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27. November 1907. Qualitative Arbeit in der Stahlerzeugung u.elektr. Schmelzverfahren. Stahl und Eisen. 1725 zugestellt sein mag. Er würde in gleicher Art auch nicht im basischen Tiegel möglich sein, und man würde darin eine vom Fabrikat aus dem sauren Tiegel sehr erhebliche Abweichung der Gefügebeschaffenheit erzielen müssen. Wenn wir also den elektrischen Ofen in das Auge fassen mit seiner basischen Zustellung und dem unvermeidlichen Luftzutritt, so finden sich hier andere Verhältnisse als bei dem Tiegelofen, und man kann sie keinesfalls in unmittelbaren Vergleich mit dem letzteren bringen. Der elek trische Ofen ist eben ein Apparat für sich und muß für sich betrachtet und ausgenutzt werden. Diese Ausnutzung kann nur in den sich aus der Eigenart des Appa rates ergebenden metallurgischen Pro zessen gefunden werden. Welcher Art sind diese? Man hat wohl schüchterne Hoffnungen gehegt, daß die Einwirkung des elektrischen Stromes an sich von Einfluß sein würde auf eine chemische Reinigung, aber sie verwirklichen sich nicht und konnten es auch gar nicht, weil der elektrische Strom nichts als unsere Wärmequelle ist und praktisch, auch als nichts anderes, wenngleich ungemein viel reiner als jede andere, aufgefaßt werden darf. Das letztere ist ihr Hauptvorteil, und deshalb mag man wohl um so mehr an ihre un bedingte entschwefelnde Wirkung ge dacht haben, als sie gestattet, das Metall beliebig lange auf einer hohen Tempe ratur zu erhalten.* Daß Schwefel, da er wanderungsfähig und leicht oxydier bar ist, durch Glühen, Rösten und ähn liche Wärmeeinwirkungen entfernt wer den kann, wenn viel davon vorhanden ist, ist allbekannt, indessen gelingt dies nur bis zu einer bestimmten Verdün nung, bis zu einem Restgehalt, bei wel chem die Befähigung, Schwefel wieder aufzunehmen, anwächst. Aus dieser Ursache ist es im Martinprozeß so schwierig, den Zeitpunkt zu fassen, in welchem die Entschwefelung eine voll kommene ist, möglich erscheint sie über haupt nur durch wiederholtes Schlackenziehen und Aufgabe stets neuer Mengen schwefelfreien Kalkes. Dies ist wichtig zu wissen, denn es sind hier überhaupt die Grundbedingungen für die Entschwefelung gegeben. Wenn wir in irgend einem Stadium des Schmelzprozesses im Martinofen dem Bade einige Zehntel Prozent Wolfram oder Molybdän zu führen, so wird bald danach der Schwefelgehalt erheblich sinken, aber auch der Gehalt an diesen 2 70 8 6 4 2 60 8 ß 4 2 50 8 6 4 2 g 40 • 8 I 6 — 4 i 2 " 30 8 6 4 2 20 8 6 4 2 10 8 6 4 2 * In dieser Beziehung ist Aehnlichkeit mit dem Tiegelprozeß vorhanden. Metallen selbst. Sobald er verschwunden ist, findet sich ein wachsender Schwefelgehalt wieder. Auch im Tiegel entschwefeln Wolfram und Mo lybdän kräftig. Sie entschwefeln deshalb, weil ihre Oxyde befähigt sind, den Schwefel zu binden, weil diese Oxyde und ihr Schwefelgehalt in die Schlacke gehen, hieraus nicht reduzierbar, aber verdampfbar sind. Die Eisenoxyde der Schlacke sind nicht flüchtig, sie binden ebenso begierig Schwefel wie Phosphor und letztere werden von jedem Reduktionsvorgang betroffen, welcher Eisen aus der Schlacke reduziert. Daher darf man im Abbildung 3. Sicherheitsschaubild bezüg lich des Schwefelgehaltes im metallurgischen Prozeß, gewonnen aus 307 aufein anderfolgenden Chargen. a) bei flüssig. Einsatz: unter 0,010 °/o einschl. % 215 Chargen . . . 70,3 über 0,011 °/o einschl. bis 0,015 einschl. 70 Chargen . . . 22,8 über 0,016 °/ einschl. bis 0,02 einschließl. 16 Chargen . . . 5,2 über 0,021 einschl. bis 0,023 einschl. 6 Chargen .... 1,95 unter 0,015 einschl. ~43 °/o über 0,015 „ ~ 7 „ Hinblick auf den Schwefel wohl sagen, daß er durch langes Ausschmelzen bei eisenreicher Schlacke nicht entfernt werden kann, weil diese seine Diffusion in die Luft behindert. Aus dieser Ursache ist für die Entschwefelung die eisenfreie Schlacke unbedingt nötig; da sie aber im Martin prozeß aufdie Dauer nichteisenfrei erhalten werden kann, so ist in diesem der Schlackenprozeß um so weniger von sicherer Wirkung, als die eisen reiche Schlacke auch aus den Feuergasen be gierig Schwefel aufnimmt und dieser durch jeden Reduktionsvorgang wieder in das Bad über geführt wird. ,003 4 5 6 7 8 9 10 11 tansendstel ° Schwefel St u.E.52