Montag, den 31. Mai 1976, 19.30 Uhr im Festsaal des Kulturpalastes Dresden Konzert der Dresdner Philharmonie Dirigent: Günther Herbig Solistin: Jutta Czapski, Berlin, Klavier Rainer Kunad Scene concertante für Orchester (1975) (geb. 1936) Auftragswerk der Dresdner Philharmonie Uraufführung Fryderyk Chopin (1810-1849) Konzert für Klavier und Orchester f-Moll op. 21 Maestoso Larghetto Allegro vivace PAUSE Ludwig van Beethoven (1770-1827) Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Poco sostenuto — Vivace Allegretto Presto Allegro con brio Jutta Czapski stammt aus Freiburg (Breisgau). Ihre pianistische Ausbildung er hielt sie zunächst bei Helmut Roloff, Edith Picht-Axenfeld und Horst Liebrecht und legte im Jahre 1956 an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar das Exa men ab. Weitere Anregungen erhielt sie von Helene Boschi und Paul Badura- Skoda. Ihre Konzerttätigkeit als Solistin und Kammermusikpartnerin in der DDR, zahlreiche Aufgaben bei Rundfunk und Fernsehen sowie Gastspiele in der CSSR, in Österreich, Chile, Kuba, Japan, in der Sowjetunion und wieder holt in der VR Polen machten den Namen der Künstlerin bekannt. ZUR EIN FÜHRUNG Rainer Kunad, einer der führenden und erfolgreichsten Vertreter der mittleren Kompositionsgeneration unseres Landes, der vor allem durch eigenwillige Bei träge zum musikalischen Theater (genannt seien die Opern „Bill Brook“, „Old Fritz", „Maitre Pathelin“, „Sabellicus“ und das Ballett „Wir aber nennen Liebe lebendigen Frieden"), aber auch durch eine Reihe bedeutender Instrumental werke auf sich aufmerksam gemacht hat, begann stilistisch in den 50er Jahren unter dem Einfluß des frühen Strawinsky und auch Orffs, wandte sich in den 60er Jahren der Dodekaphonie zu und setzte sich mit der polnischen Schule (Lutoslawski, Penderecki) auseinander, wonach er auch Elemente der Alea- torik in seine immer persönlicheres Profil erlangende Handschrift einbezog. Seit den 70er Jahren ist ein Verlassen des strengen Zwölftonprinzipes zu gunsten der ständig variablen Reihe bei analoger Hinwendung zu variablen Metren erkennbar. Auch die Einbeziehung theatralischer Elemente in die Vokal- und Instrumentalmusik ist für Kunad bezeichnend wie andererseits die Ein fügung instrumentaler Elemente in die dramatische Szene. In den beiden im Auftrag der Dresdner Philharmonie geschriebenen Konzerten für Klavier (1969) und Orgel (1971) wie auch im Konzert für Tasteninstrumente (1970) äußerte sich Kunads Vorliebe für das konzertierende Prinzip in der Instrumentalmusik nachdrücklich. Sein neuestes Orchesterwerk, die heute zur Uraufführung ge langende „Scene concertante" erstrebt eine Synthese der szenisch-dramatischen und konzertanten Musizierhaltung. Der Komponist kommentiert das Stück fol gendermaßen: „Die Scene concertante entstand 1975 im Auftrag der Dresdner Philharmonie und in der gesellschaftlichen Partnerschaft der Kulturkommission des Zentral institutes für Kernforschung Rossendorf. Szenische Phantasie wird benutzt für ein konzertantes Stück: Vier dramatische Gestalten, janusköpfig aus den vier Grundformen einer Zwölftonreihe entwickelt, treffen konzertierend (also strei tend) aufeinander. Eine melodische Gestalt (Streicher) wird von einer moto rischen (Pauken, später tiefe Bläser und Kontrabässe) angetrieben. Eine ak- kordische Gestalt (Blechbläser) schiebt sich unvermittelt hart zwischen die übrigen. Und eine figurative Gestalt (Holzbläser) schließt sich unmerklich leise □ n. So entsteht eine dramatische Szene. Die vier Gestalten profilieren sich nun, sie steigern sich zunächst, verändern sich dabei, indem sie ihr musikalisches Profil gegenseitig aufnehmen, austauschen. Dies alles geschieht auf drama tisch zugespitzte Art und Weise. Schließlich münden alle vier Gestalten in eine melodische Bahn. Diese vierstimmige Melodik wandelt sich zur zweistimmigen