1. April 1906. Industrielle llundschau. Stahl und Bisen. 435 steigerten Anforderungen nach Möglichkeit nach- zukommen. Die traurigen Erfahrungen während der letzten Krise haben unsere Industrie in dieser Be ziehung zur größten Vorsicht angeleitet und werden aller Voraussicht nach auch in Zukunft einen nach haltigen Einfluß auf die Zügelung des Unternehmungs geistes ausüben. Fassen wir nunmehr unsere Ausführungen über den letztjährigen Geschäftsgang zusammen, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß die Produktion einen bisher unerreichten Umfang annahm, dem aber leider ein entsprechender Geschäftsgewinn nicht gegenübersteht. Der Hauptgrund hierfür lag in einer Aufwärtsbewegung der Rohmaterialienpreise, die ebenso wie die Preis höhe selbst in der Wirtschaftsgeschichte ohnegleichen dasteht. Es ist nun leicht einzusehen, daß unsere Industrie dieser Bewegung gegenüber einen sehr schweren Stand hatte, da sie leider nur über sehr wenige Kartelle verfügt, die eine richtige Preisregu lierung durchführen können; es sind dies die Ver kaufsstelle der vereinigten Glühlampen-Fabrikanten, deren Satzungen in der vom Reichsamt des Innern dem Reichstage unterbreiteten Denkschrift über das Kartellwesen veröffentlicht worden sind, und eine lose Vereinigung einer Anzahl von Dynamomaschinen- und Elektromotoren-Fabriken. Den beiden letzten Gemein schaften gelang es, mäßige Teuerungszuschläge durch zusetzen, während die übrigen Spezialindustrien trotz aller Bemühungen sich zu einem gemeinsamen Vor gehen nicht durchzuringen vermochten. Es mußte daher den einzelnen Firmen überlassen bleiben, je nach dem Einfluß der erhöhten Rohmaterialienpreise auf die Gestehungskosten der Fertigfabrikate Preis erhöhungen vorzunehmen. Verschiedene Produzenten realisierten diese Bestrebungen, der Rest mußte sich mit der Möglichkeit trösten, durch Verbesserung der Fabrikationseinrichtungen und durch gesteigerten Umsatz den Mehraufwand für Rohstoffe wenigstens teilweise wieder einzubringen. Hoffentlich zwingen die voraussichtlich noch länger anhaltende Hausse bewegung auf dem Rohmaterialiermarkte und die Steigerung der Arbeitslöhne unsere Industriellen recht bald zu einem engeren Zusammenschlusse, um von Fall zu Fall eine gesunde Preisbemessung durchzu führen. Dem statistischen Teil entnehmen wir, als für unsere Leser besonders bemerkenswert, die beiden nachfolgenden Tabellen. I. Uebersicht über die Entwicklung der elektrischen Bahnen in Deutschland. 1. August 1896 1. Sept. 1897 1. Sept. 1898 1. Sept. 1899 1. Sept. 1900 1. Okt. 1901 1. Okt. 1902 1. Okt. 1903 1. Okt. 1904 Hauptzentren für elektrische Bahnen Zahl 42 56 68 88 99 113 125 134 140 Streckenlänge .... km 582 957 1 429 2 048 2 868 3 099 3 388 3 692 3 791 Geleiselänge km 854 1 355 1 939 2 812 4 254 4 548 5 151 5 500 5 670 Motorwagen .... Stück 1 571 2 255 3 190 4 504 5 994 7 290 8 365 8 702 9 034 Anhängewagen . . Stück 989 1 601 2 128 3 138 3 962 4 967 5 954 6 190 6 477 Leistung der elektrischen Maschinen . . . KW. 18 560 24 920 33 333 52 509 75 608 108 021 120 776 133 151 133 326 Leistung der f. Bahnbetrieb werwendeten Akkumu latoren KW. — — 5 118 13 532 16 890 25 531 30 052 38 736 39 809 II. Zahl der Elektrizitätswerke, unter Berücksichtigung der verschiedenen zur Anwendung kommenden Betriebskräfte. Betriebskraft 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 Dampf 99 151 218 290 382 463 509 552 570 630 Wasser 41 45 52 55 74 73 84 98 109 125 Gas 5 6 14 21 29 39 52 61 94 124 Wasser und Dampf 19 45 76 103 144 170 193 196 208 219 Wasser und Gas 1 3 4 4 5 5 7 10 16 18 Dampf und Gas 3 4 3 2 2 1 4 4 10 20 Ueber die in Tabelle II für das Jahr 1904 ge machten Angaben veröffentlicht die „Elektrotechnische Zeitschrift“ in ihrer Ausgabe vom 15. Februar d. J. Näheres. Nach dieser Zusammenstellung, die den Stand vom 1. April 1905 wiedergibt, hat man unter den Elektrizitätswerken nur solche Stromerzeugungs anlagen in Deutschland zu verstehen, die, für ihre Leitungen öffentliche Straßen und Wege benutzend, entweder ganze Ortschaften oder größere Teile von solchen mit elektrischem Strom für Licht- und Kraft zwecke versorgen oder anderen öffentlichen Zwecken dienen. Blockstationcn und Einzelanlagen sind in die Aufstellung nur dann aufgenommen worden, wenn sie die öffentliche Beleuchtung in demselben oder einem benachbarten Orte mit versehen oder unter Benutzung des Straßenlandes Strom an Private abgeben. Die Sta tistik umfaßt 1175 Werke, die sich auf 1133 Ortschaften verteilen und deren Leistung bei den verschiedenen Systemen aus folgender Tabelle zu ersehen ist: System Anzahl der Werke Leistung der Maschi nen in Kilowatt Leistung der Ak kumula toren in Kilo watt Gesamt leistung in Kilo watt Gleichstrom mit Akku mulatoren 929 231596 81462 313058 Gleichstrom ohne Akku mulatoren 44 2960 2960 Wechselstrom (ein- und zweiphasig) .... 43 38718 460 39178 Drehstrom 75 87666 1640 89306 Monozykl. Genera toren 2 1030 152 1182 Gemischtes System: Dreh- u. Gleichstrom 66 146756 23780 170536 Wechsel- u. Gleichstr. 16 8768 882 9650 1 1 75 517494108376 625870