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außerdienstlich KREUZ KIRCHE DRESDEN Sonntag, 8. Februar 1976, 17 Uhr Willy Burkhard (1900-1955) Das Gesicht Jesajas Oratorium für Soli, Chor und Orchester und Orgel Opus 41 Ausführende: Barbara Hoene, Sopran f Rainer Goldberg, Tenor Hermann Christian Polster, Baß Hans Otto, Orgel Dresdner Kreuzchor Mitglieder der Dresdner Philharmonie Leitung: Martin Flämig, Kreuzkantor Das Oratorium „Das Gesicht Jesajas“ darf man wohl als zentrales Werk des Komponisten bezeichnen. Die Vorarbei ten nahmen Jahre in Anspruch. Burkhard hat selbst geschrieben, wie er, auf der Suche nach einem aktuellen Oratorienstoff, auf seine Werkidee stieß: „Da kam die große Überraschung: Ich las im Propheten Jesaja und fand plötzlich den Weg zur Erfüllung meiner Wünsche vorgezeichnet. Die Hauptidee des Jesaja: Unter gang und Verderben des Ungesunden, Unwahren, Hoffnung auf Abklärung des gegenwärtigen chaotischen Zustandes; Ahnung einer neuen Weltordnung; Friede, Erlösung, Befreiung, Überwindung, jene religiösen Kräfte, die dem geistigen Leben trotz Enttäuschungen und Rückschlägen zu jeder Zeit einen mächtigen Impuls gegeben haben, — die Hauptideen, bilden sie nicht einen Querschnitt durch unsere Zeit, durch unser geistiges Leben?“ Die lebensbedrohende Krankheit zwang ihn im Frühjahr 1933, alle Entwürfe beiseite zu legen. Nach seiner Genesung, vom Sommer 1934 bis zum Sommer 1935, reifte dann das Werk heran, das im Februar 1936 durch Paul Sacher in Basel seine Uraufführung erfuhr. Text: ® Tenor-Solo und Chor: Dies ist das Gesicht Jesajas, des Sohnes des Amoz, welches er sah von Juda und Jerusalem zur Zeit Usias, Jothams, des Ahas und Hiskia, der Könige Judas. Hört ihr Himmel, und Erde nimm zu Ohren! denn der Herr redet. Jesaja dem Propheten das geschah, daß er im Geist den Herrn sitzen sah auf einem hohen Thron in hellem Glanz; seines Kleides Saum den Chor füllet ganz. Es stunden zween Seraph bei ihm daran; sechs Flügel sah er einen jeden han; mit zween verborgen sie das Antlitz klar, mit zween bedeckten sie die Füße gar, und mit den andern zween sie flogen frei. Gegnander ruften sie mit großem Gschrei: Heilig ist Gott, der Herre Zeba oth ! Sein Ehr die ganze Welt erfüllet hat. Von dem Gschrei zittert Schwell und Balken gar, das Haus auch ganz voll Rauchs und Nebels war. Martin Luther (1483-1546)