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3. Juli 1907. Zur Frage der Hißbildung in Kessel blechen. Stahl und Eisen. 937 Dommantels es herausgeschnitten war. Jeden falls sind die Proben nicht in der Nähe des Risses entnommen worden. Der Zustand, in welchem sich das Blech an der Rißstelle befand, ist also gänzlich unaufgeklärt. Besonders der Zustand an der unteren gabelförmigen Rißstelle hätte festgelegt werden müssen. Die Versuchs ergebnisse sind hierunter kurz zusammengestellt. c SI Mn Cr Ni Cu Analyse 0,126 0.0131 0,225 0,005 0,008 0,0175 Festigkeit k g r. d. qmm Dehnung % auf 200 mm Kontraktion % des ursprüngl. Quer schnittes Einlieferungs- zustand 47,83 46,90 46,82 47,72* 20,1 15,7** 12 1** 55,7 50,2 51,8 Im ausgeglülten Zustande . . . Bei 100° C. . . . „ 200° C. . . „ 300" C. . . % 40,28 57,29 64,96 50,02 auf ISO nm 28,8 13,8 30,7 31,2 62,2 39,1 35,7 59,0 s P As 0,0415 0,112 0,0122 Verbrauchte Arbeit Kerbschlagbiegeprobe : zum Brechen im Einlieferungszustand . . . 0,39 mkg/qem dunkelrot geglüht 0,55 „ Hartbiegeprobe, dunkel rot geglüht ... gebrochen, Warmbiegeprobe . . . gut, Kaltbiegeprobe im Ein- lieferungszustand . . außengut, innen angebrochen- In einer Schlußzusammenfassung kommt der Verfasser dann zu dem Ergebnis, daß das Ma terial die Hartbiegeprobe nicht bestanden habe und daß die gefundene Sprödigkeit wohl auf un geeignete Behandlung des Bleches zurückzu führen sei. Die vorgenommene Untersuchung läßt also im Hinblick auf die oben festgelegten Grundsätze manches zu wünschen übrig. Zunächst würde wohl darauf aufmerksam zu machen sein, daß die geringe „Streckung“, welche der Stab im Einlieferungszustande gezeigt hat, auf eine Härtung hinweist, denn gerade bei ge härteten Proben wird oft das Verschwinden der „Streckung“ beobachtet. Es ist nicht deutlich angegeben, jedoch wohl anzunehmen, daß die Unter suchung der Festigkeitseigenschaften bei 100°, 200° und 300° C. an vorher ausgeglühten Proben vorgenommen wurde. Das Bild der Eigenschaften des Materials, wie es sich im Kessel befand, würde bei weitem mehr geklärt worden sein, wenn die Zerreißproben bei * Alle Ergebnisse sind höher als nach den Würz burger Normen zulässig. ** Dehnung und Qualitätszahl genügen den Würz burger Normen nicht. höherer Temperatur auch an Proben im Einliefe rungszustande vorgenommen worden wären. Es würde dann der ungünstige Einfluß der Er wärmung sich zu demjenigen hinzuaddiert haben, welcher schon durch die ungünstige Vor behandlung des Bleches entstanden war. Die Analyse zeigt, daß es sich um basisches Material handelt, es fällt in derselben der niedrige Mangangehalt und der hohe Phosphorgehalt auf. Man kann daher vermuten, daß die betreffende Charge nicht ganz normal war, jedoch wird diese Annahme dadurch zweifelhaft, daß die ausgeglühte Probe bei über 40 kg Festigkeit beinahe 29°/0 Dehnung hatte, wodurch der Wunsch nach einer Kontrolle der Analyse nahegelegt wird. Die Hart biegeprobe erscheint in der Art ihrer Ausführung nicht ganz einwandfrei. Dieselbe wurde auf dunkle Kirschrothitze erwärmt. Eine solche Erwärmung genügt kaum, die ungünstigen Ein flüsse der vorherigen unrichtigen Behandlung aufzuheben, ist vielmehr unter Umständen ge eignet, die vorher erlangte Sprödigkeit noch zu steigern. Der Härtung der Probe hätte ein länger dauern des Glühen bei wenigstens 900 °C. vorhergehen müssen, und es erscheint sehr zweifel haft, ob auch bei einer solchen Behandlung die Hartbiegeprobe gebrochen sein würde. Das gleiche bezüglich des Ausglühens muß von der Kerbschlagbiegeprobe gesagt werden, auch diese scheint nicht genügend ausgeglüht worden zu sein, um die vorher vorhandenen un günstigen Einflüsse zu beseitigen. Auch hier er scheint es nicht ausgeschlossen, daß bei rich tigem Ausglühen der Probe die geglühten Stäbe sehr viel bessere Resultate gezeigt hätten. Der Unterschied zwischen der Erprobung im nicht geglühten und geglühten Zustande ist daher wahrscheinlich größer als die Versuche nach gewiesen haben. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß keines wegs feststeht, daß das Blech bezw. das zu demselben verwendete Flußeisen den Würz burger Normen ursprünglich nicht entsprochen hat. Es ist vielmehr mit Wahrscheinlichkeit an zunehmen, das es genügt hat, besonders wenn sich herausstellen sollte, daß die gegebene Analyse nicht gänzlich einwandfrei ist. Wird nun angenommen, daß das zu dem Blech verwendete Flußeisen den Anforderungen der Würzburger Normen entsprochen hat, so muß klar ermittelt werden, warum das Blech trotzdem bei der Druckprobe gebrochen ist. Aus dem ersten Bericht ist ersichtlich, daß das Material im kalten Zustande so spröde war, daß mit einem Handhammer Stücke abgeschlagen werden konnten. Es handelt sich bei dieser Beobachtung anscheinend um Stellen, welche sich in der Nähe des unteren Endes des aufgetretenen Risses befunden haben. Es ist also wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß das Blech eine