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1086 Stahl und Eisen. Taylors Untersuchungen über rationelle Dreharbeit. 27. Jahrg. Nr. 30. Die meisten Versuche sind mit dem Querschnitt ^1»“ X 1 !»" ausgeführt. Schnittdruck des Spanes auf den Stahl. Die Ausdehnung der Versuche auf diesen Gegen stand ist vom Verfasser auf ein sehr geringes Maß beschränkt worden, da bald erkannt wurde, daß eine exakte Beziehung zwischen dem Schnitt druck und der zu erreichenden Schnittgeschwindig- Abbildung 19. Unteres Bild zeigt die von Taylor an gewandte seitliche Verkröpfung der Nase des Drehstahles, gegenüber der sonst an gewandten Form (oberes Bild). keit, also dem Problem der Leistungserhöhung, nicht existiert. Immerhin ist die Frage der auf tretenden Kraft für die Werkzeugmaschinen fabrikanten doch von Wichtigkeit, und ich füge deshalb die Uebersicht (Tabelle 20) hier ein, die zugleich die von Dr. Fischer* in Hannover im Jahre 1897 und von Dr. Nicolson in Man chester 1904 gewonnenen Ergebnisse mit ent hält. Die Ergebnisse der Taylorschen Versuche stimmen mit denen Fischers ziemlich überein, während die von Dr. Nicolson abweichen. Taylor * „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure“ 1897 Nr. 18 Seite 504. fand, daß der Schnittdruck bei hoher und bei niedriger Schnittgeschwindigkeit annähernd konstant bleibt. Wasserkühlung durch einen reichlichen Wasserstrahl. Die Anwendung eines reich lichen Wasserstrahles zur Kühlung, der direkt auf den Ort trifft, wo der Stahl den Span ab trennt, hat nach den Versuchen Taylors eine wesentliche Erhöhung der Leistung ermöglicht. Bei weichem Stahl ließ sich eine Schnitt geschwindigkeitserhöhung von 40 °/ 0 , bei Gußeisen eine solche von 16 % erreichen. Die letztere Tatsache wird auch bei uns sehr überraschen, da man hier fest an den Grundsatz „Gußeisen ohne Wasser schneiden“ geglaubt hat. Während Taylor schon seit 1883 von der günstigen Wirkung des Wasserstrahles bei Stahl und Schmiedeisen Gebrauch macht und mehrere Werkstätten schon seit langen Jahren ausgedehnte Anwendung dieses Mittels betreiben, datiert die Entdeckung der Leistungserhöhung bei Gußeisen durch Kühlwasser erst aus dem vorigen Jahre. Die hier zutreffenden Resultate sind in Tabelle 21 zusammengestellt. Der Nutzen der Kühlung ist naturgemäß beim Schnelldrehstahl am größten, nämlich im Durchschnitt 40 0/o, während beim gewöhnlichen Tiegelgußstahl nur 25 0/o zu erreichen sind. Die Kühlung muß intensiv sein,, d. h. etwa 12 Liter Wasser f. d. Minute sind für die größten Stähle erforderlich, auch ist es wichtig, daß der Wasser strahl genau auf die Stelle gerichtet wird, wo der Stahl den Span löst (siehe Abbildung 22). Eine Nutzbarmachung dieses Vorteils in unseren Werkstätten wird sich für diejenigen Betriebe lohnen, die stets eine Anzahl Bänke „schruppen“ lassen (Lokomotivfabriken, Kanonen- werksätten, Werkstätten für schwere Schmiede stücke), doch muß natürlich durch geeignete Be hälter und ein Rohrsystem dafür gesorgt werden, daß das Wasser immer wieder verwendet wird. Die Rostfähigkeit wird durch Uebersättigung mit Soda behoben. Es mag noch hervorgehoben werden, daß Taylor mit seinem allerneuesten Schnelldrehstahl beim Schneiden von sehr hartem Material wieder einen Rückgang des Gewinnes aus der Wasserkühlung auf 15°/o festgestellt hat. Es sind also die Ver suche für den allerneuesten Stahl (1906) in dieser Richtung noch nicht beendet. Wie lange soll ein Stahl bis zum Wiederan schleifen unter Schnitt bleiben? Diese Frage bedurfte einer gründ lichen Untersuchung und konnte nicht für alle Verhältnisse gleichmäßig beantwortet werden. Allgemein ist zu sagen, daß eine um so höhere Schnittgeschwindigkeit erreicht werden kann, je schärfer die Schneidkante gehalten wird; doch sind andererseits mit dem häufigen Wieder anschleifen Kosten durch Unterbrechung beim Auswechseln, Schwierigkeiten der genauen Wieder-