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1074 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 27. Jahrg. Nr. 29. Eine solche Anlage kann bei guter Nachfrage 25 o/o abwerfen. Im allgemeinen werden Martinöfen von 25 t empfohlen, für die Produktion kleiner Stücke Kleinbessemer - Anlagen (Tropenas). Für eine Grau eisengießerei, welche Stahlguß aufnehmen will, wird ein basischer 5 t-Martinofen sich sehr gut eignen. Ein basisch ausgemauerter 5 t-Ofen in einer be stehenden Eisengießerei würde etwa 6000 $ kosten und im ganzen außer dem Gebäude 10 000 S be anspruchen. Er würde in drei Hitzen 128/4 t am Tage und, das Jahr zu 225 Tagen gerechnet, rund 2870 t im Jahr ausbringen, was mit Berücksichtigung von allerlei Abzügen einen Gewinn von 10 000 s ab werfen könnte. In schlechten Zeiten wird eine kleine Anlage Ausfälle ebensogut ertragen können wie eine große. III. Schmiedbarer Guß. Dr. Richard Moldenke in Watchung, N. J., schreibt auf die häufigen Anfragen von Leuten, welche bei sich die Fabrikation von schmiedbarem Guß ein führen wollen, beständig. „Nur wenn Sie täglich min destens 5 tons absetzen können.“ Nachdem die Vorteile und Nachteile dieser Produktion aufgezählt sind, kommt Moldenke zu folgendem Ergebnis: Mit einer guten Spezialität ist es ein gutes Geschäft, schmiedbaren Guß zu machen, aber mit weniger als 5 tons täg licher Produktion, mit ungenügendem Kapital und nicht durchaus tüchtigem Personal ist es nicht zu empfehlen, eine Gießerei für schmiedbaren Guß ein zurichten. — Alle drei Vorträge sind also bemüht, den Unter nehmergeist der Amerikaner auf dem Gebiete des Gießereiwesens zurückzuhalten. Aus den Ratschlägen, welche den amerikanischen Unternehmern erteilt werden, kann indessen geschlossen werden, daß man drüben geneigt zu sein scheint, unerfahrenen Leuten viel eher die Leitung großer Werke in die Hand zu geben, als bei uns, und daß dadurch manche Nach teile entstehen, welche bei uns kaum zu erwarten sind. E. Freytag, Kötzschenbroda. * * * Obgleich die Vorträge insgesamt 96 Seiten der „Transactions of the American Foundrymen’s Asso ciation“ füllen, so wird sie doch kaum ein deutscher Leser ohne Enttäuschung aus der Hand legen, da ab gesehen von den oben kurz besprochenen Abhand lungen sehr wenig neues, wertvolles Material darin niedergelegt ist. Wenn wir einige kurze, meist kaum 1/2 Seite beanspruchende Aufsätze außer Acht lassen, waren es weiterhin nachstehende Arbeiten: Mit der praktischen Ausbildung im Gießerei wesen befaßten sich die Vorträge von Professor Wm. C. Stimpson, Brooklyn, N. Y., der die Einrichtungen des Pratt-Institutes zu Brooklyn, einer unseren Hütten- und Maschinenbauschulen nahe stehenden Anstalt zur Heranbildung von Betriebs beamten, beschrieb, und von W. W. Mc Carter, Marietta, Ga. Letzterer Redner schilderte das Ar beiten in seiner nunmehr ein Jahr bestehenden, auf den Verhältnissen des praktischen Lebens gegründeten Schule. Die 20 Zöglinge sind ohne Unterschied des Lebensalters (zurzeit 12 bis 31 Jahre) in drei Klassen geteilt, Altgesellen, Gehilfen und Anfänger, welche Stufen jeder Aufgenommene der Reihe nach durch zumachen hat. Die Altgesellen fertigen die Guß stücke selbständig an, wobei sie von den Gehilfen unterstützt werden, während die Anfänger die Pfannen ausschmieren, die Kupolöfen bedienen helfen und Kerne anfertigen. Nebenher werden den Schülern zur schriftlichen Ausarbeitung zu Hause Aufgaben gestellt. Für ihre Tätigkeit erhalten sie von 40 Cents bis 2 S täglich. Entwicklung des Gießereigewerbes ist die