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12 Stahl und Eisen. Einiges aus der metaUographischen Praxis. 26. Jahrg. Nr 1. kohlenstoffreichen Stellen verwechseln, die auch etwas dunkel erscheinen; bei stärkerer Ver größerung kann er sich aber wegen des in kohlenstoffreicherem Eisen reichlicher vorhan denen Perlits über seinen Irrtum aufklären. An Stellen des Flußeisens, das im kalten Zustande deformiert worden ist, z. B. in der Umgebung von gestoßenen Nietlöchern und dergleichen, treten auch dunklere Färbungen auf. Ueber die Ent stehungsursache dieser Färbungen kann man sich durch Beobachtung der Ferritkörner bei stärkerer Vergrößerung unter dem Mikroskop Rechenschaft geben. Diese zeigen an solchen Stellen Form veränderungen, Aetzfurchen usw. Verwechslung ist also bei Achtsamkeit ausgeschlossen; bei einiger Uebung genügt schon der oben geschil derte bräunliche Ton der phosphorreichen Ein- Schlüsse zur Erkennung.) In Abbildung 8 ist die Wirkung des Aetz- mittels deutlich gemacht. In ein phosphorarmes Flußeisen mit 0,01 °/o Phosphor wurde ein Kern eines phosphorreichen Materials mit 0,28 °/o Phosphor künstlich eingesetzt. Die zusammen- gesetzte Probe wurde geschliffen und mit Kupfer- ammonchlorid geätzt. Die chemische Zusammen setzung der beiden Proben war: Helle Dunkle c . . . Außenzone: Basisches Siemens- Martin-Flußeisen .... 0,07 Innenzone: Thomas-Flußeisen vor völliger Entphosphorung 0,08 Si . . . .... 0,06 n. b. -Mn . . . .... 0,10 0,27 P . . . ' . . . 0,010 0.28 S . . . .... 0,019 n. b. Cu . . . .... 0,015 n. b. Die phosphorreichere Innenzone ist dunkel gefärbt. Andere Aetzmittel würden hierbei nicht so guten Aufschluß gewähren. Salpetersäure bringt keine Unterschiede in den beiden Zonen hervor. Salzsäure frißt den phosphorreicheren Teil tiefer aus. Das Aetzverfahren mit Salz säure, wie es vielfach noch im Eisenbahnwesen gebräuchlich ist, dauert 24 bis 48 Stunden, während die Aetzung mit Kupferammonchlorid in einer Minute beendet ist. Die Salzsäure frißt an den phosphorreicheren Stellen das Material tief aus, es erscheinen dort Löcher, die noch außerdem wegen der in der Umgebung des Loches vergrößerten Angriffsoberfläche wesentlich größer erscheinen als die an ihrer Stelle vor handen gewesenen phosphorreicheren Stellen. Dies kann zu Irrtümern führen und hat auch dazu geführt; man hat von „porösem“ Stahl an solchen Stellen gesprochen, ohne zu bedenken, daß die Salzsäure als Aetzmittel zur Feststellung von Hohlräumen und kleinen Undichtheiten aus dem oben angegebenen Grunde gar nicht zu ge brauchen ist: sie schafft selbst Hohlräume. Noch einen wichtigen Vorteil besitzt die Kupfer ammonchloridätzung ; sie gestattet noch mikro skopische Nachprüfung für den Fall, daß man sich über verschiedene Erscheinungen im Schliff weiter unterrichten will. Die Salzsäureätzung ist für diesen Zweck völlig unbrauchbar. Auf Grund der Aetzung mit Kupferammon chlorid war in dem Kesselblechschliff (Abbil dung 7) bereits zu erkennen, daß die Kernzone wegen der dunkleren Färbung phosphorreicher ist als die hellere Randzone, und daß in den dunklen Streifen der Kernzone der Phosphorgehalt be sonders angereichert sein muß, wie dies ja auch die früher mitgeteilten Phosphoranalysen be stätigt haben. Abbildung 7 ist ein Bild in etwa 3/4 natürlicher Größe, man erkennt bereits mit unbewaffnetem Auge grobe Kristallkörnei' in den dunkleren Streifen; in Abbildung 9 ist ein sol cher Streifen bei etwa vierfacher Vergrößerung wiedergegeben. Er ist durch einen Pfeil an gedeutet. In Abbildung 10 ist einer der groben Kristalle aus dem Streifen bei 123 facher Ver größerung dargestellt. Das Eisenphosphid ver mag* mit dem Eisen Mischkristalle bis zu einem bestimmten höchsten Grenzbetrage an Phosphor zu bilden. Der Kristall in Abbildung 10 ist ein solcher Mischkristall. Die kleinen rundlichen ganz hellen Einschlüsse in Abbildung 10 sind kleine Schlackeneinschlüsse (von der Desoxy dation herrührend), die sich meist längs der phosphidreicheren Ausseigerungen zusammen scharen. Außer den Phosphidseigerungen bemerkt man unter dem Mikroskop in der Kernzone nament lich in der Nähe der dunklen phosphorreichen Streifen Anhäufungen grauer Einschlüsse von Schwefelmetallen (vgl. Abb. 11 in 123 facher Vergrößerung). Demnach muß der Schwefel gehalt an diesen Stellen angereichert sein, was die Analyse bestätigt: Außenzone 0,04 0/o Schwefel, Kernzone längs der Streifen 0,16 » „ Durchschnittlicher Gehalt des Bleches 0,10 » » Auch hier 'gibt es ein einfaches, im Ma terialprüfungsamt ausgebildetes Verfahren, um sich schnell über etwaige Anreicherung von Schwefelmetallen an gewissen Stellen eines Materials zu unterrichten. Auf die Schnitt fläche, die nicht besonders poliert, sondern nur glattgefeilt zu sein braucht, wird ein Seiden läppchen aufgelegt und mit einer Quecksilber chloridlösung mittels Pinsel angefeuchtet. Darauf wird Salzsäure auf das Läppchen aufgetragen. An den Stellen, wo Schwefelmetalleinschlüsse in größeren Anhäufungen liegen, wird der ent wickelte Schwefelwasserstoff das Läppchen dunkel färben. In Abb. 12 ist ein solches Läppchen abgebildet. * Stead: „Eisen und Phosphor“. Tron and Steel Institute 1900.