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welchen Stassano auf dem Kongreß für angewandte Chemie in Rom 1906* erstattet hat. Der Vortragende geht sodann zu dem Ofen von Hero ult über. Er beschreibt auch dieses Verfahren und den zur Ausübung desselben verwendeten Ofen und es kann diesbezüglich auf die Veröffentlichung in Nr. 2 dieser Zeitschrift (1907) verwiesen werden. Ab weichend von dieser Beschreibung erklärt Vortragender es für einen Nachteil, daß die Elektroden bei Beginn der Chargen eine halbe bis drei viertel Stunden von Hand reguliert werden müßten, daß zwischen dem Gewölbe und den Elektroden ein großer Spielraum sein müsse, um Kurzschlüsse zu verhindern, daß die Regulierung der Elektroden zu kompliziert und die dafür nötige Einrichtung zu teuer sei. Auch glaubt er, daß bei zwei hintereinander geschalteten Elektroden das Einschmelzen große Schwierigkeiten machen werde, und daß hierbei sogar eine nicht unbeträcht liche Gefahr infolge von Kurzschlüssen entstehen könne. Auf der andern Seite bezeichnet er die er zielten Resultate, soweit die Reinheit des Hroult- Stahles in Betracht komme, als sehr günstig, und es sei nachgewiesen, daß das Verfahren vollständig un abhängig von der Verunreinigung der Rohmaterialien sei. Die auf dieses Verfahren bezüglichen Analysen sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Er gibt den Kraftverbrauch bei flüssigem Einsatz auf 600 KW.-Stunden und bei festem Einsatz auf 1200 bis 1400 KW.-Stunden an.** Vortragender geht sodann zur Beschreibung der Girod-Oe fen über. Der Widerstandsofen von Girod, welcher die elektrische Heizung von Tiegeln bezweckt, sei für die Praxis der Stahlerzeugung in größeren Mengen ohne Bedeutung, jedoch sei der Lichtbogenofen sehr vielversprechend. Bis jetzt habe die Firma sehr wenig Stahl für den Verkauf her * „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 13 S. 820. ** Anmerkung des Referenten: Der Bericht erstatter muß sich bezüglich der dem Hroult-Ver- fahren vorgeworfenen Mängel in einem Irrtum be funden haben. Die Regulierung der Elektroden ge schieht bei diesem Verfahren bei flüssigem Ein satz von vornherein vollständig selbsttätig. Beim Schmelzen von festem Einsatz muß freilich eine halbe Stunde von Hand reguliert werden, jedoch ist es unmöglich, diese Notwendigkeit in irgend einem andern Elektro-Ofen zu vermeiden, und dürften anderslautende Berichte auf Mißverständnissen beruhen. Die Schmel zung festen Einsatzes erfolgt dadurch, daß von der Elektrode zu dem ersten Schrottstück, von diesem zum zweiten, dritten, vierten Stück der Strom unter Bildung von Lichtbogen überspringt, und erfolgt die Schmelzung zuerst an den Stromübergangsstellen. Naturgemäß werden die einzelnen Schrottstücke ent sprechend der Größe der an ihren Berührungsstellen entstehenden Lichtbogen abschmelzen. Die Elektrode wird sich eine Art Schacht in den Schrotthaufen hereinarbeiten, und jedes Wegschmelzen oder Zu sammenfallen eines Schrottstückes wird eine Aenderung der Lichtbogenlänge und dadurch eine Regulierung der Elektrodenstellung nötig machen. Will man das Einschmelzen beschleunigen, so kann diese Verände rung der Elektrodenstellung schneller von Hand er folgen, als durch selbsttätige Apparate, obwohl diese auch die Arbeit, wenn auch langsamer, ausführen würden. Eine Aenderung dieser Zustände ist auch bei irgendwelchen anderen Elektrodenöfen nicht möglich. Die angeblich großen Zwischenräume zwischen den Elektroden und dem Gewölbe des Ofens sind tatsächlich gar nicht vorhanden. Der Querschnitt der Elektroden wechselt häufig um mehrere Millimeter, das Spiel zwischen Elektroden und Ofengewölbe bezw. Kühlring beträgt höchstens 