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Referate und kleinere Mitteilungen. 1112 Stahl and Eisen. 27. Jahrg. Nr. 30. und ohne Karbid). Die Strukturänderungen hängen von der Summe Kohlenstoff — Mangan + Chrom ab. In ihren Eigenschaften ähneln sie durchaus den Nickel- Chromstählen von entsprechender Struktur. In vielen Nickel-Chromstählen das Handels, besonders solchen mit 0,25 bis 0,40 °/o Kohlenstoff, 2 bis 3 °/o Nickel und 0,5 bis 1 o/o Chrom wird man unbeschadet ihrer guten Eigenschaften das Nickel durch 1 bis 1,5 °/o Mangan ersetzen können. Die Untersuchungen in dieser Rich tung sollen fortgesetzt werden. Mangan-Siliziumstähle. Der Zusatz von Silizium zu den normalen Manganstählen schwächt die mechanischen Eigenschaften ab, er ist aber von großem Vorteil bei abgeschreckten Stählen durch Er höhung der Zugfestigkeit und Elastizitätsgrenze. Bei einem Gehalte von weniger als 1 °/o Silizium eignet er sich vorzüglich zur Herstellung von Federstahl. Chrom-Wolframstähle. Neben Perlit und Martensit kommt ein Karbid vor, das wahrscheinlich Eisen, Chrom und Wolfram gleichzeitig enthält. Die gewöhnlich auftretende Struktur bei normalen Chrom- Wolframstählen, die für Schnelldrehwerkzeuge Ver wendung finden, besteht aus Karbidkörnern, die in einer Grundmasse von Troostit oder Sorbit eingelagert sind. Die perlitischen Stähle besitzen hohe Zug festigkeit und Elastizitätsgrenze, dagegen nur geringe Dehnung und Schlagfestigkeit. Die Martensitstähle besitzen außerordentlich hohe Zugfestigkeit und Elasti zitätsgrenze, dagegen geringe Dehnung und Schlag festigkeit; letztere sinkt bei karbidhaltigen Stählen auf ein geringes Maß. Die sonstigen Eigenschaften hängen von den das Karbid begleitenden Gefüge bestandteilen ab. In Martensitstählen ist die Zug festigkeit und Elastizitätsgrenze außerordentlich hoch; in Sorbitstählen ist die Zugfestigkeit noch ziemlich hoch, Dehnung und Elastizitätsgrenze bewegen sich in mittleren Grenzen. In den y-Eisenstählen steigt die Zugfestigkeit proportional mit dem Karbidgehalte. Durch Abschrecken werden die perlitischen Stähle unter Erhöhung ihrer Zugfestigkeit und Elastizitäts grenze bei gleichzeitiger Verminderung der Dehnung und der Schlagfestigkeit in martensitische übergeführt. Martensitstähle werden durch Abschrecken infolge Bildung von y-Eisen etwas weicher. Die Karbidstähle verlieren um so mehr ihr Karbid, je höher die Ab- schrecktemperatur über 850° liegt und je länger das Erhitzen gedauert hat. Bei 1200 0 verschwindet das Karbid vollständig. Zur Herstellung von Schnelldreh- stählen ist es deswegen nötig, je nach dem Karbid gehalte des zu verwendenden Stahles, Temperatur und Zeitdauer des Erhitzens genau zu regulieren. Für praktische Zwecke sind die Perlitstähle kaum zu verwenden, da sie teurer sind und nicht in dem Maße die guten Eigenschaften aufweisen wie die Nickel-Chromstähle; am besten eignen sie sich noch wegen ihrer großen Härte zu Kugellagern und Kugeln. Die Martensitstähle, auch die mit Karbid, sind zu schwer schmiedbar. Stähle mit y-Eisen und Karbid sind zu weich. Einzig und allein sind die Sorbit- und Troostitstähle mit Karbid geeignet. Sie müssen so behandelt werden, daß sämtliches Karbid gelöst wird. Dann sind sie ein vorzügliches Material zu Herstellung von Rapid-Werkzeugstahl, wie es ihre rasche Ein führung und ihre ständig wachsende Verwertung in der Praxis beweist. Kedesdy. Ueber optische Pyrometrie und ein neues Pyrometer. Von H. Wanner. Die Skala, welche heute bei Temperaturmessungen in Wissenschaft und Praxis am meisten angewendet wird, ist die von Celsius. Ursprünglich bedeutete sie nur eine Art der Einteilung zwischen den Fixpunkten des siedenden Wassers und des