Leiter des technischen Teiles Dr.-Ing. E.Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Kommissionsverlag von A. Bagel-Düsseldort. STAHL UNI EISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäitsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 29. 17. Juli 1907. 27. Jahrgang. Taylors Untersuchungen über rationelle Dreharbeit. Von Professor A. Wallichs und Dr. ing. 0. Petersen. I m Dezember vorigen Jahres hat Fred. W. Taylor aus Philadelphia in den Berichten der „American Society of mechanical Engineers“ eine Arbeit, betitelt „On the art of cutting metals“,* veröffentlicht, die in seinem Heimatlande sowohl wie in der alten Welt mit Recht die allergrößte Beachtung ge funden hat. Taylor gibt uns in dieser Schrift die Ergeb nisse von praktischen Untersuchungen über das Abdrehen von Eisen- und Stahlsorten, die er mit geringen Unterbrechungen durch 25 Jahre hin durch in den verschiedensten Werkstätten der Vereinigten Staaten in Gemeinschaft mit befreun deten Ingenieuren durchgeführt hat. Die Ver suche erstrecken sich mit wenigen Ausnahmen nur auf die „rohe Arbeit“, das sogenannte „Schruppen“ von Eisen und Stahl; doch ist alles, was hiermit zusammenhängt, mit einer be wunderungswürdigen und dankenswerten Gründ lichkeit behandelt. Man wird zunächst verwundert die Frage aufwerfen: „Wie konnte der lange Zeitraum von 25 Jahren für die Untersuchung dieses einen Vorganges gebraucht werden?“ und doch kann man bei Beurteilung des zeit lichen Voranschreitens oder, wenn man so sagen darf, der geschichtlichen Entwicklung der Ar beiten nicht sagen, daß viel Zeit nutzlos ver schwendet worden ist. Es ist eben von Taylor und seinen Mitarbeitern mit einer solchen Ausführlichkeit, mit einer nicht zu übertreffenden Gründlichkeit in die Sache eingedrungen worden, daß ein völlig klares Bild über die Vorgänge bei der Dreharbeit und über die Grenzen der Leistung auf diesem Gebiete mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln der Ingenieurwelt entrollt worden ist. UnddieAusbeute ist wahrlich nicht gering! Wenn auch manches von den Erfolgen Taylors schon im Laufe der Jahre bekannt wurde * „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 7 S. 247. XXIX.27 (Nachdruck verboten.) — ich erinnere nur an die Erfindung des Schnell drehstahles im Jahre 1900, die in unmittelbarem Zusammenhänge mit diesen Versuchen erfolgte — so ist doch das, was uns die Veröffentlichung der Versuche noch gebracht hat, so ungemein wertvoll, daß zweifellos im Laufe der Zeit alle diejenigen Betriebe, welche wesentlich mit Dreh arbeit zu tun haben, den für sie passenden Teil sich zunutze machen werden. Das sind alle größeren Maschinenfabriken und nicht zuletzt die an die Hüttenwerke angegliederten Werk stätten zur Bearbeitung schwererer Schmiede stücke. * Taylor stellt eingangs seiner Darlegungen die nicht geringe Behauptung auf, daß die An wendung der gewonnenen Resultate allerdings im Zusammenhang mit der Einführung einer ganz bestimmten, in seiner Schrift „Shop manage ment“ behandelten Werkstättenorganisation auch heute noch — nach erfolgter Einführung des Schnelldrehstahles — die Verdoppelung der Leistung einer Werkstätte bedeute. Man gewinnt bei näherem Eindringen in seine Aus führungen indes nicht den Eindruck, als ob Taylor zu viel gesagt habe; im Gegenteil, er hat überall die Grenze des Erreichbaren klar ge zogen und wo die vorliegenden Untersuchungen irgend einen Punkt als noch nicht völlig geklärt erscheinen lassen, hat er nicht mit wahrschein lichen Ergebnissen gerechnet, sondern nur auf die Richtung hingewiesen, in der weitere Auf schlüsse noch zu erhoffen sind. Nur in wenigen Punkten muß ich die Beschränkung machen, daß die Anwendung in unseren Werkstätten wegen andersgearteter Verhältnisse unmöglich * Wir freuen uns mitteilen zu können, daß die Verfasser in Verbindung mit anderen Mitarbeitern eine genaue Uebersetzung des Buches mit Wiedergabe des reichen Tabellenmaterials und sämtlicher Ab bildungen im Laufe des Spätsommers d. J. im Ver lage von Jul. Springer in Berlin erscheinen lassen werden. Die Redaktion. 1