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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark jährlich exkl. Porto. Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHLUNEISE ZEITSCHRIFT önspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Redigiert von Dr.-Ing. E. Schrödter, und Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, für den technischen Teil Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den wirtschaftlichen Teil. Kommissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. Nr. 7. 1. April 1906. 26. Jahrgang. Hundertjahresfeier des Neunkircher Eisenwerkes. A m 22. März 1906 sind 100 Jahre ver- - A flossen, seit das Neunkircher Eisenwerk in den Besitz der Familie Stumm überging, und mit Recht hat man den Tag nicht vorübergehen lassen, ohne die hundertjährige Entwicklung des Werkes in einer Festschrift niederzulegen. Dieses von Dr. Tilles gewandter Feder verfaßte Buch bietet manches, was in historischer und eisen- hüttentechnischer Hinsicht bemerkenswert ist und verdient weiteren Kreisen bekannt zu werden, um so mehr als sich in dem Schicksal des Stumm- sehen Werkes mehr oder weniger die Geschichte der Eisenhüttenindustrie im Saargebiet wider spiegelt. Die Entstellung des Neunkircher Werkes reicht schon in das 16. Jahrhundert zurück. Um 1600 standen hier zwei Schmelzöfen und zwei Hämmer, die im Dreißigjährigen Kriege von spanischen Truppen zerstört wurden. 1664 waren wieder ein Schmelzofen und ein Hammer in Betrieb; 1686 beschäftigte das Werk 5 Schmelzer, 7 Frischer und Hammerknechte, 19 Erzknappen und 2 Köhler; im dritten Jahr zehnt des 18. Jahrhunderts galt das Werk bereits als die größte Hüttenanlage links vom Rhein, und in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts erweiterte man das Werk so beträcht lich, daß es als Sehenswürdigkeit vielfach auf gesucht wurde. Auch Goethe hat das Werk von Straßburg aus 17 70 besucht und sich an dem nächtlichen Feuerschein, dem Wassergetriebe und dem Sausen des Windstromes ergötzt. 1782 ging die Hütte in den Besitz einer französischen Gesellschaft über, dann wurde es von der (Nachdruck verboten.) französischen Republik weiter verpachtet und schließlich an die Gebrüder Stumm im Jahre 1806 verkauft. Damals schon waren die Stumms das erste Eisenhüttengeschlecht dieser Gegend, bereits 1715 hatten sie das Recht erworben, den Hammer Birkenfeld anzulegen, und bis zum Jahre 1798 sah sich die Familie im Besitz von 8 Hüttenwerken und Hämmern, die alle auf dem Hunsrück lagen. Da sich aber hier die Wald bestände zusehends lichteten, mußte die Familie ihr Augenmerk auf Neuerwerbungen richten, vor allen Dingen auf das im Aufschwung begriffene Neunkircher Werk, das sie in früherer Zeit schon einmal zu pachten versucht hatte. Zur Zeit des Ankaufs bestand die Hütte aus 2 Schmelzen mit 2 Hochöfen und Gebläsevorrichtungen, 2 großen Hämmern, einem kleinen Hammer, einer Schlackenpoche, 2 Erzwäschen, 2 Formhäusern, einer Sandgießerei und 2 Kohlenscheuern. Dazu besaß sie das Recht auf alles Eisenerz der Herrschaft Ottweiler. Auf dem Werke röstete man die tonigen Spateiseusteine, während die Rot eisensteine roh zur Verwendung kamen. Das Ausbringen der Erze betrug etwa 30 bis 35 °/o. In 24 Stunden lieferte ein Hochofen eine einzige Tonne Roheisen, aus dem man entweder un mittelbar Gußwaren herstellte oder nach der Frischung auf den Hämmern Halbzeug und Fertigerzeugnisse schmiedete. Als Brennmaterial wurde Selbstgebrannte Holzkohle aus eignen Holzbeständen verwendet und aus einem in der Nähe gegrabenen Kohleneisenstein Eisen gewonnen. Die Eisenwaren bestanden einerseits aus Gußeisen und zwar hauptsächlich aus Geschir- VH.w 1