schmelzenden Eises, sich um dasselbe Volumen indem als richtig vorausgesetzt wurde, daß die ver wendeten Thermometerflüssigkeiten sich innerhalb dieser Grenzen regelmäßig ausdehnen. Soll die Celsius skala über die beiden Fixpunkte hin ausgedehnt werden, so bedarf diese Erweiterung einer theoretischen Be gründung und der Möglichkeit experimenteller Nach prüfung. Beides ist möglich bei dem Luftthermometer, das einen weit größeren Meßbereich besitzt. Die diesem Apparat zugrunde liegende Annahme ist, daß Gase, sofern ihre Drücke nicht zu sehr voneinander ver schieden sind, bei jedem Grad Temperatursteigerung ausdehnen. Diese Annahme scheint zunächst willkürlich, ist aber außer durch sorgfältigste Versuche auch durch die Theorie gestützt. Der Skala des Luftthermometers tritt als rein theoretische die sogenannte Thomsonsche zur Seite. Sie beruht darauf, daß gleicher Arbeit gleiche Wärmemenge und dieser wieder gleiche Temperatur zunahme eines Gases entspricht. Die Arbeit wird er halten, indem man das Gas einem thermodynamischen Kreisprozeß unterwirft. So groß der wissenschaft liche Wert dieser Skala ist, so wenig praktische Verwendung hat sie gefunden. Aber ihre funda mentale Bedeutung besteht darin, daß sie unter ge wissen Annahmen über die Größe der Arbeit, welche einem Grad entsprechen soll, der Luftthermometer skala die theoretische Grundlage verleiht, indem sie dann mit letzterer identisch wird. Allein die Forderungen der Praxis haben auch die Grenzen des Meßbereiches des Luftthermometers längst überschritten. Die letzteren sind an die Eigen schaften gewisser Stoffe gebunden. Selbst das harte Porzellan, aus dem die Gefäße des Luftthermometers hergestellt werden, erweicht in der Glut (bei etwa 1200°), und andere Stoffe, welche höhere Temperatur ertragen, werden in der Hitze für Gase durchlässig. Als alleiniges Mittel, höhere Temperaturen zu messen, blieb so für längere Zeit das Thermo-Element von Le Chatelier, zusammengesetzt aus Platin und Platin-Rhodium. Auch diese Stoffe werden in hoher Temperatur weich, so daß ihre Meßgrenze bei etwa 1600° liegt. Die Prüfung ihrer Skala bis zur Grenze des Luftthermometers erfolgt durch dieses, darüber hinaus durch Extrapolation. So steht also die Messung höherer Temperaturen gewissermaßen in der Luft. Durch das Studium der Strahlung des theoretischen „schwarzen“ Körpers, dessen Emissionsvermögen gleich seinem Absorptionsvermögen für jede Tem peratur und Wellenlänge ist, entstand nun eine neue unbegrenzte Skala. Sie wird kurz als „Strahlungs skala“ bezeichnet. Ihre theoretische Grundlage ist das Stefansche Gesetz, nach welchem die Gesamt- emission eines schwarzen Körpers der vierten Potenz der absoluten Temperatur proportional ist. Dieses Gesetz ist von Boltzmann theoretisch abgeleitet und experimentell vielfach nach grundverschiedenen Methoden bestätigt worden. Dadurch daß diese Skala an das Le Chatelier-Element angeschlossen ist, ist sie innerhalb der Grenzen des Luftthermometers mit dessen Skala kongruent. Wegen ihrer theoretischen Begründung dürfen wir sie als die berechtigte Fort setzung der Skala des Luftthermometers ansehen und haben damit eine sichere Basis für die Messung höherer Temperaturen erhalten. Was unter Strahlung eines Körpers zu verstehen ist, ist leicht verständlich. Jeder glühende Körper sendet Wärmestrahlen und Lichtstrahlen aus. Die Intensität beider Strahlenarten insgesamt kann etwa durch ein Bolometer oder ein Radiometer gemessen werden, und so stehen diese Intensitäten mit der Temperatur in der durch das Stefansche Gesetz an gegebenen Beziehung. Man erhält die Verwirklichung des theoretischen schwarzen Körpers etwa dadurch, daß ein fester Körper in einem Hohlraume glüht,