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1. April 1906. Schwebetransporte in Berg- und Hüttenbetrieben. Stahl und Eisen. 385 schlüssig auf ihren Schienen laufen, also an eine bestimmte Steigung gebunden sind. Eine Aus nahme hiervon bilden selbstverständlich die so genannten Bremsberge oder Schrägstrecken mit Seilbetrieb, die aber auch wieder den, den pro duktiven Arbeiten vorbehaltenen Boden stark in Anspruch nehmen. Außerdem lassen aber auch Schrägstrecken von Standbahnen mit zwang- läufigem Betriebe eine Steigung nur von einer gewissen Grenze zu, da sich bei den Standbahn wagen über eine bestimmte Steigung hinaus der Schwerpunkt derart verlegt, daß auch hierdurch die Betriebsmöglichkeit ein Ende findet. Anders dagegen bei den Schwebebahnen, die infolge der hängenden Anordnung ihrer Last gefäße stets ein stabiles Wagengleichgewicht aufweisen, die, sofern sie mit Zugseil betrieben werden, ohnehin einen zwangläufigen Betrieb, der nicht an eine Steigung gebunden ist, be sitzen und die sich infolge dieses Umstandes in hervorragenderWeise dazu eignen, über Schräg brücken von ganz beliebiger Steigung geführt zu werden, hierbei also die zweite Möglichkeit, die Ueberwindung von Höhendifferenzen mit fest stehenden Anlagen, bieten, diejenige der kon tinuierlich betriebenen Schrägbrücken. Es ist ja klar, daß Hängebahn-Schrägbrücken an keine Steigung gebunden sind, soweit die technische Durchbildung der Wagen der Bahn neigung angepaßt ist. Man kann sich sehr wohl denken, daß diese Steigung, die sehr häufig mit lOO°/o, also 45 Grad, ausgeführt ist, noch weit über dieses Maß hinaus zu erhöhen wäre, ja daß sie schließlich 1 : co wird, zur Senkrechten übergehen könnte, womit wir das kontinuierlich arbeitende Paternosterwerk erreicht hätten. Im Berg- und Hiittenbetriebe kommt es häu figer als in jedem andern Betriebe zudem noch vor, daß an einzelnen Punkten nicht nur auf eine Höhe zu arbeiten ist, sondern daß sich die Arbeitshöhe im Laufe der Zeit verändert, wo durch besondere Schwierigkeiten durch Erhöhung und Verlängerung eventueller Aufzüge entstehen würden. Ist nun schon für finanziell schwer zu verwendende Produkte die Frage der Transport billigkeit eine die Rentabilität der Werke wesent lich beeinflussende, so ist dieses noch mehr der Fall bei denjenigen Materialien, bei denen auf die Erzielung eines Gegenwertes durch Verkauf nicht zu rechnen ist, wie z. B. bei den Abfällen, an denen ja die Berg- und Hüttenindustrie sehr reich ist. Ich erinnere nur an die ungeheuren Mengen von Hochofenschlacken, Bergen usw., die vielfach am Platze nicht verwendet werden können und deshalb auf die Halde gebracht werden müssen, und gerade aus diesem Haldenbetriebe habe ich hier nun ein Beispiel gewählt, um die Vorteile der Schwebebahneinrichtungen bei Ueber windung von Höhenunterschieden mit Hilfe von Schrägbrücken zu illustrieren. Die Aufschüttung von Bergen und Schlacken halden erfolgte seither ja auch vielfach mit Hilfe von Drahtseilbahnen, derart, daß eine 20 m hohe oder noch höhere Seilbahnstation errichtet und zunächst vollständig verschüttet wurde, worauf dann der Haldensturz mittels transportabler Hängebahn oder Schmalspurbahngeleise, mitunter auch durch Haldenbremsberge Erweiterung fand. Auf die so bis zu einer bestimmten Höhe auf gebaute Halde wurde nötigenfalls noch eine zweite aufgestttrzt, indem man auf der ersten wieder eine neue Seilbahnstation von ent sprechender Höhe errichtette. Hierbei war es jedoch immer noch notwendig, daß man zur horizontalen Erweiterung der Halde die Seil bahnwagen entweder auf Hängeschienen oder fortwährend zu erweiternden Geleisen bis an die Absturzkante brachte, wodurch sich ein Hand betrieb in umfangreichem Maße nicht umgehen ließ, denn das selbsttätige Abstürzen fand sehr bald in der Höhenlage eine Grenze. Nun hat man schon vor langer Zeit versucht, nach Art der Ketten- und Seilbahnen konstruierte Haldenbahnen zu benutzen, indem man auf die Halde, dem Böschungswinkel entsprechend, eine mit Gitterträgern unterstützte Schienenbahn legte, deren Wagen mittels Seil und Winde hinauf gezogen, am oberen Ende von einem Arbeiter entleert und wieder heruntergelassen wurden. Diese schräge, brückenartige Bahn läßt sich wohl beliebig erweitern, doch kann sie im Betrieb auf der Halde eine Bedienung durch Arbeiter nicht entbehren, dann arbeitet sie nicht kon tinuierlich, und je höher die Halde wird, um so geringer wird ihre Leistung an geförderten Bergen. Das vor etwa zwanzig Jahren in der Eisenkonstruktionstechnik eingeführte System des Kragträgerbaues hat seitdem durch seine vielen Vorzüge, hauptsächlich durch Ersparung jeden Gerüstes bei der Ausführung großer Aus ladungen, ziemlichen Eingang gefunden, und ist auch hier wieder vorbildlich für die Konstruk tion der neuen Bleichertschen Haldenbrücken (D. R. P. Nr. 150 197) gewesen. Diese Einrichtung, die sich aus Abbildung 4 leicht erkennen läßt, besteht im wesentlichen aus einer Brücke, die mit einer, dem natürlichen Böschungswinkel der Halden möglichst genau angepaßten Neigung aufgestellt wird. Diese Brücke, die aus zwei seitlich liegenden Gitter trägern mit gegenseitig verbundenen Ober- und Untergurten besteht, so daß der Innenraum frei bleibt, ist mit einer endlosen Seilbahn aus gestattet, deren Ladestation am Fuße der Neigung oder in ganz beliebiger Entfernung von diesem angeordnet ist. Die Brücke selbst wird aus einzelnen kürzeren Stücken hergestellt, so daß sie bei fortschreitendem Haldensturz ständig verlängert werden kann. Es geschieht dies dann, wenn die Beschüttung so weit fortgeschritten