich zeigt sich der langsame zweite Satz (Adagio), dessen affektgeladene Geigenmelodik in weichen Hörnerklang eingebettet wird. Der dritte Satz ist das berühmte Cam panella-Rondo. Es dient überwiegend virtuosen Zwecken, beeindruckt vor allem durch das Raffinement in der Anwendung der technischen Mittel, jedoch auch durch musikalische Phantasie. VORANKÜNDIGUNG : Freitag, den 11. Juni 1976, 20.00 Uhr, AK (J) Sonnabend, den 12. Juni, 20.00 Uhr, Freiverkauf Festsaal des Kulturpalastes Dresden 9. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Hartmut Haenchen Solisten: Renate Krahmer, Berlin, Sopran Karl-Heinz Koch, Dresden, Tenor Ekkehard Wlaschiha, Leipzig, Bariton Chöre: Philharmonischer Chor Dresden Kammerchor des Philharmonischen Chores Werke von Gibbons, Rathgeber, Haßler und Orff Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1975/76 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 T. ItG 009-33-76 EVP 0,25 M