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3. Juli 1907. Die Gießerei-Anlagen der Königlichen Fachschule zu Siegen. Stahl und Eisen. 939 anerkennen. Wir wollen nur die Schwefel- bestimmungen herausgreifen. Wir halten es für unmöglich, daß in irgend einem Teile eines Kesselbleches nur 0,00 l°/o Schwefel vorhanden sein kann. Besonders ist das ausgeschlossen, wenn es sich um die Oberfläche eines Bleches handelt, denn diese ist im Block zuerst und sehr schnell erstarrt und muß daher ungefähr den Durchschnittsgehalt der ganzen Charge an Schwefel aufweisen. Ebenso unmöglich ist das Resultat, welches 0,232 °/o Schwefel nachweist. Soweit es nach den gemachten Angaben möglich ist, den vorliegenden Fall zu beurteilen, handelt es sich um ein Blech, welches im Walz werk am oberen Kopf zu wenig beschnitten worden war, und welches beinahe den ganzen Lunker und die ganze unter demselben liegende Seigerung noch enthielt. Abgesehen von dem allgemeinen Ver halten ist dies auch schon aus den guten mikro skopischen Untersuchungen mit Sicherheit zu schließen. Der Analysenbefund von 0,232 % Schwefel ist dadurch zu erklären, daß der obere Kopf des Blockes und auch des Bleches mit zahlreichen kleinen Einschlüssen von Schwefelmangan durch setzt war, dessen Schwefel zusammen mit dem jenigen des Flußeisens bestimmt worden ist. Daraus müßte dann eigentlich ein höherer Man gangehalt der Probe sich ergeben. Da jedoch im oberen Kopfe von Blöcken auch eine An reicherung von Sauerstoff bezw. Eisenoxydul auftritt, wird wohl ein Teil des Mangans des Materials als Manganoxydul in die Schlacke ge gangen sein, welche sich auf den meisten Blöcken ansammelt. Schlüsse aus Analysen von Flußeisen sollten ohne sachverständige Begut achtung vom metallurgischen Standpunkt nicht, wie geschehen, veröffentlicht werden. Im vorliegenden Falle muß jeder unbefangene Leser annehmen, daß im Flußeisen Schwefel ausseigerungen von 1 bis zu 232 Tausendstel Prozenten möglich seien. Der Bericht über diesen Fall in der veröffent lichten Form berechtigt beinahe in keinem einzigen Punkte zu einwandfreien Schlüssen, bietet dagegen leider Veranlassung zu Trugschlüssen. Eichhoff. Die Gießerei-Anlagen der Königlichen Fachschule für die Eisen- und Stahlindustrie des Siegener Landes zu Siegen. D er Hauptzweck der Anlagen ist, den Schü lern Gelegenheit zu geben, sich im Formen zu üben und das Schmelzen und Gießen der Me talle, namentlich des Gußeisens, durch eigene Betätigung kennen zu lernen. Hierzu dienen neben der Sandgrube und einigen Einrichtungen zur Tischformerei sowie der Formmaschine eine Tiegelofen - Anlage und ein Kupolofen. Beide Anlagen weisen den üblichen Einrichtungen gegen über Unterschiede auf, die zunächst mit dem Zweck, jungen Leuten als Lehrobjekt zu dienen, Zusammenhängen, aber doch vielleicht für die Fabrikationspraxis mit Vorteil verwendet werden können. Die vom Referenten in den achtziger Jahren ausgeführte Tiegelofen-Anlage in der Rem scheider Fachschule besitzt die am meisten in der Praxis gebräuchliche Einrichtung, den Tiegel ofen ganz in den Boden zu versenken. Der zur Bedienung der beiden dort vorhandenen Oefen er forderliche Schacht liegt zwischen diesen, und zum Herausheben der Tiegel dient ein Kran, der sich von dem einen Schacht zum andern schwenken läßt. Diese Anordnung hat den Vorteil einer möglichst geringen Wärmeansstrahlung, aber den Nachteil der etwas schwierigen Bedienung, welche die Verwendung von Schülern zu diesem Zweck ausschließt: der Schmelzer muß mit der Tiegelzange in die sehr hohe Glut hinab reichen, um den Tiegel zu heben, der dann freilich leicht mit Hilfe des genannten Kranes herausgehoben wird. Da nun in Remscheid sowohl als auch in Siegen das Streben dahin vorherrscht, daß die Schüler möglichst alles selbst durchführen, so glaubte ich für Siegen von dieser Anordnung Abstand nehmen zu müssen, zumal sowohl die Eisen- wie die Stahl gießereien bekanntlich längst über Oefen ver fügen, bei denen sich der Schacht über dem Boden befindet. Da indessen der Rost hier wieder zu hoch liegt, um von den Schülern be quem bedient werden zu können, legte ich ihn in Siegen in Fußbodenhöhe, so daß der Tiegel eben nur horizontal bewegt zu werden braucht, um aus dem Ofen herausgenommen zu werden. Zum Verschluß dient ein aus feuerfesten Steinen bezw. einem gußeisernen Winkel bestehender Einsatz, der mit einer Hülse versehen ist und mit Hilfe eines an einer Laufrolle hängenden Hebels leicht herausgehoben werden kann. In der Abbildung 1 sieht man zunächst die ganze Werkstatt, wo unter VII die Gießerei- Anlage dargestellt ist.* Abbildung 2 zeigt die beiden Tiegelöfen, von denen der eine durch Herausheben des Einsatzes geöffnet ist. Zwischen beiden liegt ein 80 cm tiefer Schacht, der be quem zugänglich ist und zur Luftzuführung sowie zum Herausziehen eines Teils der Roststäbe be stimmt ist, wenn ein Tiegel herausgenommen * Die Anordnung hat jüngst durch Auswechselung der Abteilungen II und XI eine Aenderung erfahren.