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Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Südwestdeutsch- Luxemburgische Eisenhütte. Die am 18. März in Metz unter Vorsitz von Generaldirektor Max Meier-Differ- dingen stattgehabte Hauptversammlung war von über 150 Mitgliedern besucht; an Gästen nahmen teil: Oberregierungs rat Dr. Freudenfeld in Vertretung des Bezirkspräsidenten, der Polizeipräsi dent sowie der Bürgermeister der Stadt Metz Justizrat Strüver. Der Vor sitzende begrüßte die Versammlung und teilte einige kurze geschäftliche Angaben mit, aus denen hervorzuheben ist, daß die Entwicklung der Eisenhütte in sehr erfreulichem Fortschreiten begriffen ist und diese gegenwärtig schon über 250 Mitglieder zählt. Professor Osann- Clausthal hielt einen Vortrag über die Konstruktion der Hochofenprofile und ihre grundlegenden Werte, Oberingenieur Gerkrath über Antriebsarten von Walzen straßen, nämlich durch Dampf- oder Gasmaschinen, oder elektrische Motoren. Beiden Vorträgen folgten lebhafte Besprechungen, an denen hervorragendste Vertreter der genannten drei Richtungen teilnahmen. Wir- behalten uns vor, die Vorträge demnächst abzu drucken und auch auf die Besprechungen eingehend zurückzukommen. Das sich an die Versammlung anschließende ge meinsame Festmahl fand in dem neuen schönen Fest saal des Hotels Terminus statt. Generaldirektor Meier erinnerte in dem Trinkspruch, den er auf den Kaiser ausbrachte, an die heißen Kämpfe, die vor mehr als 35 Jahren um Metz entbrannten, und gedachte deren Notwendigkeit, um die deutsche Ein heit zu erzielen. Dann wies er auf die starke Ent wicklung hin, die Bergbau und Eisenindustrie gerade in Lothringen unter dem neuen Regiment genommen haben, und feierte unseren Kaiser als den Friedens kaiser unter der lebhaften Zustimmung der Versamm lung. Generaldirektor D o w e r g-Kneuttingen be grüßte die Ehrengäste, während Oberregierungsrat Dr. Freudenfeld namens der von ihm vertretenen Regierung dankte und dabei auf die guten Beziehungen zwischen der Industrie und der von ihm vertretenen Behörde hinwies und Bürgermeister Ströver in humorvoller Rede die beiden Vortragenden Osann und Gerkrath, denen die Hauptarbeit des Tages obgelegen habe, feierte. Der Geschäftsführer des Hauptvereins, Dr. ing. Schrödter, brachte den Schlußtrinkspruch aus, der der Stadt Metz und dem lothringischen Lande galt. Mit hoher Befriedigung vermag die Eisenhütte auf den anregenden Verlauf der Versammlung zurück zublicken. American Society of Civil Engineers.* Auf dem jährlichen Meeting der American’ So ciety of Civil Engineers am 17. bis 19. Januar 1906 zu New York überreichte der Sonderausschuß für Stahlschienen, eine Unterabteilung der amerikanischen Kommission zur Festsetzung einheitlicher Abnahme bestimmungen, die dem Zusammengehen der bedeu- * Nach „The Iron Age“, 1. Febr. 1906, S. 424/426. tendsten Eisenbahngesellsehaften der Vereinigten Staaten, Kanadas und Mexikos entsprungenen Abnahmevorschriften für Stahlschienen. Nach den Ermittlungen dieses Ausschusses werden in Amerika 90 0/o Schienenstahl nach dem Bessemer- und 10 0/o nach dem basischen Martin verfahren her gestellt, während auf dem europäischen Kontinent beinahe nur Thomassehienen zur Verwendung kommen und in England mit Ausnahme eines Werkes alle in den Handel gebrachten Schienen der sauren Bessemer birne entstammen, eine Folge des Charakters der Eisenerze der einzelnen Länder. Der Ausschuß ist der Ansicht, daß bei niedrigerem Phosphor- und hohem Kohlenstoffgehalt brauchbareres Schienenmaterial sich erzeugen lasse, als wenn durch hohen Gehalt an ersterem Element der Kohlenstoff erniedrigt werden muß. Bei den alten Schienen von leichterem Profil war die chemische Zusammensetzung nicht so wichtig wie bei den schwereren, da durch das mehr Arbeit erfordernde Herunterwalzen des Stahls zu den kleinen Profilen schließlich der Stahl kälter geworden war und so ein feinkörnigeres und zäheres Material er zielt wurde. Dadurch läßt es sieh teilweise erklären, weshalb so viele der alten Schienen trotz unregel mäßiger chemischer Zusammensetzung gute physi kalische Ergebnisse aufwiesen. Alles in allem be trachtet ist es daher ratsam, Vorschriften, die sich auf die Herstellung und Abnahmebesichtigung der Schienen erstrecken, auszuarbeiten. Es wirken jedoch die verschiedenen Erze des Handels hindernd auf Be stimmungen, die in chemischer Beziehung ideal sein sollen, während der physikalischen Prüfung von Stahl durch bestehende Werke und deren Verfahren Schranken gesetzt werden. Die Erkenntnis der Ge fahr für Menschenleben bei dem gegenwärtig üblichen Prüfungsverfahren macht es zur Pflicht des Ingenieurs, darauf zu dringen, daß eine Aenderung eintritt, selbst wenn dem Verbraucher dadurch größere Unkosten erwachsen oder der Fabrikant geringeren Verdienst einziehen kann. Aus diesem Grunde wurde das Ab schneiden der Rohschienen in die Bestimmungen ein gefügt, da es wohl bekannt ist, daß eine der häufigsten Ursachen für Schienenbrüche vom Lunkern herrührt. Oft haben sich solche innere Fehler erst herausgestellt, nachdem die Schienen dem Verkehr übergeben waren, und ist also möglichste Sorgfalt bei der Fabrikation von größter Wichtigkeit. Bei Schienen aus dem basischen Martinofen, deren Verwendung sich aller dings nur über wenige Jahre erstreckt, sind die Prü fungsergebnisse als besser zu bezeichnen als bei Bessemerschienen. Einen schlagenden Beweis für die Ueberlegenheit der ersteren lieferten Versuchsschienen mit sehr hohem Kohlenstoffgehalt auf den Linien der Pennsylvania Railroad. Der Charakter der für die Deckung des Bedarfs in Zukunft hauptsächlich in Be tracht kommenden amerikanischen Erze ist, soweit bis jetzt bekannt, derartig, daß man an die Herstellung basischen Schienenmaterials wird denken müssen. Nachstehend sind die Vorschläge des Sonderaus schusses in ihren Hauptzügen wiedergegeben: Vorschriften für Bessemer-Stahlschienen. Herstellung: Die Blöcke sind in senkrechter Lage in den Durchweichungsgruben bis zum Walzen aufzubewahren bezw. bis der Stahl im Inneren ge nügend erstarrt ist. Fehlerhafte Blöcke sind auszu- scheiden. Von dem aus dem Kopfstück des Blockes stammenden Ende der Rohscbiene soll bei einem Querschnitt der Rohschiene von rund 200 X< 200 mm