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1. April 1906. Industrielle Rundschau. Stahl und Eisen. 437 eine gute Bautätigkeit in Aussicht gestellt. Das Aus landsgeschäft ist seither befriedigend verlaufen und der Bedarf dürfte sich mindestens im Umfange des vergangenen Jahres, in einigen Ländern sogar dar über hinaus bewegen. Die Auslandsspezifikationen gehen lebhaft ein. Rheinisch-Westfälisches Kohlensyndikat. Aus dem Geschäftsbericht, welcher in der Zechen besitzer-Versammlung am 15. März zur Verlesung gelangte, teilen wir folgendes mit: Der Gesamtabsatz der Syndikatszechen belief sich im Januar auf 6 577 174 t und im Februar auf 6 139 473 t. Auf die Beteiligung der Zechen im Syndikat sind hiervon 5597 298 t = 85,11 0/o bezw. 5 262 184 t = 85,71 0/o des Gesamtabsatzes anzurechnen. Die lebhafte Tätigkeit, welche sich in dem ver flossenen Jahre, namentlich in der zweiten Jahreshälfte, erfreulicherweise auf fast allen Gebieten des heimischen Erwerbslebens bemerklich machte und einen starken Bedarf an Brennmaterialien zur Folge hatte, hat in den Berichtsmonaten keine Unterbrechung erfahren. Die in den Monaten Januar und Februar des laufenden Jahres an das Syndikat herangetretenen Anforderungen haben sich, abgesehen von Hausbrandkohlen, deren Absatz infolge der vorgeschrittenen Jahreszeit und infolge des milden Wetters eine Abschwächung auf weist, auf alle Kohlensorten erstreckt. Insbesondere waren die Abrufe der Eisenindustrie fortgesetzt außer ordentlich hoch, was allerdings zum Teil seinen Grund darin haben mag, daß die Verbraucher bestrebt waren, die durch die Kohlenknappheit in den Herbstmonaten entstandenen Ausfälle auszugleichen; ferner werden auch die durch die neuen Handelsverträge am 1. März d. J. eingetretenen Aenderungen in den Zollverhältnissen in der letzten Zeit auf die Steigerung der Erzeugung für die Ausfuhr fördernd eingewirkt haben. Der Koksversand war in den beiden Berichts monaten außerordentlich stark; er machte im Januar 95,21 0/o, im Februar 93,65 0/o der Beteiligung aus. Während im Januar unter Zuhilfenahme der ansehn lichen Lagerbestände auf den Zechen die vorliegenden Aufträge im großen und ganzen pünktlich erledigt werden konnten, blieben im Februar die Lieferungen — besonders in Brech- und Siebkoks — nicht unerheb lich hinter den angeforderten Mengen zurück. Ebenso weist der Brikettversand eine Zunahme auf. Im Januar wurden 89,6 0/o, im Februar d. J. 91,16 0/o der Beteiligung abgesetzt. Die Wagengestellung im Ruhrrevier war wesentlich besser als in den vorher gegangenen Monaten. Den außerordentlich hohen Anforderungen, welche der starke Kohlen-, Koks- und Brikettversand an den Eisenbahnwagenpark stellte, ist im Januar bei einer Gestellung von insgesamt 559 134 Wagen bis auf 8838 Wagen, und im Februar bei einer Gestellung von 524 169 Wagen bis auf 1635 genügt worden. Die arbeitstägliche Durchschnitts gestellung betrug im Januar 21 927, im Februar 22 305 Wagen zu 10 t, eine Leistung, wie sie in solcher Höhe bisher noch nicht erreicht worden ist und die um so mehr Anerkennung verdient, als die Vermehrung des Wagenparks unbestrittenermaßen hinter der Ver kehrszunahme zurückgeblieben ist. Zu erheblichen Klagen hat indessen die Wagengestellung für den Koks versand Veranlassung gegeben, da eich vielfach ein empfindlicher Mangel an Kokswagen geltend machte. Der Verkehr auf dem Rhein war im allgemeinen recht günstig. Die Schiffahrt nach dem Oberrhein war zwar Anfang Februar durch den niedrigen Wasser- stand etwas beeinträchtigt; dieser besserte eich aber gegen das Monatsende, so daß alsbald der