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31. Juli 1907. Britisch - imperialistische Handelsfragen. Stahl und Eisen. 1125 Zu ganz ähnlichen Schlüssen gelangen auch Snyders und Hackstroh in dem Kapitel, das vom Einfluß der Einkerbung handelt. Aller dings wird hier die Parallele zwischen ein gekerbten und uneingekerbten Stäben gezogen. Bei den nicht eingekerbten Stäben war die Höhe des Probestabes um die Tiefe der Einkerbung der eingekerbten Stäbe vermindert. Bei einem und demselben Material betrug der Arbeitsauf wand 11/2 kgm, wenn der Stab eingekerbt war, und 17 bis 24 kgm bei unverletzten Stäben. In gleichem Sinne lautet auch das Ergebnis bei statischer Belastung unter sonst gleichen Be dingungen. Die Einkerbung hat also in beiden Fällen, sowohl bei Fallversuchen wie bei Biege proben, gleichen Einfluß. Auch Snyders und Hackstroh erklären diese Tatsache, indem sie sagen, die von der äußeren Kraft geleistete Arbeit ist abhängig vom Maß der Durchbiegung. Je größer die Durchbiegung ist, die der Stab erträgt, ehe durch die Zugspannung in den äußersten Fasern der Bruch einsetzt, desto mehr Arbeit ist zur Hervorrufung des Bruches not wendig, vorausgesetzt natürlich, daß die zum Bruch erforderliche Kraft dieselbe bleibt. Die Kraft, welche den Bruch herbeiführt, ist bei ein gekerbten und nicht eingekerbten Stäben im ganzen die gleiche. Die Durchbiegung ist natür lich beim eingekerbten Stab kleiner als beim andern, weil die Längsachse der Teile zu beiden Seiten der Kerbe weniger Krümmung hat als bei dem unverletzten zu beiden Seiten der Mitte. Bei eingekerbten Stäben wird also die zum Brechen erforderliche lebendige Kraft zur Form änderung aufgewendet, und es erklärt sich leicht, weshalb erstens „die zum Brechen eines ein gekerbten Stabes oder durchlochten Streifens notwendige Arbeit geringer ist als bei einem unverletzten Stab reduzierter Höhe oder Breite bezw. eines undurchlochten Streifens reduzierter Breite, und weshalb zweitens der Biegungswinkel unmittelbar vor dem Bruch beim eingeschnittenen Stab sowie bei einem durchlochten Streifen kleiner sein wird als beim uneingekerbten Stab oder bei der gewöhnlichen Biegeprobe“. Nach van der Kolk kann der Einfluß des mehr oder weniger abgerundeten Winkels, der sich bei der Einkerbung mittels Säge bildet, unberücksichtigt bleiben, da der Bruch ohne Ausnahme am Grunde der Einkerbung selbst entsteht. Bei den Versuchen Mesnagers lieferten die großen Probestäbe (siehe oben) unveränderte Resultate, ohne Rücksicht, ob die Einkerbung mit Bohrer oder Fräse ausgeführt wurde. Nach ihm ist die Breite der Einkerbung von großem Einfluß. Leblant hat einmal die Einkerbung spitz winklig gefräst und dann durch Eindrücken eines Schlichtmessers ausgerichtet, in den übrigen Fällen je eine 1 mm und eine 2 mm breite Kerbe mit scharfer, stumpfer und abgerundeter Säge her gestellt. Er folgert aus seinen Versuchen, daß bei sehr großer Sprödigkeit die Form der Ein kerbung wenig Einfluß hat. Die Differenzen, die aus der Form hervorgehen, spielen gegen über der Ungleichartigkeit des Materials keine Rolle, ebenso der Einfluß, den die Verwendung der Säge oder des Messers hat. Die spitze und scharfe Einkerbung liefert Resultate, die sich leichter vergleichen lassen als Resultate anderer Einkerbungen. (Schluß folgt.) Britisch - imperialistische Handelsfragen. Eine deutsche Betrachtung von Dr. E. Trescher, Düsseldorf. ach dem glänzenden Siege der Liberalen — % in England vor nun bald zwei Jahren hatte man sich innerhalb und außerhalb des Vereinigten Königreichs im Lager der Feinde britisch - imperialistischer Pläne der Hoffnung hingeben zu können geglaubt, fürs erste würden die größerbritischen Bestrebungen lahmgelegt sein. Allein so wenig die Bewegung gehemmt wurde, als 1892 der alte Gladstone noch einmal die Zügel der Regierung an sich gerissen hatte, so wenig wird auch unter der jetzigen liberalen, freihändlerischen Regierung irgend eine Gelegen heit von den Chamberlainisten versäumt, neue und immer neue Anhänger für ihre Zwecke zu werben. Unter den rührigsten von ihnen sind die Minister der Kolonien selbst, die alle Hände eifrig regen, das Problem des Vorzugshandels immer wieder in den Vordergrund des öffent lichen Interesses zu schieben. In jüngerer nnd jüngster Zeit haben denn wieder verschiedene Umstände dazu beigetragen, das Interesse des englischen Volkes und sonst auf dem Erdball und nicht zum mindesten bei uns in Deutschland an der Frage zu wecken. Einmal hat vor etwa Jahresfrist das kanadische Parlament den neuen dreiteiligen Zolltarif gut geheißen, auf Grund dessen möglicherweise dem deutsch-kanadischen Zollkriege ein Ende bereitet werden kann. Gerade in letzter Zeit scheint man — nach Nachrichten der kanadischen Presse zu urteilen — auch jenseit des Ozeans mehr und mehr geneigt, eine möglichst baldige Be endigung des Konfliktes zu wünschen. Wiederum von neuem hat sich alle Welt mit dem Problem des Greater Britain beschäftigt, als in diesem Jahre in London die Reichskonferenz tagte und — allerdings unter kühlster Reserve oder sogar direkt ablehnender Haltung der Regierungsver-