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426 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 26. Jahrg. Nr. 7. vorragende Gelehrte zu der oben erwähnten Konferenz ein. Amerika war vertreten durch das „Bureau of Standards“, England durch das „National physical Laboratory“, Oesterreich durch die „k. k. Normal- Eichungskommission“, Belgien durch die „Commission des Unites electriques". Außerdem waren anwesend die Professoren Kohlrausch, Carhart, Glazebrook, Mascart (als Vertreter Frankreichs) und eine größere Anzahl anderer Gelehrter von Ruf. Der Grund zu der mangelnden Uebereinstimmung lag darin, daß man auf dem Elektro-Kongreß zu Chicago 1893 die Einheiten für Ohm, Volt, Ampre zahlenmäßig fest gestellt hatte und zwar das Ohm durch eine bestimmte Quecksilbersäure, Ampere durch einen bestimmten Silberniederschlag in der Zeiteinheit und das Volt durch einen bestimmten Bruchteil der EMK des Clark- Elementes. Durch das Ohmsche Gesetz ergibt sich aber bei Einsetzen der Einheiten für Volt und Ampöre ein Ohm, das von der festgesetzten Zahl um 0,1 0/o abwich, und so befanden sich Amerika, England und Frankreich, welche die Chicagoer Einheiten legalisiert hatten, in der schwierigen Lage, bei Benutzung des Clark-Elementes zu Spannungs- und Strommessungen eine unrichtige Zahl zugrunde legen zu müssen. Das Richtige natürlich ist, daß man nur zwei Einheiten als normale legalisiert, von denen das Ohm als pri märe Einheit bereits feststand, aber es fragte sich noch, welche von den beiden anderen man als primäre an sehen sollte. Die Reichsanstalt machte nun zunächst auf der Konferenz den Vorschlag, ein internationales Bureau der elektrischen Maßeinheiten zu errichten, das die Einheiten herstellen und Kopien an die anderen Nationen abgeben sollte. Die Organisation des Bureaus soll der der internationalen Erdmessung vollständig nachgebildet werden. Im übrigen kam die Konferenz zu folgenden Beschlüssen: 1. Es sollen nur zwei elektrische Einheiten als Grundeinheiten gewählt werden. 2. Als elektrische Grundeinheiten werden das internationale Ohm, dargestellt durch den Widerstand einer Quecksilbersäule, und das internationale Ampr, dargestellt durch einen Silberniederschlag, angenommen. 3. Das internationale Volt ist diejenige EMK, welche in einem Leiter, dessen Widerstand ein inter nationales Ohm beträgt, einen elektrischen Strom von einem internationalen Ampere erzeugt. 4. Als Normalelement wird das Westonsche Kadmiumelement angenommen. Außerdem wurden folgende Resolutionen gefaßt: a) Die Konferenz spricht den Wunsch aus, daß eine internationale Konvention vereinbart werde, um die Uebereinstimmung in den elektrischen Etalons, die in den verschiedenen Ländern im Gebrauch sind, sicherzustellen. b) In Anbetracht der Tatsache, daß die Gesetz gebungen der verschiedenen Länder in bezug auf elektrische Einheiten nicht vollständig übereinstimmen, hält es die Konferenz für wünschenswert, in Jahres frist eine offizielle Konferenz zusammenzuberufen, mit dem Zweck, diese Uebereinstimmung herzustellen. Mit großer Mehrheit wurde neben dem Ohm das Ampre als Einheit angenommen. Aus diesen beiden Einheiten ergeben sich das internationale Volt und, wie hier hinzugefügt sei, alle übrigen abgeleiteten Einheiten (nämlich das internationale Coulomb, Watt, Joule, Farad, Henry). Frankreich. In den Mitteilungen der Akademie der Wissenschaften* finden wir eine sehr bemerkens werte Abhandlung von Georges Charpy, die sich mit * „Comptes rendus hebdomadaires des sances de l’aeadömie des Sciences“, 4. Dezember 1905. den Erstarrungserscheinungen der betreffenden Ver bindungen befaßt, und betitelt ist: „Das Gleichgewichtsdiagramm der Eisen- kohlenstoflegierungen". Verfasser geht davon aus, daß die meisten bisher an- gestellten Versuche, die darauf hinausliefen, Struktur veränderungen im Eisen zu beobachten, keine Auf klärung über den Umstand bringen konnten, daß dieselbe Eisenkohlenstofflegierung je nach ihrer Abkühlungs geschwindigkeit sowohl als Graueisen wie als Weiß eisen erscheinen kann. Im folgenden sind die Re sultate Charpys in Kürze aufgezeichnet: Bei langsamer Abkühlung konnte keine Graphit ausscheidung beobachtet werden, wenn Silizium und Mangan nur in Spuren zugegen waren, auch wenn der Kohlenstoffgehalt etwas höher als 2 0/o war. Zwischen 2 und 4 0/o Kohlenstoff bildete sieh bei äußerst lang samer Abkühlung wenigstens gegen das Ende des Erstarrungsvorganges Graphit. Ein flüssiges Eisen mit 2,9 0/o Kohlenstoff, zur einen Hälfte in eine Metall kokille gegossen, zur andern Hälfte im Tiegel lang samer Abkühlung überlassen, zeigte nach dem Fest ¬ werden im ersten Falle keine Spur Graphitausscheidung, im zweiten fand man 2,21 0/o Graphit. Tauchte man aber den Tiegel bei einem weiteren Versuch in Wasser, so daß er sich auf ungefähr 1100 Grad ab kühlte, so erhielt man ein Eisen mit 0,95 0/o Graphit. Die mikroskopische Untersuchung der drei Produkte wies darauf hin, daß eich in allen Fällen von Beginn des Erstarrens an nach und nach so lange Misch kristalle ausgeschieden haben, bis sich ein festes eutektisches Gemenge herausbildete. Bei Weißeisen bestand es aus Mischkristallen und Zementit, bei Graueisen aus Mischkristallen und Graphit. Kühlte man die Proben kurz nach vollendetem Festwerden schnell ab, so erhielt man ebenso zusammengesetzte Endprodukte. Unter normalen Abkühlungsverhält- nissen bildeten sich neue Modifikationen, sei es daß sich Zementit oder Graphit abspaltete. Diejenigen Mischkristalle, welche noch bei 700 Grad beständig sind, verwandeln sich dann in Perlit. Das Endprodukt ändert sich also mit dem Verlauf der Abkühlung. Bei Graueisen beobachtete man bei genügend lang samer Abkühlung, daß die mit dem Graphit in un mittelbarer Berührung befindlichen Mischkristalle sich vollständig entkohlt hatten und Ferritbildung eintrat. Bei einer vorsichtig vergossenen Eisenkohlenstoff legierung kann man bei genauer Beobachtung der Abkühlung feststellen, daß das Festwerden bei einer Temperatur anfängt, die mit dem Kohlenstoffgehalt wechselt und etwa bei 1150 Grad vollendet ist. Bei