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bei Ravel, „daß es nicht notwendig ist, weil der Titel .Konzert' deutlich genug den Charakter der Musik trifft, die das Baumaterial dazu liefert. In gewisser Hinsicht besitzt mein .Konzert’ einige Beziehungen zu meiner .Violinsonate'; es werden darin einige Jazz-Elemente verwendet, dies jedoch mit Maß." Das Konzert G'Dur, zur gleichen Zeit entstanden wie das Klavierkonzert für die linke Hand D-Dur ("Es war ein interessantes Experiment, gleichzeitig zwei Kon zerte zu konzipieren und zu verwirklichen", schrieb Ravel an Alfred Cortot), er lebte seine Uraufführung am 14. Januar 1932 in Paris. Ravel dirigierte, Solistin war Marguerite Long. Ihr wurde das Konzert auch gewidmet. Wenige Tage nach der Uraufführung begann Ravel mit Marguerite Long eine ausgedehnte Kon zertreise durch Mitteleuropa. Ein transparentes, geistreiches und echt französisches Musizieren eröffnet (Alle- gramente) das Konzert, gläsern und durchsichtig im Klangbild, gebändigt im Ge fühl, dabei von starken Empfindungen durchströmt. Ohne Aufdringlichkeit wirkt die dezente Motorik einzelner Episoden. Die eigenartige Mischung südländischer Folklore und aparter Exotik läßt verstehen, daß Ravel sein Werk ursprünglich „baskische Rhapsodie" nennen wollte. Liedhaft einfach beginnt das Klavier den zweiten Satz, der von Ravel „Takt für Takt unter Zuhilfenahme des Klarinettenquintetts von Mozart" geschrieben wur de. Weit ausschwingend die Melodiebögen. Wundersam schwebend, ruhevoll und schwerelos reiht sich Ton an Ton. Ein wunderbares Stück Romantik unseres 20. Jahrhunderts. Kurz, in sich gestrafft, ironisch und effektgeladen schließt das Konzert mit einem schnell vorüberjagenden Presto: Jazz-Aphorismen blitzen auf, raffiniert die Dis krepanz zwischen Metrum und Rhythmus, ein Witz, eine Kapriole und doch mehr: Teil des Ganzen, Finalsatz des Klavierkonzertes G-Dur. Wolfgang Amadeus Mozarts große Es-Dur-Sinfonie KV 54 3 ist eine der berühmten letzten drei Sinfonien des Meisters, die auf diesem Ge biet seines Schaffens Abschluß und Höhepunkt zugleich darstellen. In unmittel barer Folge wurden die Es-Dur-Sinfonie (nach Mozarts Katalog am 26. Juni 1788 beendet) und die Sinfonien g-Moll, KV 550, und C-Dur, KV 551, im Sommer 1783 in der unfaßbar kurzen Zeit von zwei Monaten niedergeschrieben. Es ist uns kein bestimmter Anlaß für die Entstehung dieser ihrem Charakter nach so verschieden gearteten Meisterwerke bekannt; wir wissen nicht einmal, ob Mozart sie über haupt jemals aufgeführt und gehört hat. In einer Zeit schwerster Existenzsorgen geschaffen (gerade vom Juni 1788 liegen uns verzweifelte Briefe des Komponi sten vor), hat die in ihrem Grundton heitere, dem Leben zugewandte Es-Dur-Sin fonie, die später von unbekannter Seite die durch nichts zu rechtfertigende, ro mantisierende Bezeichnung „Schwanengesang" erhielt, immer wieder Erstaunen erregt. „Wenn wir sie als Ausdruck von Mozarts persönlicher Stimmung betrach ten dürfen, so war die Zeit, wo er diese Sinfonie schrieb, eine sehr glückliche", bemerkte der Musikwissenschaftler Hermann Kretzschmar. Aber einerseits ist es natürlich denkbar, daß das Werk in der schöpferischen Phantasie Mozarts bereits vor der Zeit der eigentlichen Niederschrift entstanden ist, andererseits wies auch der Mozart-Biograph Hermann Abert darauf hin, daß sich die Alltagsbedräng nisse und Sorgen keineswegs immer unmittelbar im Schaffen des Meisters ab zeichneten. Und selbst, wenn wir nicht so weit gehen wollen, hier jeden Zusam menhang zu leugnen, finden wir doch auch in dieser Sinfonie trotz der dominie renden idyllischen Anmut und Daseinsfreude durchaus Kontraste, sinnend-ele- gische wie auch heroisch-pathetische, ja selbst finstere Züge. Einer spannungsvollen, feierlich-prächtigen Einleitung in straffem, punktiertem Rhythmus, die deutlich spürbar „Don Giovanni"-Töne anklingen läßt, folgen im anschließendem Allegro als Hauptthema ein singendes, sehnsuchtsvolles Thema der Violinen, dem Hörner und Fagotte antworten, darauf ein energisches Tutti mit mehreren neuen Motiven. Die ungewöhnlich kurze Durchführung dieses Satzes, für den plötzliche Stimmungsumschläge charakteristisch sind, wird von der Reprise jäh durch eine Generalpause abgebrochen. Das in As-Dur stehende Andante, mit einem einfachen,marschartigen Thema beginnend, entfaltet sich in durchsichtiger Instrumentation von fast kammermusi kalischem Gepräge zu kunstvollem, vielstimmigem Spiel, doch weist auch dieser Satz einige heftig-leidenschaftliche Ausbrüche auf. Der dritte Satz besteht aus einem kräftig einsetzenden, tänzerischen Menuett und einem von den Klarinetten getragenen lieblich-idyllischen Trio. In dem in Thematik und Form Haydn nahestehenden, dahinwirbelnden Finale schließlich, das uns unwillkürlich auch an den letzten Satz von Beethovens 8. Sin fonie denken läßt, herrscht übermütige, heiter-ausgelassene Stimmung. Ganz aus einem einzigen Hauptthema heraus entwickelt, das zu Beginn leise in den Violi nen erklingt, ist dieser Schlußsatz von sprühendem Humor und immer neuen überraschenden Einfällen erfüllt. Einen besonderen Effekt bringen sogar noch die letzten Takte: indem auf die üblichen Schlußakkorde verzichtet wird, jagt in den Streichern noch einmal der Anfang des Hauptthemas vorüber. VORANKÜNDIGUNGEN: 27. und 28. März 1976, jeweils 20.00 Uhr, Kongreßsaal des Deutschen Hygiene-Museums Dresden (Freiverkauf) 2. SONDERKONZERT Dirigent: Lawrence Leonard, Großbritannien Solist: Dezsö Ranki, VR Ungarn, Klavier Werke von Williams, Schumann und Mendelssohn Bartholdy Dienstag, den 13. April 1976, 20.00 Uhr, Anrecht A 1 Mittwoch, den 14. April 1976, 20.00 Uhr, Anrecht A 2 Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 7. PHILHARMONISCHES KONZERT FESTKONZERT ZUM 30. JAHRESTAG DER SED Dirigent: Heinz Fricke, Berlin Solist: Igor Politkowski, Sowjetunion, Violine Werke von Kurz, Prokofjew und Beethoven Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1975/76 - Chefdirigent Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in das Klavierkonzert von Ravel schrieb Gottfried Schmiedel Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 2,85 T ItG 009-14-76 6. PHILHARMONISCHES KONZERT 1975/76