durchgehende Verkehr bis Straßburg aufgenommen werden konnte. Es betrug die Bahnzufuhr nach den Häfen Duisburg- Ruhrort im Januar 1906 759 938 t und im Februar 827 856 t. Die Lage des Roheisengeschäftes. Seit unserem letzten Berichte sind Aenderungen in der Verfassung des heimischen Roheisenmarktes kaum eingetreten. Die Abrufungen auf getätigte Ab schlüsse sind eher noch lebhafter geworden, dagegen üben die Gießereien wegen neuer Abschlüsse gegen wärtig eine gewisse Zurückhaltung, die begründet ist in der noch nicht völlig geklärten politischen Lage und der dadurch hervorgerufenen Unsicherheit an der Effektenbörse. In Puddel-, Stahl-, Bessemer- und Walzengußeisen ist vom Syndikat der Verkauf für das dritte Vierteljahr 1906 zu den seitherigen Preisen aufgenommen. Nach den neuesten Berichten aus England bleibt dort, trotz der erheblichen Abnahme der Warrantvorräte und der fortdauernden regen Aus fuhr, der Roheisenmarkt, bei ausgesprochener Zurück haltung der Verbraucher, schwach. Cleveland-Roheisen Nr. 3 schwankt zwischen 48 s 6 d und 49 s 3d. Man erwartet jedoch für die nächste Zeit eine Besserung des Marktes, zu dessen Stärkung wesentlich das Ab nehmen der Vorräte in den öffentlichen Lagerhäusern beiträgt, ein Zeichen dafür, daß die Erzeugung den Verbrauch nicht mehr übersteigt. Verein fiir den Verkauf von Siegerländer Eisenstein. Die Hauptversammlung vom 15. Februar d. J. beschloß, den Verein in eine Gesellschaft mit be schränkter Haftung umzuwandeln und das Syndikat auf dieser Grundlage bis zum 30. Juni 1910 zu verlängern. Aachener Hütten-Actien-Verein zu Rothe Erde hei Aachen. Der Geschäftsbericht für 1905 erwähnt zunächst die ungünstigen Einflüsse des großen Bergarbeiter ausstandes zu Beginn des Jahres und bemerkt dann, daß die anfangs geringfügig erschienenen Mängel an den elektrischen Einrichtungen des neuen Stahlwerkes, das am 1. Februar 1905 in Betrieb genommen wurde, sich als sehr störend erwiesen haben, zumal da die Walzwerke in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Beseitigung der Fehler, mit der zugleich eine Ver größerung der Walzwerksanlagen begonnen wurde, um diese der Leistungsfähigkeit des Stahlwerkes anzu passen, nahm viel Zeit in Anspruch; erst in den letzten Monaten des Berichtsjahres war daher ein regel mäßiges Arbeiten möglich. Der Betrieb der Gruben und Hochöfen in Esch und Deutsch-Oth verlief im allgemeinen ohne nennenswerte Störungen; in Deutsch- Oth wurde am 6. November zur Deckung des stär keren Bedarfes an Roheisen der dritte Hochofen an geblasen. Die Erzförderung betrug 1 824 104 t (gegen 871 734 t im zweiten Halbjahre 1904), die Roheisen produktion 487 943 (225 460) t, die Rohstahlerzeugung 362 598 (169 891) t, die Produktion der Eisengießerei in Rothe Erde 10 702 (4853) t, die Produktion des Kalkwerkes Büsbach 36 203 (17 401) t und die Her stellung von Schlackenmehl 79 053 t. Die Arbeiter zahl belief sich im Jahre 1905 auf durchschnittlich 6644 (1904: 6366) Mann. — Der Bruttogewinn nach der Verrechnung in der Interessengemeinschaft mit der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft und dem Schalker Gruben- und Hüttenverein beläuft sich auf 6 316 393,13 JI-, nach Abzug von 302 481,41 JI für Zinsen, 6671,85 JI für zweifelhafte Forderungen und 2782 % für Kursausgleich, sowie nach Ab schreibungen in Höhe von 2 150 000 % stellt sich der Reingewinn auf 3 854 457,87 Jt. Aktien-Gesellschaft Buderus’sche Eisenwerke zu Wetzlar. Nach dem Berichte des Vorstandes über das Ge schäftsjahr 1905 betrug die Eisensteinförderung unter Einschluß der Lollarer Gruben 162 818 t gegenüber