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1. Januar 1906. Einiges aus der tnefallograghisclnu Praxis. Es ist somit möglich, durch einfache Aetz- proben, insbesondere mit Kupferammonchlorid- lösung, bereits tiefen Einblick in den Aufbau von Materialien zu gewinnen. So ist z. B. Abb. 13 eine Skizze eines geätzten Schienen- Abbildung 13. A = helle Außenzone. J = dunkle Innenzone. abschnitts. Die Innenzone J war erheblich dunkler als die Außenzone, es mußte somit starke Seigerung stattgefunden haben. Die ge sonderte Analyse bestätigt dies: Außenzone Innenzone % % Phosphor 0,063 0,127 Schwefel 0,023 0,060 Mangan 0,50 0,55 In Abb. 14 ist ein mit Kupferammonchlorid geätzter Schliff durch ein Kesselblech dargestellt. In der Kernzone liegen reichliche dunkle Linien, die auf höheren Phosphorgehalt schließen lassen. Die analytische Nachprüfung ergab: In der äußeren, an dunklen Streifen armen Zone Längs der dunklen Streifen in der Innenzone . . . Durchschnittsgehalt in der Innenzone 0,088 o/o Phosphor 0,200 » 0,119 „ Die Abb. 15 und 16 stellen zwei mit Kupfer- ammonchlorid geätzte Schliffe durch einen Fluß eisenknüppel dar. Der Schliff Abb. 15 entspricht dem Kopfende, Schliff Abb. 16 dem Fußende des Blockes, aus dem der Knüppel gewalzt wurde. Die Dunkelfärbung der Innenzone in Abi). 15 läßt sofort den Schluß auf stärkere Seigerung zu, während in Abb. 16 die Seigerung zurück tritt. Die Analysen ergaben: Kopfende Randzone Kernzone % % Kohlenstoff .... 0,08 0,11 Mangan 0,50 0,52 Phosphor .... 0,080 0,125 Auch in Schweißeisenproben kann die Aetzung über die Verteilung des Phosphors Aufschluß gewähren. Abb. 17 giebt einen Schliff von einem Flacheisen wieder. Er besteht vorwiegend aus dunklen grobkörnigen Stellen; der Phosphor gehalt muß somit hoch sein. Er war laut Analyse gleich 0,25 °/o. Im Schliff Abb. 18 liegen vorwiegend helle Streifen; dunkle Streifen treten zurück. Der durchschnittliche Gehalt an Phosphor muß niedriger sein als in Abb. 17. Die dunklen Streifen müssen höheren Phosphor gehalt aufweisen. Es ergab sich: Durchschnittlicher Gehalt des Flacheisens . . . 0,067 0/o Phosphor Gehalt in einem dunklen Streifen . 0,16 » » Anschließend an die genannten Beispiele soll auseinandergesetzt werden, welchen Einfluß die Seigerungen, besonders die Anreicherungen an Phosphor, auf die Eigenschaften des Materials und auf den Gang der mit diesen Materialien vorgenommenen Untersuchungen ausübt. a) Zerreißfestigkeit und Bruch dehnung. In der Regel ist in den mit Aus seigerungen behafteten Stellen die Bruchfestig keit etwas höher und die Bruchdehnung etwas geringer als an den übrigen Stellen des Materials. Die Unterschiede sind aber meist nicht sehr er- lieblich und jedenfalls selten so groß, daß man sich über die Folgen der Seigerungen auf das Verhalten des Materials ein zutreffendes Bild machen könnte. In Abb. 19 ist ein mit Kupfer ammonchlorid geätzter Schüft eines Rundstabes abgebildet, der starke Seigerungen aufweist. Die für Kern- und Randzone anf Grund der Aetzprobe getrennt ermittelten Festigkeitseigen schatten sind: Bruchdehnung Streckgrenze Bruchgrenze (auf 100 mm gemessen) kg/qmm kg/qmm % Rand .... 23,8 ' 37,1 25,5 Kern .... 27,5 42,5 22,4 Abb. 20 stellt einen Querschliff dar durch eine gebrochene Pleuelstangenschraube. Der geätzte Schliff läßt starke örtliche Ausseigerungen in der Kernzone erkennen. Die Gesamtunter suchung ergab folgende Werte: Fußende Rand und Kernzone % 0,09 0,50 0,080 Tabelle 1. Kohlenstoff % Phosphor % Schwefel % Streckgrenze kg/qmm Bruchgrenze kg/qmm Bruchdehnung % Biegezahl Außenzone • 0,09 0,050 0,04 25,8 39,6 35,3 3 Innenzone 0,11 0.080 0,08 27,3 43,9 24,9 1