Abhandlung von Edw. B. Gilmour, Elizabeth- town, Pa., betitelt, in der der Verfasser von den zwei 8,2 m langen, 1,4 m starken und rund 175 t (?) schweren Säulen ausgeht, die Hiram von Tyrus für den Tempel des Königs Salomo gießen ließ, um sodann nach An führung sonstiger schwerer Gußstücke aus der Ge schichte zu dem Urteil zu kommen, daß trotz dieser rühmlichst bekannten Leistungen der Alten jeder Gießereimann zurzeit wenigstens einige chemische Kenntnisse besitzen müsse. Es sei nicht so wesent lich, feststellen zu können, welche Bestandteile ein Eisen enthalte, als zu wissen, wie man die einzelnen Konstituenten nutzbar bei den verschiedenen Gußarten verwendet. Mit einem kühnen Sprung kommt der Verfasser nun auf die Formmaschinen zu sprechen, um besonders die Vorzüge der von uns bereits früher ausführlich beschriebenen „Sandschleuderform maschinen“ * zu schildern. E. R o n c e r a y, Paris, legte zwei Abhandlungen vor, von denen die eine das unseren Lesern bekannte Bonvillainsche Formverfahren** betraf, während in der andern eine Vorrichtung beschrieben wird, um mageren Sand durch inniges Mischen mit Lehm .oder Ton bildsam zu. machen. Dieselbe besteht aus einer schwach geneigt liegenden, um ihre Längs achse sich drehenden Trommel mit zwei Kammern. Der feuchte Sand wird nebst dem Lehm in die erste Kammer aufgegeben und durch die Rotation gemischt; in der zweiten Kammer wird das Gemenge alsdann gemahlen und passiert zum Schluß ein Sieb. Die Vereinigten Cleveländer Modell machermeister bringen Anweisungen zur Anferti gung von Kurven, Ellipsen und Kreisbogen mittels Winkel, Lineal und Stangenzirkel und anschließend eine lange Reihe von Verboten bezw. Dingen, die man bei der Anfertigung von Modellen nicht tun soll. Zu einigen oft außer acht gelassenen Kleinig keiten bei der Kernmacherei zählt es H. M. Lane, wenn bei der Herstellung der Kerne nicht auf den Feuchtigkeitsgehalt des Sandes Rücksicht ge nommen wird. Der Sand soll stets so trocken wie möglich verwendet werden, da die Feuchtigkeit in den Trockenkammern wieder ausgetrieben werden muß und dadurch Unkosten entstehen. Maschinenmäßig hergestellte Kerne haben in dieser Hinsicht meist einen Vorzug vor den von Hand angefertigten. Bei der Prüfung derselben gibt es ein einfaches Mittel, um zu ersehen, ob die Kerne trocken sind. Man steckt einen blanken Eisendraht in die Höhlung am Ende des Kernes. Nur wenn der Draht sich nicht be schlägt, ist der Kern genügend getrocknet. Die Wärmeleistung der Trockenöfen läßt sich dadurch besser ausnutzen, daß ihre Abhitze, wie es mehrfach geschieht, zum Vortrocknen der Kerne in einem ge sonderten Raume verwendet wird. J. B. Nau, New York, machte die Mitteilung, daß man nunmehr in Amerika der Verwendung heiz barer Mischer in den Gießereien näher trete. Ein nicht genannt sein wollendes Hochofenwerk hat für seine modern eingerichtete Gießerei für kleinen Guß, deren gegenwärtiges Ausbringen von 25 bis 30 t täglich auf 100 t gebracht werden soll, einen solchen Mischer mit 25 t Inhalt in Auftrag gegeben. Man entschied eich für einen mit Oel befeuerten fest stehenden Ofen mit Luftkammern nach dem Siemens prinzip. Da das Bad nur eine geringe Oberfläche, jedoch eine ziemliche Tiefe besitzen wird, sollen Stichlöcher in verschiedenen Höhenlagen angeordnet werden. Das Eisen wird von dem Hochofen in einer an einer Laufschiene hängenden Gießpfanne zu dem * „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 8 S. 276. * * „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 15 S. 939 und Nr. 16 S. 1007.