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14. August 1907. Bücherschau. Stahl und Eisen. 1209 mehrere auch in der Kartellenquete den Schatz ihres Wissens in ausgiebigstem Maße auszubreiten, Ge legenheit gefunden und genommen haben. Um so frischer berührt das vorstehende Buch, das aus der Kenntnis der praktischen Verhältnisse heraus ge schrieben worden ist und einen um so wertvolleren Beitrag zur Kartelliteratur bildet, als es in voll kommenster Unabhängigkeit von dem Stahlwerks- Verbände oder irgendwelchem Träger seiner oder anderweitiger Interessen verfaßt wurde. Einen Mangel an Objektivität werden deshalb dem Verfasser auch diejenigen Kreise nicht vorwerfen können, die der Kartellbewegung ablehnend oder feindlich gegenüber stehen. Es hat dem Buche nicht geschadet, daß der Verfasser zunächst etwas weiter ausholt und die Ent wicklung der deutschen Eisenindustrie auf dem Wege zum Kartell sowie ihre volkswirtschaftliche Bedeutung darlegt und zugleich einen Ueberblick über Geschichte und Bedeutung der Herstellungsverfahren des Eisen gewerbes gibt, um dann die Konzentration der Eisen industrie — reine und gemischte Werke — sowie die Lage und Bedeutung der einzelnen Industriezentren zu besprechen; denn dadurch hat er Gelegenheit ge funden, zu zeigen, daß ihm fachmännisches Wissen innewohnt, das zur Beurteilung der ganzen Kartell frage durchaus unentbehrlich ist. Den zweiten Teil des Buches bildet dann die Darlegung der Verhält nisse des Stahlwerks-Verbandes, wobei wir insbeson dere auch auf das Kapitel verweisen möchten, in dem die Bedeutung dieses Verbandes für die Arbeiter be sprochen wird. Hier ist übrigens dem Verfasser (auf Seite 164) ein kleines Versehen passiert, das er in einer etwaigen zweiten Auflage des Buches berich tigen könnte. Nicht der „Verein deutscher Arbeit geberverbände“, sondern die „Hauptstelle deut scher Arbeitgeberverbände“ ist in Anlehnung an den „Zentralverband Deutscher Industrieller“ geschaffen worden. Die erstgenannte Organisation stellt eine anderweite Schöpfung dar, die allerdings zu der ge nannten „Hauptstelle“ in einem Kartellverhältnis steht. — Sehr beachtenswert sind endlich die Aus führungen des Verfassers über die Kartelle und die staatliche Wirtschaftspolitik, indem er mit Recht gegenüber dem Ruf nach gesetzgeberischem Eingreifen darlegt, daß heute ein gesetzgeberischer Versuch nur ein Tappen im Dunklen wäre, und daß die den Staat anrufenden Kreise nur zu leicht vergessen, wie sie dabei ein gut Teil ihrer Selbständigkeit aus den Händen geben und mithin ein Stück von ihrer eigenen Kraft und Stärke einbüßen, ganz zu schweigen von dem allzu oft nur problematischen Werte einer staat lichen Einmischung in mehr oder weniger interne Angelegenheiten einzelner Erwerbegruppen. Dr. W. Beumer. Paul Steller: Nationale Bankpolitik. Ein Beitrag zur Bankfrage in Deutschland. Berlin SW., Hugo Spamer. Preis 0,75 J6. Wir stimmen mit dem Verfasser nicht in allen Punkten überein, namentlich nicht in den Ausfüh rungen, die sich auf die Möglichkeit einer Verstaat lichung der Reichsbank beziehen. Er führt zwar in objektiver Weise die gegen die Verstaatlichung sprechenden Gründe an, erachtet aber mehrere der selben für nicht so durchschlagend, wie sie unserer Meinung nach sind. Er überschätzt auf der einen Seite die vermeintlichen Vorteile der Verstaatlichung und erwähnt anderseits nicht einmal