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Leiter des technischen Teiles Dr.-Ing. E.Schrödter, Geschättsführer des Vereins deutscher Eisen- hüttenleute. Kommissionsverlag von k. Bagel-Düsseldorf. STAHL MEISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl- industrieller FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 31. 31. Juli 1907 27. Jahrgang. Zur Frage der Vermeidung von Lunkerbildung.* Von Adalbert Obholzer, Ingenieur der Kgl. Ungarischen Stahlwerke, Diosgyör. Nachdem man auf dem Gebiete des Hütten- 1 ” wesens von der Fabrikation des Schweiß eisens zu der des Flußeisens bezw. des Fluß stahles vorgeschritten war, zeigten sich bei einzelnen Verarbeitungen des Materials, besonders bei der Herstellung gewalzter und geschmiedeter Gegenstände, insofern Schwierigkeiten, als eines teils das Material nicht blasenfrei war und andernteils die bestehenden Einrichtungen zur Bearbeitung desselben nicht mehr genügten. Auf den schwach konstruierten Walzen straßen und mit den leichten Hämmern, welche man früher zur Bearbeitung des Schweißeisens benutzt hatte, war man nicht imstande, Stahl blöcke in der gewünschten Weise zu bearbeiten. Demzufolge war auch nicht zu erwarten, daß die Beschaffenheit der hergestellten Stücke den Anforderungen entsprach. Während man an fänglich die minder gute Beschaffenheit der aus Flußeisen bezw. Stahl hergestellten Gegenstände ausschließlich der Zusammensetzung des ver wendeten Flußeiseisens bezw. Stahls zuschrieb, ist man erst später zu der Einsicht gekommen, daß die Beschaffenheit der hergestellten Guß blöcke und die gewünschten Festigkeitsresultate nicht allein von der Qualität des Flußeisens oder Stahls, sondern auch von der Art und Weise der Bearbeitung desselben, und der Tem peratur, unter welcher diese erfolgt, abhängt. Aus diesem Grunde ist man dazu übergegangen, die Walzenstraßen zur Bearbeitung der großen Stahlblöcke entsprechend stärker zu dimensionieren und beim Ausschmieden des Materials schwerere Hämmer bezw. neuerdings hydraulische Hoch druckpressen zu verwenden. Es bereitete sodann noch Schwierigkeiten, die schädliche Lunkerbildung aus den Stahl- und Schmiedeblöcken zu beseitigen. Dies glaubte man durch verschiedenartige Gestaltung der Blockformen sowie dadurch zu erzielen, daß man den bereits erstarrten, aber noch immer * Der Originalaufsatz ist in „Banyszati s Koh- szati Lapok“, Jahrgang 38, I. Bd. S. 457 erschienen. XXXI.27 glühenden Block unter Druck setzte, also durch Komprimierung (Whitworth-Prozeß), jedoch haben all diese Methoden bei dem Verhalten des flüssigen Stahls in der Form während der Ab kühlung den gewünschten Erfolg nicht gehabt, weswegen man begann, die Blöcke mit be sonderem Gießkopf zu versehen. Durch das patentierte Komprimierungsverfahren des Di rektors des Stahlwerks St. Etienne, Heinrich Härmet, war es erst möglich geworden, einiger maßen gute Resultate in bezug auf die Ver hütung der Lunkerbildung zu erzielen. Ich hatte im Jahre 1902 Gelegenheit, dieses Ver fahren an Ort und Stelle zu studieren, wo mir durchschnittene Blöcke vorgezeigt wurden, die ein überraschend gutes Resultat in bezug auf Dichtigkeit aufwiesen. Das in der Fachpresse* wiederholt beschriebene Verfahren kann als allgemein bekannt angenommen werden. Dadurch, daß bei diesem Verfahren das noch flüssige Material in der konisch (1: 30) konstruierten Form mittels Druck von unten nach oben gepreßt wird, wobei der Druck bis zur Erstarrung des Materials aufrecht erhalten bleibt, erreicht man einerseits, daß sich keine Hohlräume bilden können, wie bei der Behand lung des Materials ohne Druck, während ander seits die im Material auftretenden Spannungen beseitigt werden. Es wird also auf diese Weise das Material für die weitere Verarbeitung viel besser vorbereitet. Ich unterlasse es, weiter auf dieses Verfahren einzugehen, erwähne nur noch, daß es eine ziemlich beträchtliche Ein richtung erheischt, und aus diesem Grunde er heblich im Nachteil ist gegenüber der Anwendung von sogenanntem Lunkerthermit — zur Ver meidung der Lunkerbildung —, das ich nun mehr ständig gebrauche. Im Nachstehenden möchte ich die von mir mit diesem Produkt ge wonnenen Resultate zusammenstellen. * „Stahl und Eisen“ 1901 Nr. 16 S. 857, 1902 Nr. 22 8. 1238, 1906 Nr. 1 8. 42, Nr. 6 8. 345, Nr. 10 8. 628. 1