Volltext Seite (XML)
17. Juli 1907. Referate und kleinere Mitteilungen. Stahl und Eisen. 1075 Mischer gefahren. Der Vortragende vermied es sorg fältig, nähere Einzelheiten anzugeben. = In einem kurzen Aufsatz, Bemerkungen zu einigen MißbräucheninderMetallgießerei, wendet sich Wm. H. Parry, Brooklyn, gegen den Gebrauch von Oel als Heizmittel, da ein mit Koke im Tiegel ein geschmolzenes Material bei derselben Gießtemperatur viel dünnflüssiger sei, gegen die Verwendung von Aluminium zur Anfertigung von Modellen, da seine Oberfläche zu leicht von dem scharfkantigen Form sand angegriffen werde, sowie gegen die Anwendung von schweren eisernen Formkasten für kleinen Guß. Ebenfalls die Metallgießerei betraf eine Abhandlung von 'Walther B. Snow, der im Interesse der Ge sundheit der Arbeiter gute Ventilation und Staub absaugung aus den Arbeitsräumen forderte. Eine Arbeit von H. E. Field, Pittsburg, über Mangan im Gußeisen behandelt die Einwirkung dieses Elementes auf die Härte und auf die Kohlen stoffaufnahme bei Anwesenheit größerer und gerin gerer Mengen Schwefel, ohne indes Neues bringen zu können. Ueber Nickel im Gußeisen hatte Jos. F. Webb, Elkhart, Ind., Versuche angestellt. Derselben Schmelze entstammende Probestäbe, davon zehn ohne Nickelzusatz und zehn mit einem von 0,67 bis 6,65 0/ steigenden Gehalt an Nickel bei 0,45 0/0 Mangan, 0,63 o/o Phosphor, 0.09 0/ Schwefel und 2,08 °/o Silizium, ergaben, daß durch einen Nickel zusatz eine bedeutende Erhöhung der Festigkeits eigenschaften von Gußwaren nicht erreicht wird. Anweisungen für den Entwurf und Bau von Gießereigebäuden gab Geo K. Hooper, New York, getrennt in solche für Maschinenguß, Hart guß, Spezialgießereien und Werke, die nach einem ununterbrochenen Verfahren (z. B. für Herstellung von Eisenbahnwagenrädern) arbeiten. Auch F. A. Coleman, Cleveland, behandelte das Entwerfen von Gießereianlagen. Wir behalten uns vor, an anderer Stelle auf die letztgenannten Arbeiten zurück zukommen. C. G. Referate und kleinere Mitteilungen. Umschau im In- und Ausland. Großbritannien. Ein Leitartikel* des „En gineer“ bringt interessante Betrachtungen über den englischen und deutschen Schiffbau. Die Ausdehnung des deutschen Schiffbaues hat im letzten Jahre wieder einen erheblichen Fortschritt zu verzeichnen gegenüber dem vorangegangenen Jahre, und das ablaufende Jahr wird möglicherweise noch günstigere Ziffern aufzuweisen haben. Trotz der Er weiterungen der deutschen Werften wird es denselben aber nicht möglich sein, den an sie herantretenden Anforderungen zu genügen, und es ist zweifelhaft, ob die nächsten Jahre hierin einen Wandel bringen werden. Wenn der Tonnengehalt der Kauffahrtei flotte sich in der verhältnismäßig kurzen Zeit von zehn Jahren verdreifacht, wie es bei dem sechzig jährigen Jubiläum der Hamburg-Amerika-Linie für diese Gesellschaft noch kürzlich gesagt werden konnte, so kann es nicht wundernehmen, daß die Leistungs fähigkeit der deutschen Schiffswerften aufs äußerste beansprucht wird, um den Forderungen der Reedereien nachkommen zu können. So kommt es auch, daß immer wieder neue Bestellungen auf Schiffe an eng lische Firmen vergeben werden müssen. Im Jahre 1904 belief sich der Tonnengehalt der auf fremden Werften erbauten deutschen Schiffe auf nur etwa 17 000 t und es schien, als ob in dem folgenden Jahre diese Zahl sich