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1092 Stahl und Eisen. Taylors Untersuchungen über rationelle Dreharbeit. 27. Jahrg. Nr. 30. haften Behandlung des Stahles während der folgenden Verarbeitung usw. Die Beobachtung aller Vorgänge bei dem Fabrikationsverfahren und Versuche, manche schlechte Einflüsse während des Schmelzvorganges auszuschalten, haben zu der Benutzung von Vanadium in der Schmelze geführt. Taylor hat festgestellt, daß dieses Element weniger durch seinen chemischen Einfluß in dem fertigen Material wertvoll geworden ist, als durch seine Eigenschaft, als ein „Reiniger“ in der Schmelze zu wirken. Ein Zusatz von 0,15 bis 0,30 °/o zu dem Tiegelinhalt ist oft in dem Fertigstahl gar nicht mehr nachweisbar, und dieser Umstand scheint zu beweisen, daß diese kleinen Mengen reinigend auf das Bad gewirkt haben und nach Eingehen einer Ver bindung mit, wie Taylor drastisch sagt, „some obscure oxides" in die Schlacke übergegangen sind. Taylor schließt diesen Abschnitt mit der Bemerkung, daß nun sein Stahl Nr. 1 durchaus nicht die chemische Zusammensetzung des besten Werkzeugstahles darstelle, der je gemacht werden könne. Er halte es vielmehr für höchst wün schenswert, eine chemische Zusammensetzung der Schnelldrehstähle zu finden, die es ermögliche, diesen Stahl erheblich wirtschaftlicher herzu zustellen, als es bei seinen Versuchen möglich gewesen sei. Seiner Ansicht nach werden alle zukünftigen Bestrebungen auf diesem Gebiete in der Richtung sich betätigen, die mehr wirt schaftliche Seite der Darstellung des Schnell drehstahles zu entwickeln. Einfluß der Materialeigenschaften des Arbeitsstückes auf die Schnitt geschwindigkeit. Wie bereits aus der Aufzählung der ver schiedenen Einflüsse auf die Schnittgeschwindig keit auf Seite 1061 hervorgeht, ist der dort an erster Stelle genannte Einfluß der Materialeigen schaften ein ganz erheblicher. Aus diesem Grunde weist Taylor auf die Notwendigkeit genauer Vorschriften hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften durch die Werk stätten bei Einkauf des Rohmaterials hin, wenn die Ausnutzung der in jedem Falle unter Be rücksichtigung der Festigkeit, Dehnungs- und ähnlicher Eigenschaften der Schmiede- und Guß stücke erreichbaren Schnittgeschwindigkeit er möglicht werden soll. Eine exakte Beziehung zwischen der che mischen Zusammensetzung des Arbeitsstückes und der erreichbaren Schnittgeschwindigkeit beim Drehen hat nicht aufgestellt werden können, weil naturgemäß das Maß der Durchschmiedung und die Art der Abkühlung des Rohmaterials sowohl bei Schmiedematerial als insbesondere bei Gußstücken eine wesentliche Rolle spielt. Die beste Beurteilung bei Schmiedestücken liegt in der Prüfung der Festigkeit, Dehnung und Kontraktion. Bei sehr hartem Material ist allerdings eine Beziehung zwischen der Festig keit und der Normal-Schnittgeschwindigkeit nicht mehr festzustellen. Die Untersuchungen Taylors über diesen Punkt werden noch fortgesetzt. Es wird empfohlen, bezüglich des zur Ver arbeitung kommenden Materials eine Einteilung in Klassen vorzunehmen, für deren Bestimmung Taylor auch ganz bestimmte Vorschläge macht. Hervorzuheben ist noch der verhältnismäßig geringe Gewinn an Schnittgeschwindigkeit in der Gußeisenbearbeitung bei Anwendung des Schnelldrehstahles, was seine Ursache hat in dem Vorwiegen der die Schneidkante abschleifen den Wirkung der sandigen Bestandteile des Guß eisens gegenüber der durch Reibung des Spanes auf der Schneidfläche hervorgerufenen erwärmen den Wirkung beim Drehen von Schmiedestücken. * * * Die Bestimmung des Einflusses aller praktisch überhaupt in Betracht kommenden Möglichkeiten auf die beim Drehen zu wählende Schnitt geschwindigkeit stellt den roten Faden dar, der sich durch die mühevollen Arbeiten Taylors und seiner Mitarbeiter hindurchzieht und der zu aus führlichen, praktisch sehr wertvollen Vorschlägen über die Wahl der Schnittgeschwindigkeit für jeden nur vorkommenden Fall geführt hat. Die Wahl der Varianten, von denen ich nur die wichtigsten wie Schnittiefe und Spanstärke nenne, ist dem Praktiker aus guten Gründen überlassen geblieben, da diese nach der gerade vorliegenden Arbeit und nach der Größe und der Bauart der Drehbank bestimmt werden müssen. Da jedoch die Höchstleistung für die Werk stätte nicht allein in der Bemessung der Schnitt geschwindigkeit, sondern in dem Zusammenhang dieser mit der gleichzeitig angenommenen Schnitt tiefe und Spanstärke liegt, um das Gewicht des in der Zeiteinheit zerspanten Materials als den für die Leistung wichtigsten Faktor zu erhalten, so wäre eine Hervorhebung derjenigen drei Faktoren in jeder Tabelle — Schnittgeschwindig keit, Schnittiefe und Spanstärke — von Wichtig keit gewesen, welche die größte Leistung an zerspantem Material ergeben. Eine Er gänzung der Arbeit in dieser Richtung wäre sehr zu begrüßen. Nicht allein der Werkstättenleiter, sondern auch der Fabrikant von Werkzeugstahl wird vielfache Anregung und praktischen Nutzen aus dem Studium des Werkes ziehen, und es ist zu hoffen, daß dem erfolgreichen Forscher und seinen Mitarbeitern außer der wohlverdienten Anerkennung der Fachwelt auch materielle Ent schädigung zuteil werde für die überaus frei mütige Art, mit welcher sie alle ihre wert vollen Erfahrungen der Oeffentlichkeit zugäng lich gemacht haben.