das unserer Meinung nach erheblichste Bedenken, das gegen eine Verstaatlichung spricht: das ist die Möglichkeit einer bureaukratischen Gestaltung der Geschäftsführung, durch die Handel und Wandel aus dem Regen in die Traufe kommen würden. Das hindert uns aber nicht, anzuerkennen, daß die Schrift sehr wertvolles Material zur Beurteilung unserer gegenwärtigen, außerordentlich schwierigen Geldverhältnisse beibringt, und wir em pfehlen sie darum der Beachtung aller Kreise, die an einer angemessenen Regelung dieser Verhältnisse ein Interesse haben. j) r- w. Beumer. Das Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschluß bahnen vom 28. Juli 1892, erläutert von W. Gleim, vortr. Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten z. D. IV. neu bearb. und verm. Aufl. Berlin 1907, Verlag von Franz Vahlen. Preis geb. 10 -66. Bei der fortwährenden Fluktuation des Verkehrs wesens und bei der dadurch bedingten Fortentwick lung seiner rechtlichen Grundlagen war es geboten, den aus seinen früheren Auflagen bestens bekannten Gleimsehen Kommentar zum Gesetze über Klein bahnen und Privatanschlußbahnen in neuer Bearbei tung erscheinen zu lassen. Zwischen der vorigen und der neuen Auflage liegt eine achtjährige Periode reich an ministeriellen Anordnungen und an Entschei dungen höchstinstanzlicher Gerichte. Die Neubearbei tung hat diesen Anordnungen und Entscheidungen Rechnung getragen und wird infolgedessen von allen Interessenten willkommen geheißen werden. Gewerbe - Unfallversicherungsgesetz. Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister von weil. Dr. E.vonWoedtke, IX. Aufl., von F. Caspar, und Preußisches Stempelsteuergesetz, heraus gegeben von Reg.-Rat P. Loeck, VI. Aufl. Beide: Berlin 1907, Guttentagsche Verlags buchhandlung. Preis 2,50 6 bezw. 6 6. Von dein erstgenannten Werkchen, Nr. 23 der bestens bekannten Guttentagschen Sammlung deut scher Reichsgesetze, ist von Caspar, Direktor im Reichsamte des Innern, bearbeitet, jetzt die IX. Auf lage erschienen, in der überall die durch die Recht sprechung des Reichsversicherungsamtes und durch die sonstige Weiterentwicklung der Unfallversiche rung angezeigten Aenderungen und Ergänzungen vor genommen worden sind. Auch das an zweiter Stelle genannte Werk, Nr. 18 der Guttentagschen Sammlung preußischer Ge setze, dessen voraufgegangene Auflage vor sechs Jahren erschien, berücksichtigt natürlich die während dieser Zeit zahlreich ergangenen Entscheidungen der Gerichte und Erlasse der Verwaltungsbehörden. Beider Erscheinen wird infolgedessen von interessierten Kreisen gerne gesehen werden. _ r- Die Stei7ikohlenzechen des niederrheinisch-west fälischen Industriebezirks, des Aachener Be zirks und des Saargebiets, der Pfalz und von Elsaß-Lothringen, soicie die Braunkohlengruben des rheinischen Braunkohlengebiets. Nach zu verlässigen Quellen bearbeitet und heraus gegeben von Heinrich Lemberg. Aus gabe 1907. Dreizehnte Auflage. Dortmund, C. L. Krüger, G. m. b. H. 3 6. Das von uns an dieser Stelle wiederholt * an erkennend erwähnte Adreß- und Nachschlagebüchlein hat in der vorliegenden Ausgabe dadurch eine wesent liche Erweiterung erfahren, daß, wie auch aus dem Titel schon hervorgeht, die Steinkohlenzechen an der Saar, in der Pfalz und in Elsaß-Lothringen, sowie die rheinischen Braunkohlengruben neu aufgenommen * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 14 S. 895.