erheblich verringern oder ganz ver schwinden würde, aber dies war nicht der Fall. Ohne Berücksichtigung der etwaigen auf anderen ausländi schen Werften für deutsche Rechnung erbauten Schiffe lieferte England im Jahre 1905 allein 89 000 t Schiffs raum, eine Zahl, die im Jahre 1906 sogar noch auf 104 000 t für 26 Schiffe stieg. Während der genannten Jahre stieg aber die Gesamterzeugung der deutschen Werften von rund 216 000 t im Jahre 1904 auf rund 312000 t bezw. 360000 t im Jahre 1905 bezw. 1906. Die angezogene Quelle beleuchtet dann näher die Verhältnisse des deutschen Schiffbaues im Jahre 1906, der mit teuren Rohmaterialien, höheren Löhnen, Ar beitermangel und Streiks zu kämpfen hatte; alles Faktoren, die einer stetigen Entwicklung nachteilig waren. Sie stellt mit Nachdruck fest, daß die deut schen Schiffbauer sich ernstlich sorgten wegen des energisch betriebenen englischen Wettbewerbs. Die erhofften Bestellungen von Rußland seien ausgeblieben und die deutschen Werften hätten keine Aufträge * „The Engineer“, 14. Juni 1907, S. 606. seitens fremder Regierungen zu verzeichnen, mit Aus nahme von vier Torpedobootszerstörern für die grie chische Marine. Alles in allem genommen blühte aber der deutsche Schiffbau im letzten Jahre. Die zukünftige Gestaltung desselben ist schwer voraus zusagen. Aber unter Berücksichtigung der Vorgänge der beiden letzten Jahre und des langsamen Ausbaues der deutschen Werften scheint die Zeit noch ferne, in der der deutsche Schiffbau ein ernstlicher Nebenbuhler auf dem internationalen Schiffbaumarkt werden wird. Aber man darf nicht vergessen, daß er auf starker Grundlage aufgebaut ist und daß der Grund, weshalb der deutsche Schiffbau jetzt noch auf dem Weltmarkt außer Betracht bleiben kann, in seiner starken Be schäftigung für den heimischen Bedarf zu suchen ist. Das bedeutet natürlich nur eine Uebertragung von dem deutschen Schiffbauer auf den Reeder, für den es natürlich ziemlich belanglos sein kann, woher Deutschland seine Schiffe nimmt, wenn er sie nur er halten und beschäftigen kann. — Soweit die englischen Auslassungen, die inter essant genug erscheinen, hier in ihren Grundzügen wiedergegeben zu werden. Enthalten eie doch in ihrem Unterton eine anerkennende Würdigung der Leistungen des deutschen Schiffbaues, anderseits aber geben sie dem deutschen Schiffbau, der sich stark glaubte, allen billigen Anforderungen bezüglich Liefe rungen genügen zu können, eine deutliche Lehre, wo der Hebel anzusetzen ist. Daß im letzten Jahre noch etwa 30 0/0 der Gesamterzeugung deutscher Schiffs werften von England geliefert werden konnten, gibt ernstlich zu denken und muß dem deutschen Schiffbau und den verwandten Industrien ein Ansporn sein, dieses Mißverhältnis zugunsten nationaler Arbeit baldmög lichst zu verringern zu suchen. * In der Oakley-Stahlgießerei, Trafford Park, Man chester, ist ein neues Verfahren zur Herstellung von Stahlguß ausgearbeitet worden, das einiges Interesse be anspruchen dürfte. , Zur Herstellung der Gußstücke wird nur reinster Stahlschrott gebraucht. Die Tiegel, die das Roh- * Durch die Zeitungen geht eben die Notiz, daß die Hamburg - Amerikanische Paketfahrt A.-G. der Werft von Harland & Wolff in Belfast den Bau eines großen Dampfers in Auftrag gegeben hat, der die Abmessungen des neuen Turbinenschnelldampfers der Cunardlinie übertrifft!