2 mm. Das Eintreten eines Kurzschlusses durch Berührung der Elektroden gestellt, jedoch größere Mengen der verschiedensten Qualität erzeugt, welche anderweitig im Tiegel oder Martinofen hergestellt würden. Die Versuche seien schon seit mehreren Monaten zahlreichen Vertretern französischer und fremder Industrieller vorgeführt worden. Der Ofen bestehe aus einem zylindrischen Gefäß, welches sich um horizontale Zapfen drehen lasse. Er habe zwei gegenüber liegende Türen, durch deren eine beschickt und abgeschlackt werde, während durch die andere das Ausgießen erfolge. Der Ofen habe 2 m Durchmesser und 1,2 m Höhe und sei mit Mag nesit ausgekleidet, während das Gewölbe aus Silica- steinen bestehe. Im Gewölbe befinde sich ein guß eisernes Stück, welches mit Wasser gekühlt werden könne und sehr leicht auszuwechseln sei ; in dem selben seien vier Löcher für die ausströmenden Gase vorgesehen. Der Ofen besitze eine Elektrode von 300 X 300 mm Querschnitt, welche an Metallseilen aufgehängt und ausbalanciert sei. Die Regulierung erfolge durch einen Regulator System Thury (es ist dies derselbe Apparat, welcher zur Regulierung des Heroult-Ofens benutzt wird), der Spielraum zwischen Elektrode und Gewölbe sei nur so groß, um die Rei bung der letzteren zu verhindern und um das Aus treten der Flamme und Wärmeverlust zu vermeiden.* Der zweite Pol des Stromkreises besteht aus einem System von acht Metallstücken, welche in den mit dem Gewölbe ist vollständig ausgeschlossen und bisher noch nicht vorgekommen. Es ist daher un verständlich, wie der Vortragende zu der Aufstellung dieser Behauptung gelangt ist. Gerade durch das Hintereinanderschalten der Elektroden wird es er möglicht, den Heroult-Ofen selbst beinahe gänzlich aus dem Stromkreis auszuschalten. Der Ofen kann überall gefahrlos berührt werden, und ist es sogar nicht nötig, den Ofen auf seinem Fundament zu iso lieren. Eine gefahrlosere Anordnung ist also wohl kaum denkbar. Die Regulierung der Elektroden erscheint im Vergleich zu anderen Oefen komplizierter, da zwei Elektroden reguliert werden müssen, und da wegen anderer Vorteile die Regulierung am Ofen selbst an gebracht ist. Geschieht letzteres nicht, wie man es bei verschiedenen anderen Verfahren findet, so sind nichtsdestoweniger gleiche Regulierapparate an vom Ofen entfernten Stellen nötig und die Bewegung der selben muß dann mittels Seilen oder dergleichen nach dem Ofen übertragen werden. Alsdann ist es jedoch nötig, bei jeder Bewegung des Ofens die Elektroden aus letzterem zu entfernen, was Zeit erfordert und auch sonstige Schwierigkeiten im Betrieb veranlaßt. Teurer als an anderen Oefen können die Elektroden- Regulierungen wohl kaum sein. Bezüglich des Kraftverbrauches befindet sich der Vortragende auch im Irrtum, denn tatsächlich werden bei dem Heroult-Verfahren mit flüssigem Einsatz weniger als 300 KW.-Stunden, und bei festem Ein satz unter 1000 KW.-Stunden gebraucht. Vergleichs zahlen des Kraftverbrauches müssen sehr vorsichtig aufgenommen werden, es sei denn, daß genau an gegeben wird, ob sich dieselben auf einfaches Um schmelzen oder auf Reinigen und Fertigstellen des Stahles beziehen, ob es sich um gewöhnliches Fluß eisen, um Qualitätsstahl oder Legierungsstahl handelt. * Anmerkung des Referenten: Das Aus treten der Flamme und die Wärme Verluste dürften durch die vier Oeffnungen im Gewölbe so stark erfolgen, daß das enge Umfassen der Elektrode nicht als Vorteil des Ofens dargestellt werden kann, auch dürfte durch die vier Löcher mehr Wärme verloren gehen, als dem Verfahren dienlich ist, da dieselben wie Kamine wirken werden und ein Nachsaugen von Luft durch die Türen zur Folge haben können.