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der Solist zuwendet, und ein zurückhaltend-gesangliches Thema, das mehr dem Orchester Vorbehalten bleibt. Auf die Liedform des zweiten Satzes — mit kontra stierendem Mittelteil — wurde schon hingewiesen. Ein ausgedehnter Sonaten satz begegnet uns im Finale. Das heiter-freundliche Hauptthema und das seuf zende Moll-Thema, das an zweiter Stelle steht, werden vom Soloinstrument und Orchester gleichermaßen verarbeitet. Carl Maria von Weber hat zwei Sinfonien in C-Dur geschrieben. Beide Werke komponierte er in der Zeit vom 14. Dezember 1806 bis 28. Januar 1807 in dem „von tiefer Waldnacht wie ein Nest voll Sang und Klang im Busch eingeheg ten" Carlsruhe (in Schlesien). Hierhin hatte ihn Herzog Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg-O'ls eingeladen, wo er vom Herbst 1806 bis zum Frühjahr 1807 als Gast des musikliebenden und -ausführenden Fürsten das kleine, jedoch sehr leistungsfähige Hof-Orchester leitete und jene beiden Sinfonien schrieb. Die Mo nate, die Weber hier verbrachte, gehörten „zu den hellsten Lichtpartien in dem so schattenreichen Bilde seines Lebens". Beide Sinfonien verzichten auf die Kla rinetten, die im Carlsruher Orchester nicht besetzt waren, bevorzugt erscheinen, sicher wiederum örtlich bedingt, Oboe und Horn. Die Vorbilder des 20jährigen Komponisten, die Wiener Klassiker, insbesondere Haydn, sind deutlich spürbar. Mit den beiden Mittelsätzen seiner Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 19 erklärte sich Weber dem Musikschriftsteller Friedrich Rochlitz gegenüber später noch „zu frieden", über die Ecksätze äußerte er: „Das erste Allegro ist ein toller Fantasie satz, im Ouvertürenstil allenfalls, in abgerissenen Sätzen, und das Letzte könnte noch ausgeführter sein". Carl Maria von Weber als Dirigent (Karikatur, London 1826) Der erste Satz (Allegro con fuoco) wird von einem stolzen, lapidaren Dreiklangs gedanken eröffnet. Das hiernach zunächst geheimnisvoll und zögernd in den tie fen Streichern erscheinende Hauptthema, die eigentliche sinfonische Triebkraft des Ganzen, ist mit seinem schwärmerischen Ausdruck bereits recht typisch für Weber. Da dieser Gedanke in verwandelter Gestalt auch in den anderen Sätzen auftritt, hat er geradezu leitmotivische Bedeutung. Nach einer ausgeprägten Steigerung wird einem weiteren Thema Raum gegeben, das, in h-Moll einge führt, mit seiner leicht exotischen Note schon an den „Oberon" gemahnt. Die weitere Entwicklung des Satzes geht freilich etwas unbekümmert vor sich, doch ist es mit dem „tollen Ouvertürenstil" gar nicht so arg. Das Ganze besitzt einen frischen Zug unverbrauchter Kraft und überrascht durch viele gelungene rhyth mische, harmonische und melodische Details. Das Thema des Andante in c-Moll wurde aus dem „Leitmotiv" des ersten Satzes entwickelt. Es bringt idyllische, geheimnisvolle Naturstimmungen, wie sie uns später im „Freischütz" wiederbegegnen. Die Oboe stimmt einen As-Dur-Gesang an, der in „romantische" Gefilde führt. Hörner und Fagotte weisen auf den Schauplatz der „Handlung" hin, auf den Wald, der hier erstmalig im Weberschen Schaffen Ausdruck findet. Hermann Kretzschmar sah in diesem Satz mit seinen „Wolfsschluchtbässen und Agathenkantilenen" das „poetische Hauptstück der Sinfonie“ und darüber hinaus „einen der schönsten langsamen Sätze, welche zur Zeit Beethovens und ganz unabhängig von diesem Meister geschrieben worden sind“. Das kecke, spritzige und heitere Scherzo birgt lin seinem Thema den Keim des späteren „Preciosa"-Marsches in sich. Vielleicht hatte der Komponist auch das Scherzo der ersten Sinfonie Beethovens lim Sinn. Witzig, mit dem Reiz des Exotischen in der Thematik spielend, stürmt das Finale dahin. Die lustig beginnenden Hörner finden Antwort in den tiefen Streichern. Die Violinen nehmen dann den Ruf der Hörner auf. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Mittwoch, den 25. Februar 1976, 20.00 Uhr, AK (J) Donnerstag, den 26. Februar 1976, 20.00 Uhr, Freiverkauf Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Andrzej Markowski, VR Polen Solist: Eduard Grätsch, Sowjetunion, Violine Werke von Gorecki, Tschaikowski und Dvorak Sonnabend, den 20. März 1976, 20.00 Uhr, Anrecht B Sonntag, den 21. März 1976, 20.00 Uhr, Anrecht C 2 Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 6. ZYKLUS-KONZERT UND 6. KONZERT IM ANRECHT C Dirigent: Lothar Seyfarth, Weimar Solistin: Elfrun Gabriel, Leipzig, Klavier Werke von Kochan, Frangaix, Weber und Haydn Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1975/76 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 T. ItG 009-4-76 »Inillnamooniio 5. KONZERT IM ANRECHT C UND 5. ZYKLUS-KONZERT 1975/76