Volltext Seite (XML)
1122 Stahl und Eisen. Ueber den gegenwärtigen Stand der Schlagbiegeprobe. 27. Jahrg. Nr. 31. über' die Ausführung der Methode, die Prüfungs- maschinen, Versuchsanordnungen usw. zu sagen. Gegenwärtig sind mehrere Apparate im Ge brauch,* die außer der Zerstörung des Probe stabes auch die Aufzeichnung des Maßes der zum Bruche des Probestabes aufgewendeten Arbeit besorgen; es sind dies in der Hauptsache die Federhämmer von Barba und Fremont sowie der Pendelhammer und Radhammer von Guillery. Das Prinzip des Federhammers von Barba beruht auf dem Anprall des Hammers auf Federn, wobei die nach dem Bruch noch übrigbleibende lebendige Energie dadurch ge messen wird, daß man die Höhe bestimmt, bis zu welcher der Hammer nach dem Anprall wieder zurückspringt. Der Fremontsche Hammer** mißt die zurückgebliebene Kraft durch Setzung einer Feder. Bei dem Pendelhammer*** ist die Hammermasse an einer Stange befestigt und die Stange derartig aufgehängt, daß das ganze Gebilde pendelartig ausschwingen kann. Der Bruch erfolgt, wenn das Pendel seine Vertikal lage erreicht hat. Zur Bestimmung der Bruch arbeit sind Kraft und Ausschlag bekannt. Die nach dem Bruch dem Hammer noch innewohnende lebendige Kraft ergibt sich aus dem Weg, den das Pendel nach dem Durchschlag jenseits der Vertikallage macht. Die Masse der Aufhänge- stange muß berücksichtigt werden, weshalb sich eine nachträgliche Korrektur notwendig macht. Der Apparat hat eine Abänderungf von Bent Russell erfahren, um Schlag- und Zerreiß proben gleichzeitig durchführen zu können. Neuerer Konstruktion ist der Radham mertt von Guillery. Er nimmt weniger Raum in An spruch als die anderen Hämmer und besteht aus einem kleinen Stahlrad, auf dessen Felge der Hammer angebracht ist. Die Brucharbeit be rechnet sich aus der Geschwindigkeitsänderung des Rades im Augenblick des Bruches. Man bedient sich hierbei irgend eines Geschwindig keitsmessers. Ein Hebelmechanismus nähert den von einem beweglichen Amboß getragenen Probe stab im gewünschten Augenblick dem Rade. Die mittels Hebels vorgeschobene Klinke erhält von dem Hammer einen Schlag, wodurch sie eine Feder auslöst, die dann den Amboß gegen das Rad zieht. Bei der darauf folgenden Um drehung erfolgt der Bruch des Stabes. Der Apparat wird in zwei Größen gebaut, deren Leistungsfähigkeit 60 bezw. 200 kgm beträgt bei etwa 300 Umdrehungen i. d. Minute. Man hat auch, um die Erwerbung kostspieliger Maschinen * Siehe auch „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 11 S. 693. * * Genaue Beschreibung siehe „Bulletin de la socit d’encouragement“, September 1901 S. 372. * ** Derselbe ist ausführlich beschrieben in den »Transactions of the American society of civil en- gineers“, Juni 1906 S. 237. t Ebenda, Juni 1900 S. 6. tt »Revue de Metallurgie“, August 1904 S. 405. zu umgehen, vorgeschlagen, die Versuche durch wiederholte Schläge mit einem Hammer, wie er zu gewöhnlichen Schlagversuchen überall zu Gebote steht, auszuführen. So berichtet Jarr ow* von Prüfungen, die er auf diese Weise an Kessel material vornahm mit einem 4 kg schweren Hammer bei 45 cm Fallhöhe, und die recht be friedigend ausgefallen sind.** Als Hilfsapparate seien noch erwähnt der von Gagarine konstruierte automatische Registrierapparat*** für Schaubilder, aus dem der Zusammenhang zwischen den Kräften und Deformationen während einer Schlagprobe zur Darstellung gelangt, sowie die von Perot in der „Revue de Metallurgie“ (1905 S. 287) erläuterte Einrichtung zur photographischen Aufzeichnung der Stoßerscheinungen. Zur Prüfung der verschiedenen Hämmer haben Le Chatelier und Mesnager Ver gleichsversuche angestellt. Um hierbei gleich zeitig den beim Guilleryschen Hammer in An- Wendung gebrachten Zentrifugalpumpen-Geschwin- digkeitsmesser zu erproben, wurde neben diesem Tachymeter noch ein Stimmgabel-Geschwindig keits-Registrator in Anwendung gebracht. Die Probestäbe hatten 1 qcm Querschnitt und ab gerundete Einkerbungen von 2 mm Tiefe. Die Brucharbeiten in kgm waren folgende: Guilleryscher Pumpen-Tachy- meter Hammer Gabelapparat Frömontscher Hammer 15 13 13,4 20 17 14,9 17,5 15,3 14,9 15 15,3 16,1 13,6 15,7 13,4 13,6 15,7 12,7 im Mittel 15,7 15,3 14,7 Die Ergebnisse zeigen, daß die Hämmer mit befriedigender Uebereinstimmung arbeiten; zu gleich geben sie einen Begriff von den Arbeits größen, die zur Wirkung kommen. Jedoch weichen die von anderen Gelehrten und Praktikern erhaltenen Versuchsresultate von den oben erwähnten teilweise erheblich ab, was sich im wesentlichen aus den verschiedenen Ab messungen der Probestäbe, aus den Eigenschaften des Materials und dem hier und da mehr oder weniger modifizierten Arbeitsverfahren herleitet. Die Probestäbe besitzen gewöhnlich recht eckigen Querschnitt; sie werden meist auf der unteren, dem Hammer abgekehrten Seite ein gekerbt, auf zwei Stützen aufgelegt und in der Stabmitte vom Hammer getroffen. Der Bruch erfolgt nach einem Schlag; Hammergewicht und Fallhöhe bleiben für alle Abmessungen der Stäbe unverändert. Bei der französischen Gesell schaft „Compagnie des chemins de fer P. L. M.“ * „Engineering“, 18. April 1902. ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 1 S. 8. *** Siehe „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 21 S. 1336